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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Masten aus der Spur nahmen und die aufgeschossenen Leinen wegtrugen und dann ihren Fang auf die Pier warfen.
    «Laß sie uns mitnehmen, bitte, Pa. Es ist ein schöner Kater.»
    «Meinst du, daß ihm die See nicht fehlen wird?»
    «Bestimmt nicht, Pa. Hier geht’s ihm nur schlecht. Hast du gesehen, wie elend die Katzen in den Straßen aussehen? Der wird genauso.»
    «Nimm ihn mit», sagte der Wirt. «Auf einer Farm gefällt’s ihm bestimmt.»
    «Hör mal zu, Tomas», sagte einer der Fischer, der von seinem Tisch aus die Unterhaltung gehört hatte. «Wenn du eine Katze suchst, dann kann ich dir eine Angora besorgen, eine echte Angora. Aus Guanabacoa. Einen echten Angora-Tiger.»
    «Ist es ein Kater?»
    «Genausogut wie du», sagte der Fischer. Am Tisch lachten alle. Fast alle spanischen Witze drehten sich um dieselbe Sache. «Er hat bloß Haare drauf», sagte der Fischer, der noch mehr Gelächter haben wollte, und es bekam.
    «Pa, laß uns den Kleinen mitnehmen», sagte der Junge. «Es ist ein Männchen.»
    «Bist du sicher?»
    «Ich weiß es, Pa.»
    «Das hast du bei den beiden Perserkatzen auch gesagt.»
    «Perserkatzen sind anders, Pa. Bei den Perserkatzen habe ich mich geirrt, das gebe ich zu. Aber jetzt weiß ich’s. Ich weiß es bestimmt.»
    «Also willst du nun den Angora-Kater aus Guanabacoa oder nicht, Tomas?» fragte der Fischer.
    «Ist es ein Hexer?»
    «Von wegen Hexer. Der weiß nicht mal, wer Santa Barbara ist. Der ist christlicher als du.»
    «Es muy posible», sagte einer der Fischer, und alle lachten.
    «Was soll das Prachtstück denn kosten?» fragte Thomas Hudson.
    «Nichts. Ich schenke dir’s zu Weihnachten. Es ist ein echter Angora-Tiger.»
    «Komm her, trink einen und erzähl mir, wie er aussieht.»
    Der Fischer trat an die Bar. Er trug eine Hornbrille und ein sauberes blaues, verschossenes Hemd, das aussah, als könnte es den nächsten Waschtag nicht überstehen. Es war hauchdünn über dem Rücken, und die Nähte fingen an aufzugehen. Er hatte eine ausgewaschene Khakihose an und war barfuß, zu Weihnachten. Sein Gesicht und seine Hände waren verbrannt und dunkel wie Holz. Er legte seine schwieligen Hände auf die Theke und sagte zum Wirt: «Whisky und Ginger Ale.»
    «Von Ginger Ale werde ich krank», sagte Thomas Hudson. «Gib mir einen mit Soda.»
    «Mir tut Ginger Ale gut», sagte der Fischer. «Ich mag Canada Dry. Ohne Ginger Ale mag ich den Geschmack von Whisky nicht. Hör mal zu, Tomas: es ist ein ordentlicher Kater.»
    «Pa», sagte der Junge, «ehe du und der Herrn da trinken: Nehmen wir den Kleinen mit?»
    Er hatte ein Stück Garnelenschale an einen weißen Zwirnsfaden gebunden und spielte mit dem kleinen Kater, der auf den Hinterbeinen stand, wie die Löwen auf den Wappenschildern stehen, und mit dem Spielball boxte, mit dem der Junge ihn lockte.
    «Willst du ihn haben?»
    «Du weißt doch, daß ich ihn haben möchte.»
    «Dann nimm ihn mit.»
    «Ich danke dir, Pa. Ich bring ihn zum Auto hinaus, damit er sich daran gewöhnt.»
    Thomas Hudson sah dem Jungen nach, wie er mit dem kleinen Kater in den Armen über die Straße ging und mit ihm vorn ins Auto einstieg. Das Verdeck des Wagens war geöffnet, und von der Theke her konnte er den Jungen sehen, der in der Sonne in dem Cabriolet saß. Seine braunen Haare wehten im Wind. Den kleinen Kater konnte er nicht sehen, denn der Junge hielt ihn auf dem Sitz fest, und er saß unten im Windschatten, und der Junge streichelte ihn.
    Jetzt gab es den Jungen nicht mehr, der Kater hatte ihn überlebt und war ein großer alter Kater geworden. Wie Boise und er selber jetzt miteinander lebten, wollte keiner den andern überleben, dachte er. Ich weiß nicht, wie viele Menschen und Tiere sonst schon ineinander vernarrt gewesen sind. Vermutlich ist es ziemlich komisch, aber ich kann’s nicht komisch finden.
    Nein, dachte er, ich finde es nicht komischer, als wenn der Kater eines Jungen den Jungen überlebt, dem er gehört hat. Natürlich war manches lächerlich an Boise, wenn er maunzte und dann plötzlich tragisch aufschrie und sich so lang wie er war gegen den Mann stemmte. Manchmal fraß er auch mehrere Tage nicht, wenn der Mann weg war, wie die Boys im Haus ihm gesagt hatten, aber am Ende bezwang ihn der Hunger jedesmal. Obgleich es Tage gab, an denen er von der Jagd zu leben versuchte und nicht mit den anderen Katzen ins Haus kommen wollte, kam er zuletzt doch herein, und jedesmal, wenn einer der Boys die Tür aufmachte und das Tablett mit dem

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