Inselzirkus
Spur war. Sobald ich es herausgefunden habe! Haben Sie schon sein Fotomaterial gesichtet?«
Dass es Johannes Schmitz war, der die Gesprächsführung übernahm und den Gedanken aussprach, der in Eriks Kopf noch nicht einmal angeklopft hatte, erbitterte ihn. »Das wollte ich Sie gerade fragen«, behauptete er. »Gehen Sie davon aus, dass Max Triebel seine Kamera bei sich hatte? Wir haben keine gefunden.«
»Max war niemals ohne Kamera unterwegs. Wenn sie fehlt, hat sie der Mörder!«
Erik begann sich zu ärgern, dass Johannes Schmitz ihm ständig ein paar Gedanken voraus war und es ihm einfach nicht gelang, ihn einzuholen. »Die Kamera könnte auch auf dem Grund des Lister Hafens liegen«, meinte er, weil er endlich einmal etwas sagen wollte, worauf Johannes Schmitz noch nicht gekommen war.
»Dann hat der Mörder nichts mit Maxâ Fall zu tun«, kam es prompt zurück. »Wer Angst vor seinen Enthüllungen hatte, der hatte auch Angst davor, dass Max bereits Fotos im Kasten hat. Und so einer will die Kamera haben, um die Fotos zu löschen.«
»Wir werden das feststellen!« Erik hätte das Gespräch am liebsten zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt, wenn er sich dem Chefredakteur gewachsen fühlte.
»Wenn Max die Kamera wirklich nicht bei sich hatte«, bemerkte Johannes Schmitz, »dann muss sie in seinem Zimmer liegen. Er wohnte in einer Ferienwohnung in Wenningstedt. Im Dünenhof zum Kronprinzen an der SeestraÃe. Kennen Sie das groÃe Apartmenthaus direkt am Strand?«
Eigentlich hätte Erik sich über diese Information freuen müssen, weil er selbst möglicherweise vergessen hätte, sich danach zu erkundigen, aber dieses Gefühl lieà er nicht zu. »Ich melde mich, wenn ich weitere Fragen habe«, sagte er nur knapp.
»Und nicht vergessen, Herr Hauptkommissar!«, rief Johannes Schmitz, der zu ahnen schien, dass das Gespräch nicht mehr lange dauern würde. »Wenn Sie was herausfinden, habe ich ein Recht auf eine Exklusivstory. SchlieÃlich war Max Triebel Reporter der Blitz.«
Erik hätte ihm am liebsten gesagt, was er von diesem Recht hielt, aber erstens fühlte er sich einer Diskussion mit dem Chefredakteur zurzeit nicht gewachsen, und zweitens wollte er sich dessen Sympathie so lange erhalten, bis der Mörder Max Triebels gefunden war. Deswegen murmelte er nur »Mal sehen, was sich machen lässt« und beendete das Gespräch, ehe Johannes Schmitz seinen Denkapparat oder gar seine geschliffene Rhetorik herausfordern konnte.
Erik ging zu Vetterich und bat ihn, nach einer Kameratasche Ausschau zu halten. »Sagen Sie auch bei Gosch Bescheid, damit wir sofort verständigt werden, wenn sich irgendwo eine herrenlose Kamera findet.«
Mittlerweile war Sören zurückgekehrt. Er stand da, glotzte aufs Meer und wollte anscheinend den Eindruck erwecken, er sei ein direkter Nachfahre von Sherlock Holmes und bemühe sich, den Mordfall durch intensives Nachdenken und Kombinieren zu lösen.
»Haben Sie was erreicht?«, fragte Erik. »Konnten Sie Herrn Gosch persönlich sprechen?«
»Er will alle Angestellten befragen«, brachte Sören mühsam heraus. Schlagartig hatten sich alle eventuellen Ãhnlichkeiten mit dem groÃen Detektiv verflüchtigt. »Er gibt uns dann Bescheid.«
»Warum haben Sie das nicht selbst erledigt? Jetzt gleich?«
Sören war anzusehen, dass er auf diese Idee nicht gekommen war. Dann aber fiel ihm ein, dass es einen guten Grund gab, Herrn Gosch die Befragung zu überlassen. »Zurzeit ist die Tagschicht tätig. Die Leute von der Nachtschicht, die gestern Abend gearbeitet haben, sind noch nicht da.«
Erik nickte zufrieden. »Womit wollen wir beginnen?«, fragte er Sören. »In Triebels Apartment oder bei âºLiebe, Leid und Leidenschaftâ¹?«
Nachdem er sich Johannes Schmitz unterlegen gefühlt hatte, tat es Erik gut, seinem Assistenten weiszumachen, dass er trotz seines Altersvorsprungs trinkfester war und auch nach vielen Schnäpsen und ungezählten Bieren den Ãberblick behielt. So erfuhr Sören, dass sein Chef durch geschicktes Nachfragen dem Chefredakteur wichtige Informationen entlockt hatte. Max Triebel war einem Skandal um Bruce Markreiter auf der Spur gewesen.
Sören war ehrlich beeindruckt. »Donnerwetter, Chef! Sie können einen Stiefel vertragen! Die Befragung eines Chefredakteurs
Weitere Kostenlose Bücher