Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
hätte ich mir heute nicht zugetraut!«
    Â»Wenn Triebel bereits kompromittierende Fotos gemacht hat, muss der Mörder sie an sich gebracht haben«, meinte Erik. »Sollte die Kamera verschwunden bleiben und vielleicht sogar die Festplatte von Triebels Laptop gelöscht sein, kennen wir immerhin das Mordmotiv.«
    Â»Und den Mörder auch«, ergänzte Sören, der einen Geistesblitz hatte. »Wenn es um Bruce Markreiter ging, muss der auch der Mörder sein. Wer sonst wollte eine Schlagzeile in der Blitz verhindern?«
    Das kam Erik ein bisschen zu einfach vor, obwohl Sörens Gedanken nicht von der Hand zu weisen waren. Aber ein berühmter Schauspieler, der zum Mörder wurde? Erik hoffte inständig, von diesem Skandal verschont zu bleiben. Nicht auszudenken, was auf Sylt los wäre, wenn auch noch die berühmte Ehefrau Dania Kaiser anreiste, um der Presse mitzuteilen, dass ihr Mann niemals zu einer solchen Tat fähig sei.
    Erik schüttelte diesen Gedanken ab und zog Sören zu dem Streifenwagen, mit dem sie nach List gefahren waren. »Kommen Sie! Wir lassen uns jetzt erst mal zum Inselzirkus bringen. Triebels Apartment läuft uns nicht weg.«
    Erst beim Einstieg in den Streifenwagen fiel ihm auf, dass er womöglich die falsche Entscheidung getroffen hatte. Jede Stunde, die verging, bevor er ein Gespräch mit dem großen Bruce Markreiter führte, würde ihn ein Stück näher an den Zustand heranführen, in dem er sich normalerweise befand, wenn er in einem Mordfall ermittelte. Als er mit der Fußspitze an der Schwelle des Streifenwagens hängen blieb und kopfüber ins Wageninnere stürzte, überlegte er es sich anders. »Besser, wir schauen uns erst mal Triebels Apartment an. Vielleicht wissen wir dann schon mehr, wenn wir mit Bruce Markreiter reden.«

    Die nächste Flasche Sekt brachte der Wirt persönlich an den Tisch.
    Â»Irgendwann werden wir’s Harry heimzahlen«, sagte Heidi und hob ihr Glas. »Dieses Schwein wird uns kennenlernen.«
    Â»So ein Großkotz!«, bekräftigte Kristin. »Der meint wirklich, er wäre allein schon deshalb schön, weil er was zwischen den Beinen hat, was uns fehlt.«
    Beate kicherte boshaft. »Dabei ist das wirklich nicht der Rede wert.«
    Alle drei kreischten gleichzeitig los, während Mamma Carlotta fragend von einer zur anderen sah.
    Â»Auf diesen Winzling ist er stolz!«, meinte Heidi. »Ein richtiger Kerl würde sich schämen!«
    Beate lachte so heftig, dass sie Mühe hatte, zu Atem zu kommen. »Deswegen hat der so einen fetten Bauch! Damit er darunter seinen Kümmerling verstecken kann!«
    Â»Pscht«, machte der Wirt. »Man kann euch ja bis auf den Gang hören. Wenn Harry da vorbeigeht …«
    Â»Soll er doch!«, schrie Heidi mit überkippender Stimme. »Dann weiß er endlich, dass wir seinen besten Freund nicht halb so großartig finden, wie er denkt.«
    Mamma Carlotta glaubte nun zu verstehen, wovon die Rede war. Aber in das Lachen der anderen mochte sie trotzdem nicht einstimmen. Solche Schlüpfrigkeiten war sie nicht gewöhnt, in ihrem Dorf wurde der Unterschied zwischen Mann und Frau niemals beim Namen genannt, jedenfalls nicht unter den Frauen ihrer Generation. Die hatten für die Körperteile unterhalb des Nabels keinen Namen, über den man laut lachen konnte.
    Sie war äußerst befremdet. Vor allem, weil sich ihr eine Frage aufdrängte, die sie kaum zu stellen wagte. Aber da sie im Zweifel eher ihrer Neugier als ihrer Diskretion nachgab, tat sie es dann doch: »Woher wisst ihr das?«
    Wieder war enthemmtes Kreischen die Antwort. »Woher wohl?«, brachte Heidi schließlich prustend heraus.
    Und Beate fügte an: »Was meinst du, wie wir an unsere Rollen gekommen sind?«
    Â»Damals waren wir noch Harrys Küken!« Kristin verlor ihr Lachen schneller als die anderen. »Jetzt sind wir nur noch seine Hühner. Auf direktem Weg zum schlachtreifen Suppenhuhn!«
    Mamma Carlotta beschloss, diese Antworten einfach nicht an sich heranzulassen. Schließlich wollte sie sich ihre neue Freundschaft mit diesen drei Frauen auf gar keinen Fall durch die Frage verderben lassen, was eine anständige Frau tun durfte und was nicht.
    Â»Wenn ich noch mal auf die Welt komme«, sagte Heidi, »werde ich Assistentin der Geschäftsführung und kann dann aussehen, wie ich will. Küken, Henne

Weitere Kostenlose Bücher