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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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zur Uhr. »Wir sollten dafür sorgen, dass wir nicht zu spät zum Mittagessen kommen. Oder ist Ihre Schwiegermutter jetzt so emanzipiert, dass sie mittags nicht mehr kocht?«
    Erik zog ein zweifelndes Gesicht. »Die Zutaten für die Spaghetti alla carbonara liegen noch im Kühlschrank. Die Zabaione müsste auch noch da sein, wenn Felix sie nicht aufgegessen hat, und die Tomatensuppe braucht nur aufgewärmt zu werden.« Er lachte. »Das muss auch eine moderne und emanzipierte italienische Großmutter hinkriegen.« Er stand auf. »Kommen Sie, Sören! Aber wir müssen mit Fingerspitzengefühl vorgehen. Mit einer emanzipierten Schwiegermutter im Haus und einer Tochter, die als Schauspielerin Karriere machen will, haben wir es nicht leicht. An jeder Ecke steht ein Fettnäpfchen.«
    Â»Hoffentlich ist Carolin wenigstens nicht mehr beleidigt«, seufzte Sören.
    In diesem Augenblick betrat Rudi Engdahl den Raum. »Sandra Zielcke möchte Sie sprechen!«
    Sören war schneller als sein Chef. Ihm schien plötzlich aufzugehen, wofür er am Vortag keinen Blick gehabt hatte: Sandra Zielcke war eine sehr attraktive junge Dame. Dass sie viel getan hatte, um aus ihrer natürlichen Schönheit etwas Kunstvolles, sogar Künstliches zu machen, fiel anscheinend nur Erik auf. Und ihm hatten Frauen noch nie gefallen, die erst zufrieden waren, wenn sie mit Make-up das Letzte aus sich herausgeholt hatten. Sören jedoch war von Sandras Erscheinung derart geblendet, dass er nur daran dachte, ihr die Jacke abzunehmen, einen halbwegs bequemen Stuhl anzubieten, das Fenster zu öffnen, weil ihm plötzlich die abgestandene Luft peinlich war, und sie zu fragen, ob ihr Kaffee, Tee oder Mineralwasser lieber sei, statt sich zu erkundigen, was sie hergeführt hatte.
    Sie lehnte jedes der Angebote ab und schien mit Eriks Frage ganz zufrieden zu sein: »Was führt Sie zu uns? Ist Ihnen etwas eingefallen, was uns bei unseren Ermittlungen helfen könnte?«
    Sandra Zielcke zuckte die Achseln. »Ich habe was gefunden. Eigentlich wollte ich es ins Fundbüro bringen, aber dann …«
    Â»Was haben Sie gefunden?«, unterbrach Erik sie.
    Sandra Zielcke öffnete ihren Rucksack und holte ein Laptop und eine Kamera heraus. »Das hat in den Dünen gelegen«, erklärte sie.
    Erik fuhr in die Höhe. »In der Nähe der Luftmessstation?«, fragte er und achtete nicht auf Sörens erstaunten Blick. »Oberhalb des Strandes?«
    Sandra Zielcke schüttelte erstaunt den Kopf. »Nein, in der Nähe von List! Und da Max Triebel in List ermordet wurde, habe ich gedacht, ich bringe die Sachen besser nicht ins Fundbüro, sondern zu Ihnen.«
    Ungläubig starrte Erik auf Laptop und Kamera. Beides hatte Sandra auf seinen Schreibtisch gelegt und sah ihn nun erwartungsvoll an. »Habe ich das richtig gemacht?«, fragte sie wie ein kleines Mädchen.
    Die Enttäuschung stand Erik anscheinend ins Gesicht geschrieben. Sandra Zielcke sah ihn so schuldbewusst an, als täte es ihr leid, ihm keine Freude gemacht zu haben.
    Erik riss sich zusammen. »Ja, Sie haben alles richtig gemacht«, antwortete er und versuchte, seine Stimme überzeugend klingen zu lassen.
    Ob es ihm gelungen war, wusste er nicht. Die Idee, dass Bruce Markreiter sich in den Dünen mit Triebels Laptop und seiner Kamera beschäftigt hatte, war wie ein Blitz durch seinen Kopf gefahren und hatte ein wahres Feuerwerk an Gedanken und Erkenntnissen entzündet. Aber nun war in Sekundenschnelle alles wieder verraucht. Wenn Sandra Zielcke ihren Fund in der Nähe von List gemacht hatte, konnte Markreiter weder das Laptop noch die Kamera in Händen gehabt haben. Nein, er hatte in den Dünen wohl doch nur allein sein wollen.
    Sören übernahm es, Sandra überschwänglich für ihre Umsicht zu loben und ihr wortreich zu danken. »Gut möglich, dass beides Max Triebel gehörte.«
    Â»Davon gehe ich aus«, sagte Erik, der seinen Frust schnell überwunden hatte. Das wäre ja auch zu schön gewesen, Bruce Markreiter so leicht einen Mord nachzuweisen. Und außerdem … wie konnte er vergessen, dass der Star ein Alibi hatte? Und wo blieb überhaupt der Zusammenhang zwischen dem Mord an Max Triebel und dem Tod des Chefautors?
    Er ging zum Schrank und holte Latexhandschuhe heraus. »Vetterich muss beides auf Spuren untersuchen«, sagte er zu Sören. »Sobald

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