Inselzirkus
wir wissen, ob das wirklich Triebels Eigentum ist.«
Ausführlich lieà er sich von Sandra erklären, wo sie Laptop und Kamera gefunden hatte, ihre Auskünfte blieben jedoch vage. Es hätte am frühen Morgen eine Szene gedreht werden sollen, die am Vortag nicht in den Kasten gekommen war. Dann aber hatte der Regisseur es sich anders überlegt, und Sandra Zielcke war unverhofft zu einem drehfreien Vormittag gekommen.
Sie hatte sofort gewusst, was sie damit anfangen wollte. »Im Produktionsbüro steht ein Fahrrad für den Fall, dass mal jemand eine Besorgung zu machen hat. Das geht mit dem Fahrrad oft schneller als mit dem Auto.«
»Wann sind Sie losgefahren?«, fragte Erik.
»Gegen halb neun«, gab sie nach kurzem Ãberlegen zurück. »Ich fahre gern mit dem Fahrrad über die Insel. Dabei habe ich die ehemalige Trasse der Inselbahn genommen und bin nach List gefahren. Eine herrliche Strecke.« Sie lächelte verlegen, als sie bekannte, dass sie sich entschlossen hatte, sich in den Dünen auszuruhen und zu sonnen. »Ich weià natürlich, dass das Betreten der Dünen eigentlich verboten ist. Aber ich dachte â¦Â«
Erik unterbrach ihre Ausflüchte mit einer energischen Handbewegung. Was immer sie sich gedacht hatte, er wollte es nicht hören. Es gab keine guten Gründe, in die Dünen zu steigen. Wenn er sich auf ihre Erklärungen einlieÃ, dann würde er ihr das Gleiche sagen wie Bruce Markreiter. »Laptop und Kamera lagen also mitten in den Dünen?«
Sandra nickte. Den genauen Fundort konnte sie jedoch nicht beschreiben. »Das war hinter dem Abzweig zum Ellenbogen.« Sie überlegte angestrengt. »Danach habe ich irgendwo mein Fahrrad abgestellt, um mich für eine Weile in die Dünen zu legen.« Nein, Schuhspuren seien ihr nicht aufgefallen. »Die verwehen ja sehr schnell.« Und die Polizei an den Ort zu führen, wo sie Laptop und Kamera gefunden hatte, das traute sie sich nicht zu. »Die Dünen sehen doch überall gleich aus.«
Erik nickte resigniert. »Sie haben Ihre Fingerabdrücke bereits abgegeben?«, erkundigte er sich vorsichtshalber. Und als Sandra nickte, setzte er hinzu: »Dann können wir Ihre Abdrücke auf dem Laptop und der Kamera abstrahieren und sehen, welche übrig bleiben. Ob überhaupt welche übrig bleiben â¦Â«
Sandra Zielcke merkte, dass Erik ihren Besuch beenden wollte. Er zog den linken Latexhandschuh über, spielte mit dem anderen herum, als überlegte er, ob er Sandra Zielcke seine Rechte reichen müsse. Es war nicht zu übersehen, dass er Laptop und Kamera unbedingt einer Untersuchung unterziehen wollte. Sie erhob sich, strich mit beiden Händen ihre Haare zurück und führte sie im Nacken zusammen, als wollte sie sie dort zusammenbinden. AnschlieÃend fielen sie ihr glatt über den Rücken, ohne dass auch nur ein einziges Haar aus der Reihe tanzte.
Sie verzichtete darauf, Erik die Hand zu reichen, der daraufhin auch seinen rechten Handschuh überzog. »Ich geh dann mal wieder â¦Â«
Erik bedankte sich, Sören vervielfachte seinen Dank mit unzähligen schönen Worten und führte Sandra Zielcke galant zur Tür. Er hatte gerade die Hand auf die Klinke gelegt, da drehte sie sich noch einmal um. »Ach, beinahe hätte ichâs vergessen â¦Â«
Erik, der gerade das Laptop aufklappen wollte, blickte auf. »Was Wichtiges?«
»Vielleicht â¦Â« Sandra zögerte, dann sprach sie entschlossen weiter: »Ich habe was Merkwürdiges beobachtet. Heute Morgen. Auf dem Weg vom Hotel zum Inselzirkus.«
Erik runzelte die Stirn, als sie nicht weitersprach. »Was war das?«
Sandra machte wieder einen Schritt auf seinen Schreibtisch zu. »Eine Frau, die hinter Bruce herschlich. Sie ist mir zufällig aufgefallen. Und als ich merkte, dass sie von Bruce nicht gesehen werden wollte, habe ich sie beobachtet.«
Erik spürte, dass seine Hände zu vibrieren begannen. Er zerrte die Handschuhe wieder herunter. »Was genau haben Sie gesehen?«
»Sie bespitzelt Bruce. Sie gehört anscheinend zu diesen Stalkerinnen, die ihre Opfer nicht ansprechen und nie direkt mit ihnen in Kontakt treten. Sie sind ihr Schatten.«
»Sie kennen sich aus«, sagte Sören und sah Sandra Zielcke voller Bewunderung an.
Die zuckte mit den Schultern. »In unserer Branche ist Stalken ein heiÃes
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