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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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schon immer die Veranlagung dafür in sich getragen und diese nur einen Anlass zum Ausbruch benötigt hatte – es war einerlei, denn so oder so musste Elizabeth damit rechnen, dass ihre Liebe zu Duncan sich nicht länger verbergen ließ. Bestimmt hatten sich auch Rose und Paddy ihren Teil gedacht. Es würde nicht lange dauern, bis es Gerede gab.
    Im Grunde war bereits alles entschieden. Indem Duncan hierhergekommen war, hatte er vollendete Tatsachen geschaffen. Hinzu kam, dass Martha selbst sie aufgefordert hatte fortzugehen. Was auch immer ihre Gründe dafür waren – es vereinfachte für Elizabeth die Entscheidung, nahm sie ihr sogar ab. Unvermittelt erkannte sie, dass es kein Zurück gab, und als ihr das klar wurde, empfand sie mit einem Mal tiefe Erleichterung. Sie hatte zwar nicht die geringste Ahnung, was ihr die Zukunft bringen mochte, aber sie würde sie mit Duncan teilen. Mehr war nicht wichtig.
    Harold, hart gegen sich und andere, würde schnell darüber hinwegkommen, auch hier hatte Duncan gewiss recht. Wenn Harold überhaupt etwas liebte, so war es Rainbow Falls. Schon der ungewöhnlich poetisch klingende Name der Plantage bewies, dass dieses Stück Land viel mehr für ihn war als nur eine Ansammlung von Feldern, die Profit abwarfen.
    » Doch«, hatte Robert einmal auf Elizabeths diesbezügliche Frage geantwortet. » Vater hat den Namen einst selbst ausgesucht. Nein, es gibt keine Wasserfälle dort. Aber ich glaube, er hat einmal einen Regenbogen über dem Land gesehen.«
    Elizabeth erschauerte, weil ihr Duncans ungeheuerlicher Verdacht in den Sinn kam. Entschlossen schob sie den Gedanken zur Seite, er war einfach zu abwegig und zu unangenehm.
    » Felicity, ich gehe weg.« Mit dieser Ankündigung schnitt Elizabeth ihrer Cousine mitten in einem Satz über ruchlose Hasardeure das Wort ab.
    Felicity seufzte verdrossen.
    » Ja, ich weiß, du musst unbedingt noch ausreiten – was ja nun wirklich nichts Neues ist.«
    » Nein, ich meine, ich gehe ganz weg. Fort von Dunmore Hall und auch fort von Barbados.«
    Felicity musterte sie perplex. » Wohin denn?«
    » Das weiß ich noch nicht«, räumte Elizabeth ein.
    » Aha«, sagte Felicity stirnrunzelnd. » Aber mit wem du fortgehst, das wirst du doch wohl wissen, oder?«
    » Nun ja, mit Johnny. Und mit dir, wenn du mitkommen möchtest. Und mit … ähm … Duncan Haynes.«
    » Ist das dein Ernst?«
    » Er war heute hier und hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    » Oh je«, sagte Felicity sichtlich beunruhigt. » Hatte er dabei seine Hand unter deinen Röcken?«
    » Nein«, sagte Elizabeth aufgebracht. » Du tust gerade so, als könnte ich nicht klar denken, wenn er in meiner Nähe ist.«
    » Falls ich diesen Eindruck hervorrufe, dann liegt es daran, dass du nicht klar denken kannst, wenn er in deiner Nähe ist.«
    » Ich liebe ihn«, sagte Elizabeth unumwunden.
    » Das ist kein Grund, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen!«
    » Meine Entscheidung ist gefallen, ich gehe mit ihm weg. Sobald wie möglich. Gleich treffe ich mich mit ihm, dann bereden wir alles.«
    » Versprich mir, dass du einen kühlen Kopf bewahrst und auf die gezinkten Würfel achtest!«
    » Was hast du nur immer mit diesen Würfeln?«
    » Man muss auf der Hut bleiben«, verteidigte Felicity sich, während sie Jonathan auf ihre andere Hüfte setzte, weil er Anstalten machte, die Spitze von ihrem Ausschnitt zu reißen. » Männer sind unberechenbar. Sie können alles Mögliche in den Taschen haben.«
    » Zufällig weiß ich, dass Duncan keine Würfel in der Tasche hat.«
    Felicity hob ergeben die Schultern, dann räusperte sie sich.
    » Wäre es wohl denkbar, dass er mit seinem Schiff zufällig an Holland vorbeisegelt?«
    » Ssiff«, sagte Jonathan, Felicity verschmitzt anlächelnd. » Johnny Ssiff.«
    Felicity verdrehte die Augen zum Himmel.
    » Lieber Gott, bitte lass ihn nicht nach seinem Halunken von Vater schlagen!«
    Pearl fegte in gestrecktem Galopp über den Küstenweg in Richtung Osten. Feiner Sand stob hoch und peitschte gegen Elizabeths nackte Unterschenkel. Sie hatte die Röcke bis zu den Knien geschürzt und das Haar zusammengebunden, damit es ihr nicht vor die Augen flog. Den dunklen Kapuzenumhang, mit dem sie sich vor ihrem Aufbruch verhüllt hatte, um dem Klatsch nach Roberts Tod keine neue Nahrung zu geben, hatte sie längst abgestreift und in die Satteltasche gesteckt. Der warme Wind fuhr ihr scharf ins Gesicht, brachte ihre Ärmel zum Flattern und riss ihr die Rufe von den

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