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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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nicht um sein Leben laufen musste, hat er es nicht einmal bis ins Ziel geschafft. Danach hat er seine Sportkarriere gleich wieder an den Nagel gehängt.«
    Langsam gingen sie zum Inselzirkus zurück, um Busso mitzuteilen, dass die Jagd ein Ende hatte, dass er aufhören konnte, sich schlafend zu stellen, und keinen Angriff mehr zu befürchten hatte.
    Mamma Carlotta spürte, dass ihre Lebensgeister zurückkehrten und ihre Wadenmuskulatur zu zittern aufhörte. »Nun muss nur noch mein Schwiegersohn erfahren, dass Sandra Zielcke die Mörderin ist.«
    Â»Das soll Busso machen«, meinte Fietje. »Der kann ja sagen, dass er von ihr angegriffen worden ist.«
    Â»Ist er nicht«, korrigierte Mamma Carlotta. »Wir haben es verhindert.«
    Â»Wäre er aber«, ergänzte Tove. »Das muss Ihr Schwiegersohn einsehen.«
    Mamma Carlotta sah die beiden entrüstet an. »Sandra Zielcke wird alles abstreiten, und dann steht Aussage gegen Aussage. Die Aussage einer Schauspielerin gegen die eines Obdachlosen.«
    Tove und Fietje schwiegen und sahen auf ihre Fußspitzen. Schließlich meinte Fietje: »Glauben Sie wirklich, dass Bussos Aussage glaubhafter wird, wenn Tove und ich das Gleiche sagen?«
    Tove war genauso mutlos wie Fietje. Wie er vorher seiner Bärenkondition vertraut hatte und enttäuscht worden war, mochte er nun nicht mehr darauf vertrauen, dass die Polizei auf seiner Seite stehen könnte. »Sie sagen doch immer, Ihr Schwiegersohn wäre ein kluger Mann. Der kommt auch ohne unsere Hilfe dahinter, dass Sandra Zielcke die Schuldige ist.«
    In diesem Augenblick fuhr ihnen eine eiskalte Bö entgegen. Sie führte etwas mit sich, was jede Bewegung erstarren ließ: einen Schrei. Den Schrei eines Menschen, der in höchster Not war. In Todesangst!
    Für Augenblicke lähmte er alles. Mamma Carlotta war die Erste, die loslief …

    Sandra Zielckes Fassade bröckelte. Noch ein paar Minuten, ein paar Behauptungen oder Provokationen, dann würde sie so weit sein.
    Â»Wir können eine Gegenüberstellung machen. Dann wird sich zeigen, ob Alina Olsted Sie erkennt. Und wenn das der Fall ist, können Sie nicht mehr glaubhaft machen, dass Sie den Namen nie gehört haben.«
    Â»Und dass Sie nicht dafür gesorgt haben«, ergänzte Sören, »Alina Olsteds Fingerabdrücke auf das Laptop und die Kamera zu bringen.«
    Â»Warum haben Sie uns erzählt«, fuhr Erik fort, »dass Sie beides in List gefunden haben? Es stimmt nicht. Zu dem Zeitpunkt, als Sie in List gewesen sein wollen, habe ich Sie gesehen. In der Nähe der Luftmessstation. Während ich mit Markreiter gesprochen habe, sind Sie weggelaufen.« Er sah Sandra scharf an. »Geflüchtet?«
    Obwohl er gemerkt hatte, dass ihr Blick unstet geworden war und ihre Stimme manchmal so klang, als stiegen ihr die Tränen bereits in die Kehle, kam ihr Zusammenbruch überraschend. Ihr Oberkörper kippte plötzlich vornüber, sie warf die Arme ausgestreckt auf den Tisch, ihre Stirn prallte mit einem so hässlichen Geräusch auf die Tischplatte, dass Erik erschrak.
    Und dann begann sie zu weinen. Lautlos zunächst, mit zuckenden Schultern, dann ließ sich das Schluchzen nicht mehr zurückhalten, und schließlich wurde daraus ein rhythmisches Weinen. Sie weinte wie ein kleines Kind, laut, zügellos, unfähig, die Tränen zurückzuhalten, nachdem sie einmal ausgebrochen waren.
    Als sie endlich den Kopf hob, erschrak Erik über die Verzweiflung in ihren Augen. Wortlos zog sie einen Umschlag aus der Innentasche ihrer weiten grauen Jacke und reichte ihn Erik. Mühsam brachte sie heraus: »Den trage ich ständig bei mir.«
    Es war der Brief ihrer Mutter, die ihn kurz vor ihrem Tod geschrieben und dafür gesorgt hatte, dass Sandra ihn erst nach der Beerdigung zu lesen bekam. Sie hatte ihr großes Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen, hatte ihre Lebenslüge im allerletzten Augenblick gestehen wollen. Ihr Mann, der schon seit mehreren Jahren tot war, hatte nicht mehr erfahren, dass Sandra nicht seine Tochter war. Sandra aber sollte wissen, dass ihre Mutter eine Affäre mit einem jungen Schauspieler gehabt hatte, die nicht ohne Folgen geblieben war …
    Erschüttert reichte Erik den Brief an Sören weiter. »Bruce Markreiter ist Ihr Vater? Weiß er davon?«
    Sandra holte ein Taschentuch heraus, trocknete sich die Augen und

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