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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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ihm reden? Er soll wissen, dass er eine Tochter hat. Diese … junge Frau wird ihn fallen lassen. Wenn sie ihm jetzt auch geholfen hat – sobald er im Gefängnis sitzt, wird sie nichts mehr von ihm wissen wollen. Und Dania Kaiser erst recht nicht. Aber ich … ich werde zu ihm halten.«
    Erik betrachtete sie mitleidig. Während er noch überlegte, wie Sandra Zielcke auf die Wahrheit reagieren würde, ob es leichter für sie sein würde, wenn sie erfuhr, dass Alina Olsted nicht die Geliebte ihres Vaters war, sondern ihre Schwester, wurde die Tür aufgerissen, und Enno Mierendorf steckte den Kopf herein. »Beim Inselzirkus ist jemand abgestochen worden! Kam gerade über den Notruf rein!«

    Busso blutete aus einer Schnittwunde am Hals. Mamma Carlotta kniete neben ihm, konnte aber in dem schwachen Licht nicht viel erkennen. Nur das Blut! Viel Blut! Vorsichtig berührte sie seine Schulter. »Herr Heinemann!« Aber Busso rührte sich nicht. »Herr Heinemann!« Keine Reaktion. »Wir brauchen den Notarzt. Schnell!«
    Schon stand sie wieder auf den Beinen, während Tove noch nicht wusste, wie er mit seinem Schreck und seiner Hilflosigkeit umgehen sollte.
    Diesmal war Fietje schneller gewesen. Er klappte sein Handy zu und sagte: »Der Notarzt kommt!«
    Tove fuhr wütend zu ihm herum. »Hast du deinen Namen genannt?«
    Â»Ich bin doch nicht blöd!«
    Das Warten war schrecklich. Mamma Carlotta wusste, dass höchstens eine Minute vergangen war, als sie das Warten schon nicht mehr ertragen konnte. In solchen Fällen half es immer zu beten. Aber sie fühlte sich außerstande, irgendetwas zu tun, irgendetwas zu sagen, das diese Totenstille erträglicher machte. Tove und Fietje ging es anscheinend genauso. Beide starrten Busso an, als wäre er bereits tot.
    Â»Wer hat das getan?«, flüsterte Mamma Carlotta. »Sandra Zielcke kann es nicht gewesen sein.«
    Diese Erkenntnis trat nun auch in Toves und Fietjes Gesichter. Noch vor wenigen Minuten hatten sie geglaubt, Sandra entlarvt zu haben! Aber wie passte dazu der schwer verletzte Busso Heinemann zu ihren Füßen?
    Fietje bereitete den Rückzug vor, als in weiter Ferne der Ruf des Martinshorns heranwuchs. »Sie kommen. Wir werden hier nicht mehr gebraucht.«
    Tove schlug sich sofort auf seine Seite. »Ich will hier auch nicht gesehen werden. Das gibt zu viele Fragen.«
    Â»Und wenn Ihrem Schwiegersohn die Antworten nicht gefallen«, stimmte Fietje zu, »dann sind wir es am Ende gewesen, die Busso das Messer an den Hals gesetzt haben.«
    Mamma Carlotta wollte gerade vehement widersprechen und erklären, dass Erik sich nur von Fakten leiten ließ und niemals von Vorurteilen … da hörte sie das sanfte Klicken, das ertönte, wenn der Wachmann die Schranke herauf- und herunterließ.
    Â»Kommen Sie mit, Signora! Die Hilfe für Busso wird gleich da sein!«
    Das Martinshorn schwoll an, es musste schon den Dorfteich erreicht haben. Mamma Carlotta schloss die Augen, um besser lauschen zu können. Ja! Nun hörte sie Schritte auf den Holzplanken, mit denen die Leichtbauhalle eingerahmt war. Leise Schritte! Mehr ein Scharren, ein vorsichtiges Fortbewegen!
    Â»Wir hauen ab, Signora! Besser, Sie kommen mit!«
    Â»Aber wir wollten doch herausfinden …«
    Â»Schnell, Signora! Gleich ist es zu spät!«
    Â»Da ist jemand bei der Halle.«
    Â»Soll Ihr Schwiegersohn sich darum kümmern!«
    Â»Das muss eins der Bösen Hühner sein! Diejenige, die Busso niedergestochen hat!«
    Das Martinshorn war verstummt, blaues Licht flackerte heran. Als die Bremsen quietschten und eine Autotür ins Schloss fiel, waren Tove und Fietje verschwunden. Gerade noch rechtzeitig! Wenige Augenblicke später wären sie nicht mehr ungesehen davongekommen.
    In diesem Augenblick hörte Mamma Carlotta die Schritte auf den Holzplanken erneut. Sie musste eine Entscheidung treffen! Bei Busso bleiben und Erik und Sören entgegensehen? Nein, das war keine Option! Frage und Antwort stehen? Zugeben, dass sie zum Club der Bösen Hühner gehörte? Bekennen, dass sie geholfen hatte, Harry Jumperz’ Mörderin eine Falle zu stellen? Niemals! Sie musste weg! Und das bedeutete in diesem Fall: auf das Gelände des Inselzirkus. Dorthin, wo sich auch das böseste der Bösen Hühner versteckt hielt.
    Im Nu stand sie vor dem Gebüsch, hinter dem

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