Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)
für Internetrecht, die bereits den Hacker Kevin Poulsen vertreten hatte und für die Electronic Freedom Foundation arbeitete, eine Organisation, die sich für Informationsfreiheit einsetzt, stieß später zu dem Fall dazu, um Marc zu unterstützen. Nach dem Gespräch mit Zwillinger verfasste Hoglund einen offenen Brief an die Kunden von HBGary, den er auf der wiederhergestellten Website von HBGary veröffentlichte. Er bezog sich in dem Brief ausschließlich auf HBGary Inc. und mit keinem Wort auf die Schwesterfirma, die Barr geleitet hatte.
»Am Super-Bowl-Wochenende wurde HBGary Inc. Opfer eines Cyberangriffs. Hacker griffen mithilfe eines gestohlenen Passwortes rechtswidrig auf die E-Mail-Konten zweier Mitarbeiter von HBGary Inc. auf unserem cloudbasierten Service-Provider zu und veröffentlichten die gestohlenen E-Mails im Internet.« Hoglunds Brief beschuldigte niemanden direkt, aber das würde sich später ändern. Es entstand der Eindruck, es hätte die Angreifer viel Mühe gekostet, an die E-Mails zu gelangen, was in Wahrheit alles andere als schwierig gewesen war. Sie hatten es durch eine SQL-Injection geschafft, die simpelste aller Angriffsmethoden. Ted Veras Passwort, satcom31, war schnell geknackt. Nur Hoglund hatte eine zufällige Folge von Ziffern und Buchstaben benutzt, die nichts mit seinen anderen Internetkonten zu tun hatte. Es hätte also noch viel schlimmer kommen können.
Die Hacker waren in den Besitz aller möglichen persönlichen Daten von HBGary-Mitarbeitern gelangt, von Sozialversicherungsnummern bis zu Privatanschriften, und nachdem sie in Veras Flickr-Konto eingedrungen waren, hatten sie dort auch Fotos von ihren Kindern gefunden. »Da kam der Moralfag in mir zum Vorschein«, erinnerte sich Topiary später. Die anderen stimmten zu, dass keine Kinder in die Sache hineingezogen werden sollten, und sie beschlossen, die Sozialversicherungsnummern nicht weiterzugeben. »Ich bin froh, dass wir es nicht getan haben.«
Aber durch die Kombination aus Social Media, Blogs, Online- und Fernsehnachrichten waren die Namen Aaron Barr und HBGary am Tag nach dem Super-Bowl-Sonntag trotzdem überall im Internet zu lesen. Topiarys gefälschte Aaron-Barr-Tweets wurden durch Retweets von Anonymous IRC weiterverbreitet, einem Twitterfeed mit Zehntausenden Followers, und es gab Tausende Nachrichtenmeldungen über Barr.
Barr fand schnell heraus, dass fünf Leute maßgeblich für den Angriff verantwortlich waren. »Ich bin überrascht, dass es nur so wenige waren«, sagte er Montag früh in einem Telefoninterview in Washington, D. C. »Es gibt einen harten Kern, der die Richtung der Organisation vorgibt. Und diese Leute sind meiner Meinung nach sehr gut.« Barr klang müde. »Im Moment fühle ich mich wegen der ganzen Sache etwas erschöpft. Schreck, Wut, Frustration, Bedauern, solche Gefühle«, meinte er. »Wissen Sie, wenn ich … Mir hätte wahrscheinlich klar sein sollen, dass die Typen hinter mir her sein würden.«
Zu dieser Zeit wusste noch niemand, dass sich der Inhalt von Barrs E-Mails als so brisant erweisen und für genauso großen Medienwirbel sorgen würde wie der Angriff selbst, aber Barr machte sich bereits Sorgen. »Am meisten beunruhigt mich, dass meine ganzen E-Mails da draußen rumschwirren, aber dagegen kann ich nichts mehr tun«, sagte er und fügte hinzu, er würde alle Leute, mit denen er E-Mails ausgetauscht hatte, kontaktieren und ihnen sagen, was los war. »Es wird keine langfristigen negativen Auswirkungen auf unsere Firma haben, darum mache ich mir keine Sorgen.« In diesem Punkt irrte sich Barr.
Während des Hacks bei HBGary Federal hatte Kayla eine Nachricht an Laurelai geschickt, jene transsexuelle Frau, die wenige Jahre vorher noch der Soldat Wesley Bailey gewesen war und die sich gerade in der Hackerwelt einen Namen machte. Kayla erzählte Laurelai, sie seien dabei, es einem Auftragnehmer der Regierung namens HBGary richtig zu zeigen, und lud sie ein, sich das Ganze bei AnonOps anzusehen.
Im Netzwerk von AnonOps traf Laurelai auf Hunderte von Leuten, die sich in einem wilden Durcheinander darüber unterhielten, was geschehen war, und auf Greg Hoglunds Ehefrau, Penny Leavy, die sich im #reporter-Kanal von AnonOps an die Angreifer wandte. »Es war das totale Chaos«, erinnerte sich Laurelai. Sie arbeitete inzwischen ehrenamtlich für eine Website mit Blog namens Crowdleaks, eine Nachfolgeversion von Operation Leakspin. Diese Operation war ein Ableger von Operation Payback
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