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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Spurenfahnder als auch für dessen Kollegen, der vor ihm saß. Wer war schon gerne daran schuld, dass sich einem anderen so plötzlich der Magen umdrehte, dass er nicht einmal mehr den Blick aus dem Kragen seines Vordermanns nehmen konnte?
    Eigentlich hätte er sich gerne länger bei den Kollegen aufgehalten, da er das Gefühl hatte, dass jede Minute an der frischen Luft seinen Zustand verbesserte. Aber angesichts der Bescherung in diesem Streifenwagen, dem damit verbundenen Geruch und der schlagartig eingebrochenen Stimmung zog er es doch vor, wieder zu der Wasserleiche zurückzukehren, vor der Dr. Hillmot noch kniete. Nur gut, dass der Gerichtsmediziner trinkfester war als alle anderen zusammen! Sein größtes Problem schien zu sein, dass die Leiche auf der Erde lag und er auf Knien seiner Arbeit nachgehen musste. Dr. Hillmots Gelenke waren solchen Belastungen schon lange nicht mehr gewachsen, und er war ohnehin nicht dazu bereit, sich mehr zu bewegen, als fürs tägliche Leben unbedingt nötig war.
    Nun streckte er die Hand aus, um einen Halt zu finden, an dem er sich in die Höhe ziehen konnte. Erik, auf dessen Unterstützung es der schwergewichtige Gerichtsmediziner abgesehen hatte, trat erschrocken einen Schritt zurück. Er hatte seine liebe Mühe, sein eigenes Gewicht zu tragen, ohne zu schwanken. Sich dazu einen Teil von Dr. Hillmots Last aufzubürden wäre blanker Übermut gewesen. Sollte ihm doch der Mann vom Sicherheitsdienst auf die Beine helfen! Der war jung und kräftig und augenscheinlich stocknüchtern.
    Erik beobachtete, wie die Mitarbeiter der KTU ausschwärmten, dann sah er sich nach seinem Assistenten um. Sören stand ein paar Meter entfernt und unterhielt sich mit einem Mann, der ihn fragend und sogar ein wenig argwöhnisch anschaute. Prompt bereute Erik, dass er Sören den Auftrag gegeben hatte, den Zeugen zu befragen, der die Leiche im Wasser entdeckt und dafür gesorgt hatte, dass sie an Land gebracht wurde. Wenn Sören sich an einem Hauptsatz mit zwei Nebensätzen versucht hatte, musste dem Mann aufgegangen sein, dass die Kriminalpolizei von Sylt volltrunken war. Erst recht, wenn Sören so leichtsinnig gewesen sein sollte, es auch noch mit Zischlauten zu probieren, für die seine Zunge schon seit Stunden zu dick und zu unbeweglich war.
    Leider blieb der Blick des Mannes fragend und argwöhnisch, als Erik hinzutrat. Obwohl er sich um kurze Sätze bemühte und sich keine rhetorischen Feinheiten zumutete, wich das Misstrauen nicht aus dem Gesicht des Mannes. »Ich bin der Eigner dieses Bootes.« Er zeigte auf ein Segelboot der Marke Najad, das in der Nähe angelegt hatte. »Als ich den Hafen ansteuerte, ist mir der Mann aufgefallen. Er trieb mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Ich habe sofort einen Notruf abgesetzt. Die Wasserschutzpolizei ist dann gekommen und hat ihn rausgefischt.«
    Vetterich trat auf Erik zu. »Das ging schnell! Wir haben schon was gefunden!« Er hielt eine Plastiktüte in die Höhe, in der eine Patronenhülse steckte. »Er ist anscheinend hier erschossen worden!«
    Erik sah sich ungläubig um. »Hier? Wo ständig was los ist?«
    Vetterich hatte zu seiner gewohnten Barschheit zurückgefunden. »Wenn Gosch geschlossen hat, ist es hier genauso einsam wie irgendwo am Strand. Morgen sage ich Ihnen mehr zur Tatwaffe. Mal sehen, vielleicht finden wir sie noch. Wir haben ja gerade erst angefangen zu suchen.«
    Erik war Dr. Hillmot dankbar, dass er schon in die Wege geleitet hatte, was er selbst vergessen hätte: den Abtransport der Leiche. Als der schwarze Wagen sich näherte, von den Männern des Wachdienstes eskortiert, fiel Erik zum Glück auch wieder ein, dass wichtige Fragen noch nicht beantwortet waren. »Können Sie schon was zum Todeszeitpunkt sagen?«
    Dr. Hillmot nickte. »Die Waschhaut an den Fingerbeeren ist noch nicht vollständig ausgebildet.« Er hielt Erik seine Fingerkuppe hin, da er wohl das Gefühl hatte, an diesem Tag alles gründlich erklären zu müssen, was sonst als bekannt vorausgesetzt werden durfte. »Das ist die Fingerbeere! Die Stelle, wo die Fingerabdrücke abgenommen werden.«
    Â»Weiß ich doch!«, entgegnete Erik ärgerlich.
    Dr. Hillmot lächelte zufrieden. »Die Fingerbeere ist besonders stark durchblutet und besitzt viele sensorische Nervenzellen für den Tastsinn. Dort

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