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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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einem Hauch von Sandelholz und etwas anderem, Unbekanntem, das sie verwirrte. Das Gefühl glich dem, das sie schon bei ihrer ersten Begegnung beunruhigt hatte, nur war es sehr viel stärker. Wieder spürte sie den heftigen Schlag ihres Herzens.
    » Die Eindhoven ist ein holländischer Frachter, mit dem die Dunmores auch die Hinreise gemacht haben«, fuhr sie rasch fort. » Der Kapitän heißt …«
    » Vandemeer. Niklas Vandemeer.«
    » Ihr kennt ihn?«
    » Sicher, wir sind sogar recht gut befreundet. In gewisser Weise sind die Antillen ein Dorf, und die Kauffahrer segeln zumeist unter holländischer Flagge. Irgendwann kennt man sie alle, jedenfalls die, die es schaffen, trotz Stürmen, Piraten und Kriegen auf den Meeren zu bleiben.«
    » Das Reisen auf See ist wohl sehr gefährlich, oder?«, fragte Elizabeth. Gehört hatte sie schon viel von den Tücken der Seefahrt. Sie hatte unterschiedliche Bücher mit abenteuerlichen Reiseerzählungen gelesen, in denen es um Meutereien und Irrfahrten ging, um unberechenbare Winde und turmhohe Wogen, um gesunkene Goldschiffe, mordlüsterne Korsaren und meuternde Matrosen.
    » Gefährlicher als das Reisen zu Lande ist es allemal«, sagte Duncan. » Doch die Wahrscheinlichkeit anzukommen ist heutzutage wesentlich größer als die, auf See zu bleiben.« In seinen Augen blitzte der Schalk.
    » Ihr meint, ich muss mir keine Sorgen machen?«
    Seine Miene wurde sachlich. » Kommt darauf an, worüber. Sicher nicht darum, dass das Schiff den Kurs verfehlt. Niklas ist ein hervorragender Kapitän und einer der besten Navigatoren, die ich kenne. Er beherrscht die Route wie kaum ein Zweiter, während andere Schiffsführer es durchaus fertigbringen, Hunderte von Meilen am Ziel vorbeizusegeln, weil sie nicht mit dem Backstaff umgehen können.«
    » Was ist ein Backstaff?«
    » Ein Navigationsgerät. Lasst es Euch einmal von Niklas erklären, wenn Ihr an Bord seid. Sicher wird er Euch gern zeigen, was es damit auf sich hat.«
    » Das werde ich gewiss tun«, stimmte sie zu, von wachsender Neugier erfüllt. Sie wusste so wenig über die Seefahrt, obwohl sie alle Bücher gelesen hatte, deren sie in den wenigen Wochen seit der Ankunft der Dunmores hatte habhaft werden können. Sie hatte Robert bestürmt, ihr mehr darüber zu erzählen, doch er hatte nicht viel zu berichten gewusst. » Es ist ziemlich unbequem, schmutzig und eng«, hatte er nur gesagt. » Ach ja, und das Essen ist miserabel. Am besten, man schläft so viel wie möglich, dann hat man es schneller hinter sich.« Er hatte sich eilig umgeblickt und sich vergewissert, dass niemand sie beobachtete, und dann hatte er sie kurz an sich gezogen, seine Lippen an ihrem Ohr. » Die Rückreise wird bei Weitem nicht so langweilig sein wie die Herfahrt«, hatte er geraunt, und dann hatte er seinen Mund kurz auf den ihren gepresst und seinen Unterleib gegen den ihren gedrängt. Kurz hatte sie seine Zunge gespürt, wie ein noch einzulösendes Versprechen, und ihr Herz hatte einen aufgeregten Satz getan, doch dann hatten sie Stimmen aus dem Nebenraum gehört.
    » Werdet Ihr auch bald wieder in die Karibik segeln?«, fragte sie den Kapitän. Sie lauschte dem Klang ihrer Stimme nach, und sie spürte eine eigentümliche, kaum merkliche Sehnsucht in ihren eigenen Worten, als wolle sie ihn in Wahrheit fragen, ob sie sich wohl irgendwann wiedersehen würden.
    » Schon bald«, sagte er, einen Schritt zur Seite tretend, sodass sie über den Wall aus Felsbrocken, der das Haus zur See hin abschirmte, hinunter zur Bucht blicken konnte. Am Steg vertäut lag eine Schaluppe, mit der er offenbar hergekommen war. Weiter draußen ankerte ein Schiff, die Segel gerefft und gewiegt vom Wellengang, der an diesem Tag ruhiger war als in der letzten Zeit. Elizabeth verstand nichts von Schiffen, aber dieses erschien ihr mit seinen drei hohen Masten, dem weit vorstehenden Bugspriet und dem schlanken Rumpf stolz und schön.
    » Ist sie das?«, fragte sie impulsiv. » Die Elise?«
    » Ihr habt den Namen meines Schiffes nicht vergessen«, stellte er erstaunt fest.
    » Wie sollte ich?« Sie musste lächeln. » Schließlich heißt es fast wie ich.«
    Er sah sie an, als fiele ihm die Ähnlichkeit des Namens zum ersten Mal auf.
    » In der Tat. Was für ein seltsamer Zufall.«
    » Elise – das klingt französisch. Warum habt Ihr Eurem Schiff diesen Namen gegeben?«
    Er lachte, und wieder erschien das Grübchen, das ihn viel jünger aussehen ließ.
    » Es hieß schon so, als ich es in

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