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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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die zweite dieser beiden Möglichkeiten. Doch wie auch immer die Entscheidung ausfiel, sie mussten sie gemeinsam treffen. Auf keinen Fall durften sie sich in Widersprüche verwickeln. Es wäre schrecklich, von Erik entlarvt zu werden. Ehe das geschah, war es besser, alles zuzugeben und heldenhaft zu der Schuld zu stehen, die sie auf sich geladen hatte.
    Zum Glück war Tanja Möck der Ansicht gewesen, dass nur ein Mann es geschafft haben konnte, Harry Jumperz in den Schrank zu stecken. Und warum sollte nicht das, was Tanja dachte, auch Erik durch den Kopf gehen? »Ein großer, kräftiger Mann«, hatte Tanja gesagt. »So einer wie Bruce Markreiter zum Beispiel.«
    Â»Sie meinen, der könnte es gewesen sein?«, hatte Mamma Carlotta atemlos gefragt.
    Und Tanja hatte genickt. »Harry hat mir so manches anvertraut. Zum Beispiel glaubte er, dass Bruce diesen Journalisten auf dem Gewissen hat. Und wenn er ihm das ins Gesicht gesagt hat …« Sie beendete den Satz mit einem vielsagenden Blick. »So was lässt sich unser Stargast nicht gefallen.«
    Luca Medina, der Stuntman, trat aus der Halle, kurz bevor Mamma Carlotta die Tür erreichte. »Signora!«, rief er erfreut und schüttelte ihr ausgiebig die Hand. »Haben Sie schon gehört, was passiert ist?« Er lachte in ihr bedrücktes Gesicht. »Schauen Sie nicht so traurig! Um den Kerl ist es nicht schade! Wer immer das getan hat, er wird gute Gründe gehabt haben.«
    Mamma Carlotta sah ihn entrüstet an. »Wie können Sie so etwas sagen?«
    Luca Medina wechselte ins Italienische, als wollte er von anderen nicht verstanden werden: »Dem weint hier keiner eine Träne nach. Nicht mal eins von seinen Küken, die mit ihm im Bett waren.«
    Mamma Carlotta betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Von Toten soll man nicht schlecht sprechen«, sagte sie tadelnd.
    Aber Luca Medina lachte nur. Ȇber Harry Jumperz Gutes reden? Da will mir absolut nichts einfallen!« Er berührte Mamma Carlottas Arm, als wollte er sich dafür entschuldigen, dass dieses Gespräch nicht lange dauern konnte. »Ich werde in der Maske erwartet. In einer Stunde muss ich Bruce zum Verwechseln ähnlich sein.«
    Als Mamma Carlotta ihn fragend ansah, lachte er wieder. »Heute soll ein Stunt gedreht werden.«
    Â»Sie meinen, die Dreharbeiten werden fortgesetzt?«
    Â»Zeit ist Geld! Wenn Martin Eidam auch seinen Chefautor verloren hat – Kohle ist dem wichtiger als Pietät.« Noch einmal berührte er ihren Arm. »Man sieht sich!«
    Sie blickte ihm nach und stellte fest, dass er nicht in die Maske ging, sondern an Bruce Markreiters Wohnwagen klopfte. Die Tür wurde geöffnet, ohne dass zu erkennen war, von wem, und schon war Luca Medina verschwunden. Vermutlich hatte er noch etwas mit Markreiter zu besprechen, bevor die Dreharbeiten fortgesetzt wurden.
    Der Weg durch die Kulissen war diesmal versperrt, aber Mamma Carlotta hätte ihn sowieso nicht gewählt. Wenn es auch viele Neugierige gab, die gern einen Blick auf den Toten geworfen hätten, sie selbst war froh, dass sie ihn nicht sehen musste. Mit gesenktem Kopf drängte sie sich durch die Mitarbeiter von Eidam-TV, die den Flur belagerten, der zur Kantine führte. Mutmaßungen flogen hin und her, Verdächtigungen wurden geflüstert, Häme stand in vielen Gesichtern, in einigen Betroffenheit. Trauer aber war nirgends zu sehen.
    Beate und Kristin saßen an einem Tisch am Fenster, weit weg von der Theke, wo sich alle drängten, die mehr hören wollten und möglichst viele Zuhörer für ihre eigene Meinung suchten.
    Beate und Kristin versuchten so unbefangen wie möglich auszusehen. Doch kaum hatte sich Mamma Carlotta zu ihnen gesetzt, tuschelte Kristin: »Was sollen wir tun?«
    Und Beate fragte: »Du hast hoffentlich deinem Schwiegersohn nichts verraten?«
    Die zweite Frage wies Mamma Carlotta empört zurück, auf die erste, die sie sich währenddessen tausendmal gestellt hatte, wusste sie mittlerweile eine Antwort: »Wir tun gar nichts! Mein Schwiegersohn ist ein sehr guter Polizist. Der wird herausfinden, wer dafür gesorgt hat, dass Harry nicht aus dem Schrank herauskam. Auch ohne dass wir ihm verraten, wer ihn dort hineingesteckt hat.«
    Beate nickte und sah Kristin eindringlich an. »Carlotta hat recht. Wir haben keine Schuld! Was wir getan haben, war nur ein Spaß.«
    Als sie sah,

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