Inselzirkus
ja ⦠da fällt mir noch was ein.« Markreiter legte eine Hand an die Schläfen, eine groÃe Geste, die Erik nicht gefiel. Dieser Mann schien Spezialist für groÃe Gesten zu sein! »Ich wollte einen Abstecher ins Spielkasino machen. Ein bisschen um mein Glück spielen!« Er verzog sein Gesicht zu einer kleinen Grimasse, die Erik genauso wenig gefiel wie seine groÃen Gesten. »Ich dachte, nachts um halb zwei könnte ich direkt vor dem Kasino parken.«
Erik sah ihn ungläubig an. »Auf dem Platz vorm Rathaus? Der ist gesperrt! An jeder Einmündung stehen Pflöcke.« Verächtlich ergänzte er: »Weil es mehr Leute wie Sie gibt, die glauben, dass Regeln nur für die anderen da sind.«
»Diesmal war ein Pflock herausgezogen und anscheinend nicht wieder eingesetzt worden.«
»Und so was betrachten Sie als Einladung?«
Markreiter spielte den reuigen Verkehrssünder nicht besonders überzeugend. »Ich weià natürlich, dass das Befahren des Platzes verboten ist. Das hat mir der Portier des Kasinos auch sehr deutlich gesagt. Er hat mich gar nicht erst reingelassen.«
Erik erlaubte sich ein spöttisches Lächeln. »Bruce Markreiter lässt sich abweisen?«
»Ich wurde nicht abgewiesen, sondern gebeten, meinen Porsche woanders abzustellen. Aber dazu hatte ich keine Lust.«
»Und Sie haben auf den Besuch des Kasinos verzichtet?«
»Korrekt.«
Als Erik sich erhob, war seine Energie wie weggeblasen. »Sagen Sie, Herr Markreiter ⦠wie machen Sie das? Nachts herumfahren und morgens wieder vor der Kamera stehen â¦Â«
»Das ist zum Glück nicht die Regel«, entgegnete Markreiter schnell. »Aber manchmal kann ich nicht schlafen, und dann fahre ich eben lieber herum, als mich schlaflos im Bett zu wälzen.«
»Aber Max Triebel haben Sie unterwegs nicht zufällig gesehen?«
»Wenn, dann hätte ich ihn nicht erkannt.«
»Und bis zum Lister Hafen sind Sie nicht gekommen?«
»Nein!«
»Tatsächlich nicht?«
Bruce Markreiter sprang so plötzlich auf, dass Erik erschrocken zusammenfuhr und Sören sogar einen Schritt zur Tür machte, als wollte er flüchten. »Nein!«, brüllte er so laut, dass es auf dem ganzen Platz zu hören sein musste. »Nein! Haben Sie das jetzt kapiert?«
Kristin und Beate freuten sich, Carlotta zu sehen. Und sie klopften ihr anerkennend auf die Schulter, als sie hörten, dass es ihr gelungen war, Tanja eine wichtige Arbeit abzunehmen. »Du hast eine Location für sie gefunden? GroÃartig!«
Kristin legte das Drehbuch zur Seite, das sie eigentlich studieren wollte. »Die paar Sätze lerne ich vor dem Einschlafen. Harry hat heute mal wieder ein paar Ãnderungen in letzter Minute vorgenommen. Mit welchem Ergebnis?« Fragend sah sie erst Mamma Carlotta, dann Beate an.
Die nickte. »Er hat dir mindestens fünf Sätze gestrichen.«
»Bingo!« Kristin klopfte empört auf das Drehbuch. »Ich habe ihn gebeten, mich wenigstens mal in der Totalen zu zeigen. Aber was hat er gesagt?«
Beate zögerte keinen Augenblick. »In deinem Alter? Das ist schlecht für die Quote!«
Kristin nickte deprimiert. »Und dafür habe ich mich liften lassen!«
»Mir hat er heute gesagt, ich wäre fett geworden«, erzählte Beate. »Dabei ernähre ich mich nur noch von Salatblättern, Knäckebrot und Sekt.« Sie lachte bitter. »Und ich bringe weniger als die Hälfte von Harrys Gewicht auf die Waage. Aber er â¦Â«
»⦠ist eben ein Mann«, ergänzte Kristin.
Beate hob das Glas und prostete Kristin und Carlotta zu. »Auf den Sekt könnte ich natürlich verzichten, aber irgendein Vergnügen muss auch eine Schauspielerin haben. Stimmtâs?«
Mamma Carlotta dachte an den Rotwein, den sie in Käptens Kajüte getrunken hatte, und bat den Wirt um einen Espresso.
Der wurde ihr gerade serviert, da kam Heidi Schirrmacher herein. Sie trug eine groÃe Tüte bei sich, die sie hinter ihrem Rücken verbarg, während sie sich unauffällig umsah. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kantine saÃen ein paar junge Männer aus dem Kamerateam zusammen und fachsimpelten, die Leiterin der Garderobe legte an einem anderen Tisch ihren Mitarbeiterinnen einen Katalog vor und besprach mit ihnen die Kleidung, die Sandra Zielcke in einer Schlüsselszene tragen
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