Inseln im Wind

Versammlungshaus zu gelangen, wo sie sich auf der Stelle daran machten, eine ausgeklügelte Erwiderung auf die impertinente Botschaft vorzubereiten. Doch bei nahezu jedem Punkt mangelte es an Einigkeit. Jeder schien etwas anderes zu wollen, nicht wenige plädierten dafür, sofort Kanonen sprechen zu lassen. Die anderen, gelockt von der Aussicht auf Straffreiheit im Falle des Einlenkens, hätten am liebsten eine Kapitulationserklärung zum Flaggschiff der Flotte gesandt und weigerten sich rundweg, den kriegerischen Vorschlägen der anderen Seite Gehör zu schenken. Es dauerte nicht lange, bis sich die Ratsmitglieder erbittert in den Haaren lagen.
    Zu diesem Zeitpunkt traf William Noringham ein. Sein linker Arm war verbunden und steckte in einer Schlinge, was besorgte Fragen hervorrief. Er winkte ab und erklärte, dass er beim Laden seiner Pistole einen kleinen Unfall gehabt habe. Beiläufig erkundigte er sich beim Neffen des Gouverneurs, ob Harold Dunmore bereits erschienen sei, doch der verneinte die Frage.
    » Er wurde wohl heute in Bridgetown gesehen, aber hier bei uns war er nicht. Anscheinend legt er keinen Wert mehr darauf, sein Scherflein zu unserem Freiheitskampf beizutragen, obwohl er doch unlängst so vehement das Wort dafür führte. Vorhin hörte ich, dass er schon wieder zu seiner Plantage zurückgekehrt ist. Eine Schande, dass er keinen seiner Leute für die gute Sache abstellt. Während Ihr alle Schuldknechte zur Bürgerwehr geschickt habt. Ihr seid wahrhaft ein Mann des Umschwungs und des Fortschritts!«
    William fühlte sich eher wie ein Mann des Untergangs, doch dann sah er zu den Ratsmitgliedern hinüber, die sich immer noch die Köpfe heiß redeten. Zugleich spürte er Blicke auf sich ruhen und wandte sich um. Etwas abseits saß Duncan Haynes, der ihn grüblerisch betrachtete. Aus unerfindlichen Gründen erweckte das in William den Drang, sich auf der Stelle zusammenzureißen. Er straffte sich, stand auf und gesellte sich zu den übrigen Ratsmitgliedern. Noch durfte er seine Deklaration nicht verloren geben. Sie war gut und richtig, und er würde sich mit voller Überzeugungskraft dafür einsetzen. Wenn man die Punkte, die bei den anderen nur Unverständnis hervorriefen, zunächst abtrennte und vertagte, sollten sie kaum Einwände gegen den Rest finden. Um Zuversicht ringend, ergriff er das Wort. Als nicht alle gleich zuhörten, erhielt er unerwartete Unterstützung von Duncan Haynes.
    » Meine Herren, ich glaube, dieser junge Gentleman hier hat Euch etwas zu sagen. Bitte widmet ihm Eure geschätzte Aufmerksamkeit!« Zur Untermauerung dieses Ansuchens zog Haynes seinen Dolch und hieb ihn vor den versammelten Pflanzern mit vernehmlichem Krachen in die Tischplatte, wo er zitternd stecken blieb.
    Sofort herrschte Stille im Saal, und William fing an zu sprechen.
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    H arold Dunmore brachte seinen Enkel zu Miranda und befahl ihr, gut auf das Kind aufzupassen, bis er es wieder abholen würde. Er roch den Rum in ihrem Atem und drohte ihr mit der Peitsche für den Fall, dass sie bis zu seiner Rückkehr auch nur einen Schluck trinken würde.
    Mirandas Mann, ein verhutzelter Glatzkopf, saß in der Ecke der armseligen Hütte in einem Schaukelstuhl und lächelte skeptisch zu Harolds Worten. Einen Augenblick lang zweifelte Harold daran, dass es richtig war, den Kleinen bei der Frau zu lassen, doch dann sah er, wie vertrauensselig sich der Kleine in die Arme der Amme schmiegte.
    » Mi’anda«, sagte Jonathan strahlend, bevor er das Gesichtchen an ihrem fetten Hals vergrub.
    Etwas am Lächeln des Kindes irritierte Harold, doch er hatte weder Zeit noch Lust, sich darüber Gedanken zu machen, sondern verließ die Hütte rasch wieder, um das Fuhrwerk zu wenden und nach Nordwesten zu fahren. Rose und Paddy saßen auf der Ladefläche, die Augen respektvoll gesenkt, damit sie seinen Blicken nicht begegnen mussten. Er hatte sie gezwungen, unverzüglich mit dem Kleinen den Wagen zu besteigen, sie hatten nichts einpacken und vor allem nichts fragen dürfen, obwohl sie genau gesehen hatten, wie er oben auf der Loggia die Bretter vor das Fenster genagelt hatte. Dennoch hatte er sich bemüßigt gefühlt, eine Erklärung abzugeben. » Die Damen brauchen bloß einen kleinen Denkzettel. Keine Sorge, heute Abend reite ich wieder zurück.« Er hatte seinen Apfelschimmel hinten an der Deichsel festgebunden und ihnen befohlen, auf dem Wagen sitzen zu bleiben, während er noch einmal rasch nach Mistress Dunmore schaue.
    Martha