Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
dass Kristin die Lippen zusammenpresste, ergänzte Mamma Carlotta: »Ecco, kein besonders netter! Aber Harry war auch kein besonders netter Mensch!«
    Â»Genau!«, bekräftigte Beate. »Dass er nicht aus dem Schrank herauskam, dafür können wir nichts.«
    Kristin nickte tapfer, dann blickten alle drei nachdenklich auf ihre Hände. Schließlich sah Kristin eindringlich zu dem Stuhl an ihrem Tisch, der nicht besetzt war, und sagte, ohne aufzublicken: »Heidi hat Harry am meisten gehasst.«
    Mamma Carlotta starrte den leeren Stuhl so lange an, bis ihr klar wurde, was Kristin mit dieser Feststellung sagen wollte. »Wo ist sie überhaupt?«
    Â»In Rantum«, entgegnete Beate. »Du weißt doch, die Autogrammstunde im Hühnerhof.«
    Ein Mann kam an ihrem Tisch vorbei, der ihnen zuzwinkerte und dabei vielsagend mit den Armen schlug, als hätte er Flügel. »Trauert der Hühnerhof um seinen schärfsten Hahn? Seid tapfer, Mädels!«
    Â»Zieh Leine, Teddy!«, knurrte Beate und blickte ihm finster hinterher, als er zur Theke ging, um vor seinen Kollegen den Scherz zu wiederholen, den er für außerordentlich gelungen hielt.
    Beates Laune verschlechterte sich zusehends. War sie vorher betroffen und verstört gewesen, wurde sie jetzt griesgrämig. »Du warst gestern Abend fein raus!«, brummte sie Mamma Carlotta an. »Mit dem Fahrrad im Nu über alle Berge.«
    Â»Was willst du damit sagen?« Mamma Carlotta fühlte sich urplötzlich einem Vorwurf ausgesetzt, ohne zu ahnen, was sie falsch gemacht haben sollte.
    Â»Du warst gerade losgefahren, da vermisste Heidi ihr Umhängetäschchen«, maulte Beate und legte sich eine Hand aufs magere Dekolleté, als hätte sie Atembeschwerden. »Sie meinte, es hätte sich losgerissen, als sie sich durch den schmalen Spalt zwischen dem Zaun und der Halle gedrängt hat.« Sie zog die Mundwinkel herab. »Sie hat nun mal breite Hüften.«
    Kristin nickte. »Sie hat gesagt, wir sollen ruhig schon losgehen.« Kristin sah aus, als würde sie gerne das Gesicht verziehen, wenn es ihre botoxgelähmte Stirn zugelassen hätte. »Und es wäre sowieso besser, wenn wir nicht zu dritt gesehen würden.«
    Â»Sie ist also allein zurückgegangen«, vergewisserte sich Mamma Carlotta, »und hat ihr Täschchen gesucht?« Sie merkte, dass die beiden auf etwas hinauswollten, was sie nicht in aller Deutlichkeit beim Namen nennen mochten. Aber Mamma Carlotta wollte ebenso wenig etwas sagen, was ausgesprochen erst zu seiner ganzen schrecklichen Bedeutung gelangte. Sie war entschlossen, es ebenso bei Andeutungen zu belassen wie die beiden anderen, um notfalls alles als Missverständnis abtun zu können. »Hat sie es gefunden?«
    Beate und Kristin zuckten die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Â»Ihr habt nicht auf sie gewartet?«
    Â»Sollte Harry uns erwischen?«
    Â»Ihr konntet doch nicht damit rechnen, dass er ohne Hose hinter euch herkommt.«
    Â»Trotzdem wollten wir so schnell wie möglich weg«, sagte Kristin. »Außerdem hat’s Heidi seit einer Weile mit den Knien. Sie wollte ohnehin nicht mit uns beiden zurückgehen, sondern nach einem Taxi telefonieren.«
    Â»Ich bin ins Hotel gejoggt«, erklärte Beate. »Ich war noch nicht zu meinem Sportprogramm gekommen.«
    Â»Aber im Hotel habt ihr dann beide auf Heidi gewartet!«
    Â»Ich bin nicht ins Hotel gegangen«, erwiderte Kristin und begann plötzlich zu flüstern. »Ich habe vor ein paar Tagen einen Typen kennengelernt.«
    Mamma Carlotta verstand. »Zu dem bist du gegangen?«
    Kristin wies zur gegenüberliegenden Wand, was heißen sollte, dass sie sich gen Osten davongemacht hatte und nicht in den Ort zurückgegangen war. »Der wohnt am Weidenstieg.«
    Mamma Carlotta blickte Beate an. »Aber du!«
    Doch Beate schüttelte den Kopf. »Nennt mich ruhig feige, aber ich wollte weg. Die Vorstellung, dass Harry ohne Hose hinter uns herkommen könnte …« Sie beendete den Satz, indem sie sich schüttelte.
    Â»Du wolltest doch an der Bar auf Heidi warten«, erinnerte Kristin vorwurfsvoll.
    Â»Ich war total verschwitzt, als ich im Hotel ankam. Ich musste unter die Dusche.« Beate wurde plötzlich ärgerlich. »Was redet ihr überhaupt von mir? Heidi hat gesagt, wir sollen nicht auf sie warten! Warum wohl?«
    In Mamma Carlotta wehrte sich

Weitere Kostenlose Bücher