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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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doch Munition besaß?«
    Erik blieb stehen und sah seinen Assistenten anerkennend an. »Sie meinen, er hat es nicht zugegeben, weil dann seine Fahrlässigkeit noch viel schwerer wiegen würde! Die Pistole jedermann zugänglich aufzubewahren ist schon schlimm genug. Sie mitsamt der Munition in dem Wagen liegen zu lassen ist auf jeden Fall eine Straftat.«
    Sören freute sich darüber, dass sein Denkapparat allmählich wieder in Gang kam. »Der Mann ist Schauspieler! Der kann uns was vorspielen, ohne dass wir es merken.«
    Erik nickte. »Aber ein Alibi kann er uns nicht vorspielen. Wenn er letzte Nacht zur fraglichen Zeit gesehen wurde, dann ist er aus dem Schneider.«
    Der Wachmann öffnete die Schranke und wünschte den beiden Polizeibeamten einen schönen Abend.
    Erik reagierte nur flüchtig, denn seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich abgelenkt. Direkt hinter der Schranke blieb er stehen und schnupperte. »Das riecht hier nach …«
    Â»â€¦ nach den Antipasti Ihrer Schwiegermutter«, fiel Sören ein und ging zu Busso Heinemann hinüber, der sich tief ins Gebüsch gedrückt hatte, wo er dem Wind nicht ausgesetzt war. Er steckte bis zum Hals in seinem warmen Schlafsack und sah so aus, als hätte ihn die Müdigkeit mitten in der Mahlzeit übermannt. Neben seinem Kopf stand eine Flasche Köm, die zur Hälfte geleert war, daneben lag eine offene Plastiktüte, aus der die Gerüche strömten, die aus Erik Wolfs Küche einen Ort der Behaglichkeit machten, wenn seine Schwiegermutter zu Besuch auf Sylt war.
    Erik erschien neben Sören. »Man könnte meinen, er wäre bei mir eingebrochen und hätte die Antipasti aus dem Kühlschrank geklaut«, flüsterte er. »Wo mag es die zu kaufen geben? Bei Feinkost Meyer?«
    Â»Schon möglich«, entgegnete Sören. »Aber wie soll Busso Heinemann sich so was leisten können?«
    Â»Sie meinen, er hat sie dort geklaut?«
    Â»Was sonst?« Aber vorsichtshalber ergänzte er: »Das geht uns nichts an«, damit sein Chef nicht auf die Idee kam, zusätzlich zu diesem anstrengenden Mordfall noch einen Diebstahl aufklären zu wollen.
    Sören sah erleichtert aus, als sich Eriks Handy in diesem Augenblick meldete und von den Antipasti ablenkte. Am anderen Ende war Carolin. Und als Erik das Gespräch beendet hatte, sah er so besorgt aus, dass Sören schon fürchtete, eine weitere Leiche sei gefunden worden und die Arbeit noch lange nicht zu Ende.
    So war er zunächst nur erleichtert, als sich herausstellte, dass niemand gewaltsam zu Tode gekommen war, sondern lediglich Mamma Carlotta vermisst wurde. »Sie wird einen Strandspaziergang machen, weil das Essen fertig und die Familie noch nicht zu Hause ist.«
    Als er jedoch hörte, dass Carolin eine kalte Tomatensuppe auf dem Herd gefunden hatte und verschiedene Hinweise auf Spaghetti alla carbonara, jedoch weder gewürfelten Speck noch geriebenen Pecorino, machte er sich ebenfalls Sorgen. Dass die Schwiegermutter seines Chefs etwas anderes für wichtiger befunden hatte als die Verköstigung der Familie, konnte er sich nicht vorstellen. »Ob ihr was passiert ist?«, fragte Sören ängstlich.
    Erik antwortete nicht, aber in seinem Gesicht stand dieselbe bange Frage. »Meinen Sie, wir können einen Kollegen von der Streife schon wieder um einen Gefallen bitten?«, fragte er vorsichtig.
    Sören nickte, ohne zu zögern. »Die haben ja alle begeistert von ihren Antipasti gegessen!«
    Erik fiel es schwer, den Zusammenhang zwischen dieser unleugbaren Tatsache und seiner Sorge um Mamma Carlotta zu erkennen, aber da Sören bereit war, die Verkehrspolizei zu alarmieren, verzichtete er auf die Überlegung, ob er sich selbst damit lächerlich machte. Er wollte sich auch nicht fragen, was seiner Schwiegermutter zugestoßen sein könnte, und erst recht nicht, ob es ihr gefallen würde, von einer Streife aufgegriffen und nach Hause gebracht zu werden.

    Ihr Gesicht war eiskalt, als Mamma Carlotta vor Käptens Kajüte vom Fahrrad stieg. Es hatte sich stark abgekühlt, seit die Sonne untergegangen war, und der Fahrtwind hatte ein Übriges getan. Nun war sie froh, dass sie eher angekommen war als das Taxi mit Heidi, Beate und Kristin.
    Als sie das Fahrrad abschloss, stieg feuchte Hitze in ihr hoch. Schon während sie auf die Tür von Käptens Kajüte zuging, zog sie den

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