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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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gestern in der Redaktion angerufen und angekündigt, dass er eine heiße Story liefern wird. Wir sollten ihm für morgen das halbe Titelblatt freihalten.«
    Erik spürte, wie der letzte Köm ihn verließ. Er war mit einem Mal stocknüchtern. »Was sollte das sein?«
    Â»Das hat er leider nicht gesagt«, erwiderte Schmitz. »Er wollte sich heute noch melden. Die Praktikantin versucht seit Stunden, Max zu erreichen.«
    Â»Und warum hat er ein Geheimnis daraus gemacht?«
    Â»Angeblich hatte er noch nicht alle Beweise zusammen. Er hat nur gesagt, es gehe um Bruce Markreiter.«
    Â»Bruce Markreiter?« Erik dehnte die vier Silben, weil er hoffte, dadurch Zeit zu gewinnen und sich zu erinnern, wo er diesen Namen schon mal gehört hatte.
    Zum Glück half ihm der Chefredakteur auf die Sprünge. »Der dreht zurzeit auf Sylt. Für ›Liebe, Leid und Leidenschaft‹! Wie Martin Eidam es geschafft hat, ihn für eine Gastrolle zu gewinnen, ist mir ein Rätsel.«
    Ein Schauspieler also! Und allmählich dämmerte es Erik, dass er im Inselblatt etwas von Bruce Markreiter gelesen hatte. Ein Star, der sich dazu herabgelassen hatte, eine Gastrolle in »Liebe, Leid und Leidenschaft« zu übernehmen, einer Telenovela, die seit Jahren sehr erfolgreich war, aber gleichermaßen trivial. Mittlerweile wusste Erik mehr über diese Serie, als ihm lieb war. Carolin und Felix redeten seit Wochen von nichts anderem, genau wie seine Schwiegermutter, seit sie auf Sylt angekommen war. War nicht an diesem Nachmittag das Casting, das er seinen Kindern so gerne ausgeredet hätte? Vielleicht wäre es ihm sogar gelungen, wenn Mamma Carlotta in Umbrien geblieben wäre. Dass sie von der Idee begeistert war, demnächst ihre Enkel auf dem Bildschirm zu sehen, hätte er sich ja denken können.
    Â»Bruce Markreiter ist immer für eine Schlagzeile gut«, fuhr Johannes Schmitz fort. »Und wenn nicht er, dann seine Frau. Dania Kaiser hat es in Hollywood toll getrieben. Angeblich hat sie sogar was mit Kevin Costner gehabt. Und Bruce Markreiter ist auch kein Kostverächter. Vielleicht hat Max entdeckt, dass Jennifer Aniston auf die Insel gekommen ist! Sie wissen doch, dass die beiden vor einem Jahr zusammen in Los Angeles gesehen wurden? Das war, während Dania Kaiser in Hollywood drehte.«
    Erik hatte keine Ahnung, wovon der Chefredakteur redete. All diese Namen waren ihm fremd, so fremd wie der Beruf, den Bruce Markreiter ausübte. Er war ihm fremd geblieben, obwohl Carolin ihn neuerdings zwang, sich etwas über die Erfolgsaussichten in diesem Berufszweig anzuhören, über die besten Schauspielschulen, über die Stars, die ohne Ausbildung berühmt geworden waren, und über die Möglichkeit, auf ein Schauspielstudium zu verzichten, wenn man die Chance erhielt, als Komparsin bei »Liebe, Leid und Leidenschaft« sein Talent zu zeigen und entdeckt zu werden.
    Für die Bewerbung von Felix, dem es auf die hundert Euro ankam, hatte Erik Verständnis, aber Carolins Ambitionen machten ihm Angst. Nur gut, dass die Chancen schlecht standen, eine Komparsenrolle zu ergattern. Das hatte einer von Vetterichs Mitarbeitern berichtet, der während der Geburtstagsfeier von seiner Tochter angerufen worden war. Sie hatte sich bitter darüber beklagt, dass die ersten zwanzig genommen und alle anderen nach Hause geschickt worden waren. Das hatte Erik, der zu diesem Zeitpunkt noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen war, sehr beruhigt. Carolin war nicht der Typ, der sich vordrängte, um unter den ersten zwanzig zu sein. Sie würde unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehren, sich zwei Tage in ihrem Zimmer einschließen und heulen, aber danach würde alles wieder so sein wie vorher.
    Â»Haben Sie eine Ahnung, ob Jennifer Aniston auf Sylt ist?«, fragte Johannes Schmitz.
    Erik zuckte zusammen. War er hier nicht derjenige, der Fragen stellen sollte? »Ich habe sie jedenfalls nicht gesehen«, antwortete er, obwohl er sicher war, dass er Jennifer Aniston nicht mal erkennen würde, wenn sie ihn nach dem Weg zum Inselzirkus fragte.
    Â»Ich hoffe, Sie finden den Kerl, der meinen Reporter auf dem Gewissen hat«, sagte Johannes Schmitz, »und ich hoffe, ich bin der Erste, der erfährt, was mit Bruce Markreiter los ist. Eine Hand wäscht die andere, Herr Hauptkommissar. Sie erfahren dann dafür als Erster, welcher Sache Max auf der

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