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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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ich keine Lust. Vielleicht sollte ich mich lieber darum kümmern, was ich zu unserem indischen Abend als Nachtisch beisteuern konnte …
    Kurze Zeit später googelte ich die Stichwörter
indisch
und
Dessert,
was angesichts des nordfriesischen Ambientes ein wenig seltsam anmutete. Aber ich konnte verstehen, dass Bea, Larissa und Vero der Sinn auch einmal nach etwas Exotischerem stand als nach Sylter Roter Grütze oder Futtjes.
    Nachdem einige Rezepte wegen zu spezieller Zutaten nicht in Frage kamen, entschied ich mich schließlich für Kokosschnitten. Dann schnappte ich mir das Fahrrad, das Bea extra für Gäste bereithielt, und radelte zum Keitumer Supermarkt.
    Kurz nach sieben kam Bea aus dem Büchernest, zwanzig Minuten später Larissa und Vero.
    Larissa hatte hochrote Wangen und ließ sich sofort auf Beas gemütlichen Lesesessel neben dem Kachelofen fallen: »Manchmal könnte ich wirklich ausflippen«, rief sie und klang ziemlich verzweifelt. Vero tätschelte beruhigend ihre Hand.
    »Was ist denn passiert?«, fragten Bea und ich wie aus einem Mund.
    »Lissy hatte vorhin einen üblen Zusammenprall mit einem besonders arroganten Kunden«, erklärte Vero, während Larissa Tränen über die Wangen kullerten. Ich ging ins Bad, kam mit einer Box Kleenex-Tücher wieder und reichte sie ihr.
    »Der Widerling hat behauptet, dass ich keine Ahnung von Büchern hätte, und mich gefragt, ob ich Literaturwissenschaftlerin wäre oder zumindest eine Ausbildung als Buchhändlerin vorweisen könnte.« Larissas Schluchzer schienen aus dem tiefsten Inneren ihrer Seele zu kommen. Dabei verbrauchte sie ein Taschentuch nach dem anderen. »Als ich zugab, dass ich lediglich eine gelernte Hotelkauffrau bin, hat er laut durch den Laden gerufen:
Ich kaufe grundsätzlich nur in Geschäften mit ausgebildetem Personal,
und dann stolzierte er hocherhobenen Hauptes davon. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie peinlich das war. Das Büchernest war voll, und alle haben mich angestarrt, als sei ich ein Alien oder jemand mit einer ansteckenden Krankheit.«
    Ich hätte Larissa am liebsten in den Arm genommen, wagte es aber nicht. Stattdessen sagte ich:
    »Das tut mir wirklich leid. Ich kenne diese Spezies Kunde leider selbst ziemlich gut. Was glaubst du, was bei uns in der Galerie manchmal für Leute hereinspazieren und sich als Kunstkenner aufspielen? Lass dich nicht verunsichern, und sei stolz auf dich und das Büchernest. Und was soll das überhaupt heißen,
lediglich
Hotelkauffrau? Das ist doch ein anstrengender, toller Beruf, der jede Menge Qualifikation erfordert!«
    »Und selbst wenn nicht«, empörte sich Bea, »gibt das noch lange niemandem das Recht, dich oder sonst jemanden zu verurteilen. Ich hoffe, der Typ ist gegangen, weil du ihn rausgeworfen hast?«
    Obwohl es an sich nichts zu lachen gab, musste ich grinsen. Bea war wirklich eine Marke! Unerschrocken, klug, stark – und impulsiv. So wäre ich auch gern mit siebzig!
    »Das brauchte sie nicht, denn das habe ich übernommen«, meldete sich Vero zu Wort. »Mir ist der Kragen geplatzt, weil der Stinkstiefel versucht hat, mir weiszumachen, dass unser Tee nicht aus biologischem Anbau stammt. Und wie ihr wisst, verstehe ich in diesen Dingen keinen Spaß.«
    Nun musste selbst Larissa lachen.
    »Was haltet ihr davon, wenn ich jetzt die Papadams und Soßen serviere und wir uns alle erst einmal ein wenig entspannen?«, schlug Bea vor. »Wir wollen uns doch nicht mit erhitzten Gemütern einen Film über das Leben, die Liebe und die Heilwirkung von Meditation anschauen, oder?«
    Und tatsächlich.
    Nur wenige Minuten später war der unschöne Zwischenfall vergessen, und wir gaben uns dem Genuss der scharf gewürzten, frittierten Fladen aus Linsenmehl hin, die Bea am Abend zuvor vorbereitet hatte. Dazu tranken wir Larissas überaus köstlichen Lassi aus frisch pürierten, süßen Mangos.
    Kaum flimmerte das breite, wunderschöne Lächeln von Julia Roberts über den Bildschirm, schienen alle Sorgen sich wie durch Zauberhand zu verflüchtigen. Zusammen schwelgten wir in den traumhaften Bildern des Films, der den Zuschauer von Italien über Indien und nach Bali mitnahm, während wir das köstliche Essen genossen und Unmengen Jasmintee tranken.
    »Also ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich finde, Javier Bardem ist ein absoluter Traummann«, seufzte Larissa schwärmerisch, als Bea den Rekorder ausschaltete.
    »Toller als Leon?«, neckte Bea ihre Nichte und betrachtete versonnen das schöne

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