Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
alles gegen diesen schrecklichen Verdacht. Sie wollte unter allen Umständen verhindern, dass er laut und deutlich geäußert wurde.
    Zum Glück kam es nicht dazu, denn in diesem Moment kehrte Heidi von der Autogrammstunde zurück. Sie warf sich auf den vierten Stuhl und atmete so schwer, als hätte sie eine längere Strecke im Laufschritt zurückgelegt.
    Â»Ich hab’s gerade gehört«, stieß sie hervor, als sie genug Luft geschöpft hatte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann legte sie die Unterarme auf den Tisch und beugte sich vor. »Wer von euch war’s? Wer ist zurückgegangen und hat Harry den Rest gegeben?«

    Die Luft war noch immer kühl und frisch, aber die Sonne war höher gestiegen und machte sich daran, den Tag zu erobern. Einen kalten, aber klaren und vielleicht auch sonnigen Tag.
    Erik und Sören gingen nachdenklich zum Auto zurück. »Ach, übrigens …« Sören druckste herum, als sollte ein Geständnis folgen, das ihn um seine Beförderung zum Oberkommissar bringen könnte. »Ich muss Ihnen was zeigen.«
    Â»Was Wichtiges?«, wollte Erik wissen. Und als Sören mit den Schultern zuckte, ergänzte er: »Hat das was mit unseren beiden Fällen zu tun?«
    Sören zögerte. »Das nicht, aber …«
    In diesem Moment stieß Erik ihn aufgeregt an. »Sehen Sie sich den an!« Mit offenem Mund sah er dem Mann entgegen, der gerade aus der Friedhofspforte trat. »Busso Heinemann!«
    Sören war nicht halb so erstaunt wie sein Chef. »Auf dem Friedhof gibt es fließendes Wasser. Vielleicht hat er sich sogar gewaschen.«
    Nun öffnete Erik die Autotür schnell, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und zog die Tür so hastig ins Schloss, als wollte er von dem Obdachlosen nicht gesehen werden.
    Â»Was ist los?«, fragte Sören ungeduldig. »Hat der was mit unserem Fall zu tun?«
    Â»Haben Sie seinen Pullover gesehen?«, fragte Erik aufgeregt. »Ich glaube, der hatte meinen Lieblingspulli an.«
    Sören drehte sich ungläubig um. »Sie meinen, der ist im Süder Wung eingestiegen und hat Ihnen Ihren Pullover geklaut?«
    Erik schüttelte den Kopf und strich sich über die Stirn, als wollte er einen unsinnigen Gedanken wegwischen.
    Sören grinste. »Vermutlich war Ihr Pullover kein Unikat.«
    Â»Nein, eher Dutzendware von Jensen.«
    Â»Und schon einige Jahre alt?«
    Erik versuchte nachzurechnen und stellte fest, dass viele Winter ins Land gezogen sein mussten, seit er den Pullover gekauft hatte.
    Sörens Lächeln vertiefte sich noch. »Es gibt eben Leute, die trennen sich eher von ihren Klamotten.«
    Erik legte nun Wert darauf, schleunigst das Thema zu wechseln. Dynamisch drehte er den Zündschlüssel, betätigte ein paarmal das Gas und ließ den Motor aufheulen, doch dann fiel ihm noch etwas ein. »Wir müssen Busso Heinemann fragen, ob er letzte Nacht was beobachtet hat!«
    Sören sprang aus dem Auto und lief Busso Heinemann hinterher. Erik konnte beobachten, wie er ihn aufhielt, wie Heinemann sich erschrocken zu ihm umdrehte, dann so aussah, als wollte er flüchten, und schließlich mehrmals nachdrücklich den Kopf schüttelte.
    Erik kannte seine Antwort, noch ehe Sören wieder ins Auto gestiegen war.
    Â»Er hat nichts gesehen. Er war die halbe Nacht mit irgendwelchen Pennern in Wenningstedt unterwegs.«
    Erik starrte durch die Windschutzscheibe, ohne etwas zu sehen. »Ob hier wohl derselbe Täter am Werk war? Hat Triebels Mörder Harry Jumperz im Schrank eingeschlossen?«
    Â»Eigentlich spricht nichts dafür«, entgegnete Sören. »Beide Fälle haben ganz unterschiedliche Handschriften. Nur … dass beide Spuren zu ›Liebe, Leid und Leidenschaft‹ führen.«
    Â»Und zu Bruce Markreiter«, meinte Erik nachdenklich. »Wer steckt einen Mann ohne Hose in einen Schrank und sorgt dann dafür, dass er nicht wieder rauskommt?«
    Â»Klingt eher wie ein Dummejungenstreich.«
    Â»Das ist es aber nicht, wenn das Opfer an Klaustrophobie leidet.«
    Â»Der Täter konnte aber nicht damit rechnen, dass Harry stirbt. Also können wir nicht davon ausgehen, dass sein Tod geplant war. Höchstens wurde er billigend in Kauf genommen.«
    Â»Eigentlich konnte der Täter davon ausgehen, dass Jumperz am nächsten Morgen lebendig aus dem Schrank geholt

Weitere Kostenlose Bücher