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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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ihn gleich umbringen …« Fietje betrachtete sie kopfschüttelnd und schien sich zu überlegen, ob sich durch diese Erkenntnis etwas an seiner Sympathie für Mamma Carlotta änderte. Die einzige Person auf Sylt, die seine Sympathie erwiderte!
    Zum Glück waren der Wirt und der Strandwärter weit davon entfernt, nach der Polizei zu rufen, damit der Totschlag, von dem der Bäcker bei der Brötchenlieferung berichtet hatte, gesühnt wurde. Herr Arfsten hatte direkt davor belegte Brötchen in der Kantine von Eidam-TV abgeliefert und war deshalb bestens informiert gewesen. Wenn Mamma Carlotta den beiden eine halbwegs plausible Begründung auftischte, würden sie darauf verzichten, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, so viel stand fest. Tove verabscheute die Obrigkeit ebenso wie Fietje, und wenn sogar die Schwiegermutter von Kriminalhauptkommissar Wolf an der Geschichte beteiligt gewesen war, musste der Chefautor von »Liebe, Leid und Leidenschaft« ein solches Ekelpaket gewesen sein, dass er nichts Besseres verdient hatte, als in einem verriegelten Schrank ein unwürdiges Ende zu finden. Nur dafür, dass ihm vorher die Hose ausgezogen worden war, hatte Tove kein Verständnis.
    Â»Ohne Hose!«, sagte er vorwurfsvoll. »Das hätten Sie nicht tun dürfen, Signora!«
    Mamma Carlotta dachte nur kurz daran, Tove und Fietje Vorwürfe zu machen, weil sie das Gespräch der vier Bösen Hühner belauscht hatten. Wichtiger war nun, sie von ihrer Unschuld zu überzeugen. »Sie glauben, ich hätte was mit dem Tod von Harry Jumperz zu tun? Per carità!«
    In aller Eile, denn Tanja Möck musste jeden Augenblick eintreffen, schilderte sie, dass es nur um einen Spaß gegangen war, dass der Chefautor einen Denkzettel zwar verdient, aber niemand ihm nach dem Leben getrachtet hatte. »Das müssen Sie mir glauben! Schlimm genug, dass das alles so enden musste.«
    Seit Mamma Carlotta Witwe war, hatte sie zwar an Übung verloren, wenn es darum ging, im Kopf eines Mannes berechtigte Vorwürfe in Mitleid zu verwandeln, aber sie stellte zufrieden fest, dass sie es dennoch nicht ganz verlernt hatte. Höchstens zwei Minuten hatte sie sich in Selbstvorwürfen ergangen, da bereuten Tove und Fietje schon, dass sie jemals für möglich gehalten hatten, Mamma Carlotta könnte etwas Unredliches getan haben, und fragten sich, wie sie nur auf diese abwegige Idee hatten kommen können.
    Gern hätte sie sich noch ein wenig länger angehört, wie traurig es sei, dass ihr unschuldiger Scherz ein so schreckliches Ende genommen hatte, und dass sie sich auf keinen Fall auch nur den geringsten Vorwurf machen dürfe … da betrat Tanja Möck die Imbissstube. Sie freute sich, Mamma Carlotta an der Theke anzutreffen, weil sie nun wusste, dass sie in der richtigen Location gelandet war.
    Zufrieden sah sie sich um. »Großartig! Diese Kaschemme ist genau richtig«, sagte sie und schien nicht auf die Idee zu kommen, dass Tove diese Worte kränken könnten.
    Ihr erster Versuch, einen Barhocker zu erklimmen, misslang, einen zweiten unternahm sie gar nicht erst, sondern ließ sich auf einen Stuhl an einem der Tische plumpsen. Zum Glück merkte sie nicht, dass Tove erschrocken die Luft anhielt und erst wieder ausatmete, als er feststellen durfte, dass sein Mobiliar von besserer Qualität war, als er bislang gedacht hatte.
    Da es für das geplante Frühstück nun zu spät war, bestellte Tanja Currywurst mit einer doppelten Portion Pommes frites und dazu viel Mayonnaise. Sie lächelte Mamma Carlotta an. »Sie auch? Geht auf Kosten von Eidam-TV.«
    Mamma Carlotta lehnte jedoch ab. Dass sie in spätestens einer Stunde mit ihrer Familie ein Mittagessen einzunehmen hatte, war ein guter Grund, Toves kulinarisches Angebot zurückzuweisen. Sie war nur bereit, sich von Eidam-TV einen Cappuccino spendieren zu lassen.
    Während sie ihn trank, wurde Tove zu Tanja an den Tisch gewinkt. »Wir müssen das Geschäftliche besprechen.«
    Mamma Carlotta rückte näher an Fietje heran und begann ein Gespräch mit ihm, damit nicht der Verdacht entstand, sie wolle hören, welches finanzielle Angebot Tove gemacht wurde. Niemand sollte sie für indiskret halten.
    Fietje sah so aus, als wäre ihm völlig egal, ob man ihn taktvoll oder neugierig nannte, aber da er etwas auf dem Herzen hatte, verzichtete er darauf, Toves

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