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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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stabiles Fundament für alle weiteren Bitten und Gefälligkeiten, die noch folgen würden.
    Â»Wir könnten morgen in Käptens Kajüte einkehren«, schlug Tanja vor, »und alles Weitere mit dem Wirt besprechen. Ich habe Vollmacht für die Verhandlungen bekommen. Wie wär’s mit einem zweiten Frühstück dort?«
    Mamma Carlotta nickte zögerlich. Frühstück in Käptens Kajüte? Klebriges Toastbrot, Marmelade aus einem Plastikeimer und Dauerwurst, deren Name Tove Griess viel zu wörtlich nahm? Aber dann sagte sie sich, dass Tanja Möck eine Kaschemme gesucht hatte und dass sie genau das morgen vorfinden würde. »Va bene«, strahlte sie. »Ich werde da sein!«
    Tanja machte Anstalten, wieder in ihren Bürowagen zurückzugehen. »Wenn Sie wollen, können Sie gern noch in die Kantine gehen. Als Gast von Eidam-TV. Beate und Kristin sind auch da. Die kennen Sie ja schon!« Tanja wies zur Eingangstür der Halle, über der das rote Licht angebracht war, das so dunkel war wie am Nachmittag. »Gehen Sie ruhig durch die Kulissenhalle. Es wird nicht gedreht.«
    Mamma Carlotta war hocherfreut. Den Gedanken an Erik und die Kinder schob sie einfach beiseite. Wer nicht für Spaghetti alla carbonara nach Hause kam, der durfte sich nicht wundern, wenn die Köchin es vorzog, statt mit der Zubereitung des Abendessens ihre Zeit mit neuen Bekanntschaften zu verbringen. Und dass Carolins Fernbleiben etwas mit ihrem Protest gegen ihre Nonna zu tun hatte, wollte sie nicht an sich heranlassen. Mamma Carlotta hatte ein reines Gewissen. Sie hatte ihren Enkelkindern Komparsenrollen verschafft, und sie hatte Carolin vor einem zudringlichen Kerl bewahrt. Sollte sie sich das etwa vorwerfen lassen? Dass sie außerdem eine Sprechrolle bekommen hatte, war ebenfalls nichts, was man ihr zur Last legen konnte. Nein, Mamma Carlotta hatte das reinste Gewissen der Welt. Und deswegen würde sie sich jetzt als Gast von Eidam-TV einen schönen Abend machen. Basta!

    Sören klopfte an die Tür des Wohnwagens. Als Bruce Markreiter ihn hereinließ, merkte Erik gleich, dass die Aufgabe, die Sören zu erledigen gehabt hatte, gut für seine körperliche Verfassung gewesen war. Er wirkte wesentlich frischer. Trotzdem wandte Erik sich nach einem kurzen Blick wieder seinen Notizen zu, statt Sören nach den Ergebnissen seines Anrufs bei Gosch zu befragen.
    Â»Eine Ceska, Modell 83, sagen Sie?«
    Markreiter nickte. »Eine tschechische Pistole. Sie wurde in den Achtzigerjahren fürs Militär konzipiert. Aber auch die tschechische Polizei hat sie benutzt.«
    Â»Wie sind Sie an diese Waffe gekommen?«, erkundigte sich Erik.
    Â»Ein Bekannter hat sie mir besorgt. Vor ein paar Jahren. Ich wurde von einem aufdringlichen Fan verfolgt, der mir Angst machte. Ein Stalker. Ich wollte etwas haben, womit ich ihm auch Angst machen konnte.«
    Â»Werden Sie von diesem Stalker immer noch belästigt?«
    Bruce Markreiter verzog den Mund, dann zuckte er mit den Schultern. »Der Stalker von damals sitzt in der Psychiatrie. Aber … es könnte sein, dass sich da was Neues anbahnt. Ich spüre, dass ich beobachtet werde. Dass jemand um meinen Wagen herumschleicht. Dass ein Auto mich verfolgt. Ich … ich spüre es einfach!«
    Â»Deswegen die Pistole?«
    Markreiter nickte. »Ich fühle mich sicherer. Und Munition brauche ich nicht. Ich will ja nicht schießen, sondern einem Angreifer Angst einjagen.«
    Erik stand auf und warf einen Blick aus dem Fenster, das auf den Platz ging, dann wies er zu dem rückwärtigen Fenster, das mit Klappläden verschlossen war.
    Â»Die Läden sind immer zu«, sagte Markreiter, ehe Erik fragen konnte. »Wer sich von hinten anschleicht, kann mich nicht beobachten. Aber belauschen«, ergänzte er. »Zum Beispiel, wenn ich telefoniere oder Besuch habe.«
    Â»Wie könnte der Täter an Munition gekommen sein? Für eine tschechische Waffe?«
    Â»Meine Ceska ist eine Exportvariante«, erklärte Bruce Markreiter. »Die kann mit westlicher Munition geladen werden. Falls meine Pistole überhaupt die Tatwaffe ist.«
    Â»Daran zweifle ich nicht«, gab Erik zurück. »Oder halten Sie es für einen Zufall, dass Max Triebel einer Geschichte auf der Spur war, in der es um Sie geht, und dass am nächsten Tag ausgerechnet Ihre Waffe verschwunden ist?«
    Â»Ich weiß wirklich

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