Inselzirkus
nicht«, meinte Markreiter, »welcher Geschichte er auf der Spur gewesen sein soll. Bei mir ist für so einen Skandalreporter nichts zu holen.«
»Sie haben keine Vorstellung, wer Ihnen die Pistole gestohlen haben könnte?«
»Das kann jeder gewesen sein! Alle, die hier arbeiten, wissen, dass ich eine Waffe in meinem Wagen habe. Und der ist nicht immer abgeschlossen.«
»Eine Waffe derart schlampig aufzubewahren ist eine Straftat. Wenn Sie Glück haben, eine Ordnungswidrigkeit! Mindestens!«
»Nicht bei einer ungeladenen Waffe, für die es keine Munition gibt!«
»Und Sie meinen, jemand hat Ihnen die Pistole gestohlen und sich Munition beschafft, um Max Triebel zu erschieÃen?«
Bruce Markreiter hob die Hände und spreizte die Finger. Eine Geste der Ungeduld, ein Zeichen, dass er der Fragerei überdrüssig war, dass er dieses Gespräch beenden wollte. »Sieht so aus.«
»Oder derjenige kannte Ihre Waffe, hat sich vorsorglich Munition gekauft und dann die Pistole gestohlen?«
»Auch möglich!«
»Warum? Weil er Sie belasten wollte?«
Bruce Markreiter gefiel diese Variante, seine Geste fiel entsprechend sparsam aus. »Das wirdâs sein! Ich stand mit der Presse schon immer auf schlechtem FuÃ. Da kann jemand auf die Idee kommen, dass mir die Nerven durchgegangen sind. Damit hat der wahre Täter gerechnet. Er hat darauf vertraut, dass ich in Verdacht gerate.«
»Und die Sache, der Max Triebel auf der Spur war?«
»Das muss ein Missverständnis sein.«
Erik betrachtete den Schauspieler scharf, als wollte er ihm eine Lüge nachweisen. »Wenn sich herausstellen sollte, dass Max Triebel wirklich mit Ihrer Waffe erschossen wurde, sind Sie auf jeden Fall dran. Wenn Sie nicht selbst geschossen haben â¦Â«
»Habe ich nicht!«
»⦠dann haben Sie sich auf jeden Fall mitschuldig gemacht«, ergänzte Erik ruhig. »Weil Ihre Waffe jedermann zugänglich war.« Erik wandte sich an Sören, weil er sich nicht auf ein weiteres Wortgefecht mit Bruce Markreiter einlassen wollte. Der Mann war zu selbstbewusst und viel zu nüchtern, um sich verbal bezwingen zu lassen.
»Haben Sie was herausgefunden?«, fragte Erik seinen Assistenten.
Sören war froh, dass er endlich loswerden konnte, was er ausfindig gemacht hatte. »Der zeitliche Ablauf des Tathergangs ist nun klarer. Gosch hat gegen acht das Gourmetrestaurant im Hafendeck geschlossen. Aber unten in der Alten Bootshalle gingâs noch bis kurz vor zehn. Eine Stunde dauert es etwa, bis alle Angestellten das Gelände verlassen haben. Danach herrscht Ruhe im Lister Hafen. Das muss in der vergangenen Nacht so gegen elf gewesen sein.«
Erik strich seine Cordhose glatt und dann auch seinen Schnauzer, bevor er fragte: »Wo waren Sie zwischen elf und zwei Uhr, Herr Markreiter?«
Dessen Antwort kam für seinen Geschmack zu schnell: »Ich bin herumgefahren. Das mache ich oft.«
»Wo sind Sie gewesen? Sind Sie gesehen worden?«
»Mit Sicherheit!«, entgegnete Bruce Markreiter. »Ich fahre einen auffälligen Wagen.«
»Wir wollen nicht wissen, wo Ihr Wagen gewesen ist«, konterte Erik, »sondern wo Sie gesehen wurden.«
»Die Leute kennen mich. Ich bin auch sicher, dass einige auf mich aufmerksam geworden sind. Eigentlich wollte ich noch in irgendeiner Bar einen Cocktail nehmen. Aber als ich merkte, dass man mich nicht in Ruhe lassen würde, bin ich weitergefahren.«
Erik warf Sören einen enttäuschten Blick zu. Er war schon jetzt davon überzeugt, dass Markreiters Alibi hieb- und stichfest war. Verdammt! Dieser Fall war anscheinend doch nicht so leicht zu lösen, wie er gedacht hatte. Ganz abgesehen davon, dass Fälle, in die Prominente verwickelt waren, immer schwer zu lösen waren. Er brauchte bloà an die Staatsanwältin zu denken, die jedes Mal in hysterische Sorge geriet, dass Erik einen wichtigen Menschen nicht mit dem angemessenen Respekt behandelte. »Ich brauche Ihre Angaben schon ein wenig genauer. Wann sind Sie wo gesehen worden? Und wer hat Sie gesehen?«
Bruce Markreiter dachte kurz nach, dann setzte er ein zuvorkommendes Lächeln auf. »Ans Gogärtchen kann ich mich erinnern. Ich bin gegen eins dort angekommen. Da war noch was los. Der Türsteher hat mich gesehen.«
»Wir werden das nachprüfen.«
»Selbstverständlich, Herr Hauptkommissar. Ach
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