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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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letzte Veröffentlichung »50 Tage Lulz« nennen. Es könnte fast so aussehen, als sei alles von Anfang an geplant gewesen.
    Sabu erschien online. »Yo yo«, lautete sein Kommentar. Topiary hatte eine ungute Vorahnung, doch er besprach weiter mit Tflow das Vorgehen, während Sabu ihrer Unterhaltung folgte. »Wow«, meldete sich Sabu schließlich. »Ich verstehe eure Standpunkte, aber es gibt kein Zurück. Wir haben den Punkt verpasst, an dem wir hätten aufhören können.« Topiary hatte genug von Sabus Gerede und wollte ihn daran erinnern, dass er und LulzSec nicht so mächtig waren, wie Sabu dachte. »Sabu, wann haben wir denn als LulzSec zum letzten Mal irgendetwas geleakt, das von uns stammt?«, fragte Topiary. Da waren Fox, Sony, die NATO, Senate.gov – alles Ziele für Cyberangriffe, die ihnen von anderen Hackern auf dem Silbertablett serviert worden waren. Nur Infragard und PBS waren von LulzSec-Hackern ausgeführt worden. Letztendlich war LulzSec immer mehr wie Anonymous geworden, nämlich eine Marke, die andere Cyberpunks für ihre Zwecke nutzen konnten – ob sie sich nun wichtig machen oder sich dahinter verstecken wollten. Das hatte der Gruppe Berühmtheit und Achtung eingebracht, doch es verlängerte ihr Strafregister bei der Polizei.
    »Geht ihr nur«, sagte Sabu schließlich. »Mich erwischen sie eh früher oder später, ich hab keine andere Wahl als weiterzumachen.« Trotz der Anspannung hatte es nie so gewirkt, als seien Topiary und Tflow an LulzSec gefesselt. Als Sabu dann seine Taktik änderte und den beiden einredete, sie dürften ihn nicht einfach im Stich lassen, da war es auf einmal, als wollten sie aus einem rollenden Fass kriechen. Schon bald betraten AVunit und Pwnsauce den Chatraum und äußerten ihre Zustimmung. Auch sie meinten, dass es Zeit sei, einen Schlussstrich zu ziehen. Sogar Kayla tauchte auf und sagte, sie hätte nichts dagegen, wenn es weiterginge, aber sie verstehe, warum manche aufhören wollten.
    Topiary seufzte innerlich. »Ich bin ja eigentlich immer fürs nihilistische ›Jetzt erst recht‹«, sagte er, »aber ich liebe mein Leben, Brüder. Ich will nicht verhaftet werden.« Von Tflow angespornt begann er zu erläutern, wie die AntiSec-Bewegung auch ohne sie weitergehen würde. Sie würden davonsegeln und eine Spur des Chaos zurücklassen, die Wiederbelebung einer Bewegung gegen White Hats, Regierungen und Unternehmen. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte Sabu nicht beschwichtigen. Der häufte die Schuld so dick auf, wie der IRC es erlaubte: »Na, geht ihr nur. Ich bin die einzige arme Schwuchtel, die übrig bleibt«, sagte er.
    Offenbar hatte Sabu mit LulzSec verschiedene Phasen durchlebt. Anfangs hatte ihn die Aussicht gereizt, eine solche Gruppe zu gründen, dann war er noch befeuert worden, als er Unterstützung von älteren Hackern und Julian Asssange persönlich bekam. Topiary hielt Sabus Verhalten langsam für selbstmörderisch. Wahrscheinlich war es so: Hector Monsegur hatte nichts mehr zu verlieren, und das FBI brauchte noch mehr Beweise zu den LulzSec-Hackern. »Sabu, wir krönen LulzSecs öffentliche Wahrnehmung mit einem stilvollen Abschluss«, bot Topiary an. Die Bewegung, die dir vorschwebt, geht weiter.« Es hatte keinen Zweck. Ein paar Minuten später nahm sich Sabu die Hacker einzeln vor. Er war wütend.
    Topiary sah an der blinkenden Nachricht auf seinem Bildschirm, dass Sabu ihn allein sprechen wollte. Zögernd willigte er ein, und Sabu legte gleich los. Topiary beharrte, die Entscheidung, LulzSec zu beenden, hätte sich schließlich als Mehrheitsbeschluss herausgestellt. Er stand nicht allein da – das gesamte Team wollte eine Pause. Doch Sabu nahm an, das Team sei durch Topiarys Machenschaften gegen ihn aufgehetzt worden. Die Auseinandersetzung wurde immer heftiger, bis Topiary Sabu empfahl, doch kurz den Computer zu verlassen und einen Schluck zu trinken, damit er sich beruhige. »Sprich nicht so von oben herab, als wärst du was Besseres«, entgegnete Sabu. »Ich behandle dich mit Respekt, aber halbe Nummern wie dich kann ich auf der Stelle fertigmachen. Also behandle mich mit Respekt.« »Sabu, was denkst du dir eigentlich?«, sagte Topiary. »Du hast Kinder, du musst damit aufhören. Ändere wenigstens deinen Nickname.« »Ist eh zu spät«, meinte Sabu versonnen. »Was meinst du damit? Das kannst du nicht sagen. Du willst doch nicht, dass deine Kinder mit einem Vater aufwachsen, der im Gefängnis sitzt. Ändere deinen Nick, lösch

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