Inselzirkus
über das sie als Freundin von Martin Eidam verfügte, ohne es ausdrücklich zu erwähnen? Und so verblümt, dass sie später notfalls behaupten konnte, sie sei falsch verstanden worden?
Er strich sich ausgiebig den Schnauzer glatt. Bruce Markreiter hatte zwar ein Motiv, aber auch ein Alibi! Er konnte Max Triebel nicht erschossen haben. Aber vielleicht hatte er etwas mit dem Tod von Harry Jumperz zu tun? Möglicherweise war er der Drahtzieher gewesen â im Fall Max Triebel, im Fall Harry Jumperz oder sogar in beiden Fällen?
Als vor seinem inneren Auge der Anblick des toten Jumperz erschien, war Erik auf einmal klar, dass er nicht einen, sondern zwei Täter suchte. In diesem Augenblick gestand er sich ein, dass die beiden Fälle so wenig miteinander gemein hatten, dass es nur diese eine Erklärung gab: Er suchte einen eiskalten Mörder und einen, der Harry Jumperz auf dem Gewissen hatte, indem er seinen Tod billigend in Kauf nahm.
Erik seufzte. Gut, dass Sören bald da sein würde! Die Zeit war reif, sich eine neue Vorgehensweise zu überlegen. Anscheinend waren sie bisher falsch an die beiden Fälle herangegangen, sie mussten ihre Taktik ändern.
Ungeduldig blätterte er weiter durch die vielen Zeitungsausschnitte, die Frau Dr. Speck zusammengetragen hatte. Kinderfotos von Bruce Markreiter, Fotos von seiner Familie, von dem jungen Bruce, der sich auf einer kleinen Theaterbühne seine Sporen verdiente. Und dann eine GroÃaufnahme von ihm im Alter von zwanzig Jahren â¦
Eigentlich hatte Erik seinen Assistenten mit ein paar anerkennenden Worten empfangen wollen, weil ihm die Arbeit offenbar wichtiger war als sein Umzug. Doch diesen Vorsatz hatte er längst vergessen, als Sören eintrat. Wortlos hielt er ihm das Foto des jungen Bruce Markreiter hin.
»Das gibtâs doch nicht!«, rief Sören.
Erik nickte. »Da haben wir die Skandalgeschichte, der Max Triebel auf der Spur war.«
Heidi und Sandra saÃen in der offenen Tür des Lieferwagens und unterhielten sich leise. Als Mamma Carlotta auf sie zuging, um sich mit ihnen die Warterei bis zu Carolins Auftritt zu verkürzen, stand Heidi auf und kam ihr entgegen. »Hat dein Schwiegersohn eigentlich schon was herausgefunden, Carlotta?«
Sandra Zielcke schien plötzlich sehr interessiert. »Wer ist denn Ihr Schwiegersohn? Und was soll er herausfinden?«
Heidi erklärte, dass Carlotta Capella die Schwiegermutter von Hauptkommissar Wolf sei, der den Mord an dem Blitz-Reporter aufzuklären hatte. »Und was mit Harry passiert ist, muss er auch rausbekommen.«
Sandra, die vorher über Mamma Carlotta hinweggesehen hatte, schenkte ihr nun ein liebenswürdiges Lächeln. »Das ist ja interessant!«
»Also, was ist?«, fragte Heidi noch einmal. »Hat er schon einen Verdacht?«
Mamma Carlotta warf Sandra einen nachdenklichen Blick zu, ehe sie antwortete: »Ich glaube, er sucht nach einer Stalkerin. Einer Frau, die andere Menschen verfolgt.«
»Tatsächlich? Und wer wurde gestalkt? Wissen Sie das auch?«
Mamma Carlotta sorgte dafür, dass sie ein paar Zentimeter in die Höhe wuchs. »Selbstverständlich kann ich über die Arbeit meines Schwiegersohns nicht in aller Ãffentlichkeit reden.«
Das sah Sandra Zielcke sofort ein. Und sie demonstrierte, dass sie eine diskrete Person war, indem sie sich umgehend entfernte und dabei sogar eine Entschuldigung murmelte. »Ich wollte nicht neugierig sein.«
Mamma Carlotta warf ihr einen wissenden Blick hinterher. Sie war sicher, dass Sandra Zielcke genau das sein wollte. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie von Mamma Carlotta beobachtet worden war, während sie Alina Olsted verfolgte. Und sie konnte natürlich auch nicht ahnen, was Mamma Carlotta von Fietje erfahren hatte und sogar im Obdachlosenmilieu bekannt war: dass Sandra Zielcke eine Stalkerin war, die Bruce Markreiter in die Dünen gefolgt war. Ganz zu schweigen von dem höchst merkwürdigen Telefonat, das Mamma Carlotta belauscht hatte. Trotzdem würde sie nun vielleicht Angst bekommen. Erik hatte einmal gesagt, dass ein Täter, der Angst hat, sich über kurz oder lang verrät.
Heidi stieà Mamma Carlotta an. »Nun sag schon«, flüsterte sie. »Mir kannst du es doch verraten. Weià er was? Ich meine natürlich die Sache mit Harry. Wir sitzen im selben Boot.«
Mamma Carlotta hob die Schultern, lieà sie
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