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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Jackentasche und reichte sie Sandra. »Falls Ihnen noch irgendwas einfällt …«
    Â»â€¦ rufe ich Sie an. Geht klar!«
    Erik sah sich nach Sören um. Der schleppte sich erst jetzt auf den Parkplatz, mit so schweren Schritten, als hätte er soeben den Jakobsweg hinter sich gebracht. Erik schob ihm sein Rennrad entgegen. »Am besten, Sie fahren jetzt nach Hause, Sören, und legen sich ins Bett. Falls meine Schwiegermutter mit Spaghetti alla carbonara auf uns wartet, werde ich Sie entschuldigen.«
    Sören nickte dankbar. »Wenn sie überhaupt zu Hause ist.« Dann machte er sich an die gewaltige Aufgabe, sein rechtes Bein über den Sattel zu heben. Aber bevor es ihm gelungen war, fiel ihm etwas ein, und er stellte das Bein wieder ab. »Eigentlich wollte ich morgen früh freihaben. Sie wissen ja, mein Umzug. Ich muss den Kühlschrank und den Herd anschließen.«
    Â»Das wird Ihnen morgen mit Ihrem dicken Kopf niemals gelingen«, behauptete Erik. »Besser, Sie machen Dienst. Das ist körperlich weniger anstrengend. Außerdem brauche ich Sie. Bei einem neuen Mordfall gibt’s keinen Urlaub.«
    Â»Ich wollte keinen Urlaub haben, sondern Überstunden abfeiern«, maulte Sören. Ȇbermorgen kommen meine Kegelbrüder und tragen mir die großen Möbel runter. Dann müssen mindestens die Lampen hängen.«
    Â»Sie schaffen das schon«, meinte Erik. »Und wenn nicht, verschieben Sie Ihren Umzug um ein paar Tage.«
    Irgendwas Wichtiges schien gegen diese Variante zu sprechen, aber Sören war unfähig, sich daran zu erinnern. Als er endlich auf dem Sattel saß und allmählich in Schwung kam, rief er zurück: »Wenn Ihre Schwiegermutter heute Nacht gesucht werden muss, klingeln Sie mich aus dem Bett! Für sie verzichte ich auf meinen Schlaf.«

Der Dorfteich lag still und verlassen da. Zwar schlief Sylt noch lange nicht, aber hier herrschte bereits nächtliche Ruhe. Kein Spaziergänger auf dem Weg, der um den Teich herumführte, nicht einmal ein Auto fuhr vorbei. Es war kalt. In der Nacht musste sogar mit Bodenfrost gerechnet werden.
    Mamma Carlottas Abenteuerlust war ebenfalls auf dem Gefrierpunkt angekommen. Worauf hatte sie sich eingelassen? Sogar Tove hatte sie beim Abschied mit einem besorgten Blick angesehen. Und der gehörte nicht zu denen, die lange fackelten, wenn es darum ging, etwas heimzuzahlen. Aber es war ihr gelungen, seinen Blick unbefangen zu erwidern. Denn in diesem Moment war ihr eine Idee gekommen, wie sie sich der Rache an Harry Jumperz entziehen konnte, um stattdessen nach Hause zu gehen, die Spaghetti alla carbonara zu kochen, mit Carolin zu reden und am nächsten Tag von nichts zu wissen.
    Ihre Enkelin musste endlich einsehen, dass die Nonna nur ihr Bestes im Sinn hatte, wenn sie sich mit einem Chefautor anlegte, der aus unschuldigen jungen Mädchen seine süßen Küken machen wollte. Er hatte die Rache, die Heidi, Beate und Kristin planten, wahrlich verdient. Doch obwohl Heidi nochmals davon gesprochen hatte, dass sie Mamma Carlotta für eine moderne und emanzipierte Frau hielt, bedrückte sie der Gedanke an die Familie viel mehr als die Respektlosigkeit und die Ungerechtigkeit, mit der ein Mann wie Harry Jumperz Frauen behandelte.
    Â»Meine Familie wird sich Sorgen machen«, hatte sie gesagt, nachdem sie alle Einzelheiten besprochen hatten, wie Harry Jumperz seine gerechte Strafe bekommen sollte. »Ich werde am Süder Wung vorbeifahren und Bescheid sagen, dass ich später komme.«
    Doch leider hatte Kristin schnell erkannt, was sie im Schilde führte. »Damit du uns dann morgen erzählen kannst, die Familie hätte dich nicht mehr gehen lassen? Und das Abendessen wäre wichtiger gewesen? Nein, nein!« Kristin hatte ihr Handy aus der Tasche gezogen und Mamma Carlotta in die Hand gedrückt. »Du kannst sie anrufen. Aber vergiss nicht, dass dein Schwiegersohn auch eine Lektion verdient hat! Dich zu suchen wie ein Kind, das nicht pünktlich nach Hause gekommen ist! Unerhört! Am Ende bekommst du zur Strafe noch Stubenarrest?«
    Als sie dann aufgebrochen waren, hatte Kristin sich sogar geweigert, zu den anderen beiden ins Taxi zu steigen, sondern sich auf den Gepäckträger von Carlottas Fahrrad gesetzt. »Besser, ich passe auf, dass du nicht abtrünnig wirst.«
    So hatte Mamma Carlotta nur einen langen Blick in den Süder Wung werfen

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