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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Essen zu probieren, das du mit viel Aufwand gekocht hast!«
    Mamma Carlotta war hochzufrieden. Modern und emanzipiert! So war sie noch nie genannt worden! Aber so gerne sie sich etwas vormachen ließ – in diesem Fall mochte sie nicht daran glauben, dass Heidi ins Schwarze getroffen hatte. Trotzdem würde sie deren Worte natürlich bei nächster Gelegenheit wiederholen, sie Erik und den Kindern vorhalten und vor allem in Umbrien auf dem Dorfplatz erwähnen. Immer dann, wenn eine Folge von »Liebe, Leid und Leidenschaft« gelaufen war und Heidi Schirrmacher als Arztsekretärin länger als eine halbe Minute auf dem Bildschirm zu sehen gewesen war! Niemand von ihren Kindern, Nachbarn und Verwandten würde dann an Carlottas Erinnerung vorbeikommen, dass ebendiese Schauspielerin sie modern und emanzipiert genannt hatte.
    Â»Nun zeig uns endlich, was du in dieser Tüte hast!«, forderte Beate und wies unauffällig unter den Tisch.
    Heidi nickte und zog die Plastiktüte zwischen ihren Füßen hervor. »Auf dem Hühnerhof, wo morgen die Autogrammstunde stattfindet«, begann sie, »wurde heute der Tag der offenen Tür vorbereitet. Dabei habe ich das hier entdeckt und … mitgehen lassen.«
    Â»Geklaut?«, fragte Kristin und lachte, als hätte Heidi einen guten Witz gemacht.
    Â»Die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen«, bestätigte Heidi, der es ebenso wenig ausmachte wie den anderen beiden, dass sie etwas mitgenommen hatte, was ihr nicht gehörte. Mamma Carlotta überlegte ein weiteres Mal, ob es richtig gewesen war, mit diesen drei Frauen Bekanntschaft zu schließen. Erst der Spott über das gewisse Körperteil eines Mannes und nun auch noch Diebstahl? Dass nur Erik nicht erfuhr, in welche Gesellschaft sie sich begeben hatte!
    Jetzt kam endlich der große Moment: Heidi zog etwas aus ihrer Tüte, was erst zu erkennen war, als sie es hochhielt.
    Â»Ein Huhn?«, fragte Kristin ungläubig.
    Â»Damit wird morgen, direkt nach der Autogrammstunde, ein Tanz aufgeführt«, erklärte Heidi. »Die Tänzerinnen stülpen sich dann diese Masken über.« Sie machte es vor, und wenige Augenblicke später saß neben Carlotta, Beate und Kristin ein riesiges Huhn am Tisch. Von Heidis Gesicht war nichts mehr zu sehen, auch von ihrem Oberkörper nicht. Die Hühnermaske reichte bis über die Taille, die Arme waren unter großen weißgefiederten Flügeln verborgen. Als sie sie bewegte, drang unter der Maske ein kicherndes Gack-gack hervor. Der weiche rote Kamm auf der Maske bebte, der Schnabel öffnete und schloss sich, ohne dass Heidis Mund zu erkennen war. Nur in den leeren Augenhöhlen blitzte ein übermütiges Augenpaar, das eindeutig zu Heidi gehörte. Ansonsten war sie unmöglich zu identifizieren.
    Â»Würdet ihr mich erkennen?«, kam es dumpf unter der Maske hervor.
    Alle waren sich einig. Dass Heidi unter der Hühnermaske steckte, konnte niemand ahnen, der es nicht wusste.
    Â»Aber was hat das mit unserer Rache an Harry zu tun?«, fragte Kristin.
    Heidi zerrte sich die Maske mit Beates Hilfe wieder herunter. »Wir waren alle mal Harrys süße Küken, nicht wahr? Jetzt ist Sandra Harrys Küken, und wir sind nur noch seine alten Hennen.« Heidi saß nun wieder so da, wie jede sie kannte, und legte die Hühnermaske auf ihren Schoß. »Diese alten Hennen werden Harry heute Nacht zeigen, dass sie sich nicht ungestraft beleidigen lassen.« Sie wandte sich an Carlotta und nickte zu Tove hinüber. »Ist der Wirt vertrauenswürdig?«, fragte sie leise. »Oder rennt der morgen zur Polizei?«
    Vertrauenswürdig hätte Mamma Carlotta ihn nie bezeichnet, aber dass Tove Griess nicht zur Polizei laufen würde, so viel war sicher. Genau wie Fietje Tiensch setzte er niemals freiwillig einen Fuß in eine Polizeistation.
    Heidi nickte zufrieden. »Du machst doch mit, Carlotta? Ich habe vier Masken geklaut. Zu viert sind wir stärker als zu dritt. Harry ist zwar ein Schwächling, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen. Der darf zu keiner Gegenwehr kommen. Und vor allem: Er darf uns nicht erkennen. Auch nicht an unseren Stimmen! Also kein Wort währenddessen!«
    Â»Nun erzähl endlich, wie wir es machen wollen!«, rief Kristin und ergänzte dann leise: »Wie wär’s, wenn wir den Kerl abmurksen? Ich wäre dabei!«
    Â»Ich

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