Inside Girl
Russell hatte überrascht reagiert. Genauso überrascht, wie auch er selbst eigentlich darüber war.
Aber als er sie neulich gesehen hatte, so übel zugerichtet, hatte es ihm das Herz schwer gemacht. Es hatte ihm einen Stich versetzt und er hatte gemerkt, dass er Jade wirklich mochte. Er hatte Spaß mit ihr gehabt, in der ersten Zeit ihrer Geschäftsbeziehung. Und er hatte diese Zeit wirklich vermisst. Das hatte er sich an Ort und Stelle eingestanden, als er bei ihr im Wohnzimmer gesessen hatte. Und nun hatte sie ihn eine weitere Nacht wieder verzaubert. Er wusste bei Gott nicht, was es war, was sie an sich hatte. Verzweifelt hatte er gegrübelt, hatte sich die Nacht nochmal ins Gedächtnis gerufen. Bis er festgestellt hatte, dass es die Art war, wie sie auf ihn reagierte. Sie nahm seine Befehle so selbstverständlich entgegen, und zeigte ihm ihre Lust. Und sie hatte keine Scheu, ihm ihre Gefühle beim Sex zu zeigen. Wie sie auf seine Berührungen reagierte, das machte ihn total an. Keine Frau hatte auf ihn jemals so reagiert. Ihr Körper war wie eine Offenbarung! Lächelnd schüttelte er den Kopf. Sie hatte ihn ganz schön eingelullt, obwohl sie eigentlich gar nichts machte. Sie war einfach sie. Er verstand nun, dass sie bei ihren Kunden so beliebt war, wie ihm Russell schon vorher erzählt hatte. Aber gerade das machte ihm mittlerweile irgendwie zu schaffen. Er hatte sie nicht für sich alleine. Und das würde sich auch nicht ändern. Damit musste er klarkommen. Nicht so einfach, wie er merkte. Wie konnte es sein, dass er eifersüchtig war? Er hatte vorher gewusst, auf was er sich einließ. Sie war ein Escort-Girl, mehr nicht. Gut, er mochte sie, aber das konnte noch kein Grund für Eifersucht sein. War es vielleicht mehr? Schnell schob er den Gedanken weg. Bloß auf nichts einlassen, er hatte abgeschlossen mit Verliebtheit. Es brachte nichts, verursachte nur Probleme. Und mit Jade wären die Probleme vorprogrammiert. Er sah schon die Schlagzeilen vor sich. Oh nein, er würde es laufen lassen, wie es war. So war es gut.
Justin führte Jade in das beste französische Restaurant in der Stadt aus. Jade hatte sich sehr auf seinen Besuch gefreut und beobachtete nun amüsiert die Blicke, die er auf sich zog, als sie durch das Restaurant an einen Ecktisch gingen. Wieder einmal waren die anwesenden Frauen hin und weg von seiner Erscheinung. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd, das er oben etwas offen trug. Seine gebräunte Haut schimmerte verführerisch durch. Sein schwarzes Haar hatte er hinten zusammengebunden. Aber auch Jade hatte die Blicke, nämlich die der männlichen Restaurantbesucher, auf sich gezogen. Sie trug ein beiges Etuikleid, das ihre schlanke Figur gekonnt zur Geltung brachte. Ihre leicht getönte Haut schmeichelte der Farbe des Kleides. Dazu trug sie klassische cremefarbene Pumps.
Als sie ausgewählt hatten, Justin bestellte den teuersten Wein auf der Karte, wandte sie sich ihm zu.
„Wie lange bist du in der Stadt?“
„Ein paar Tage, je nachdem wie die Geschäfte laufen.“
„Was Großes?“
„Ja, könnte sein.“
„Cool.“
„Und, wie geht es dir?“ Seine fast schwarzen Augen richteten sich auf sie.
„Es geht mir gut, danke.“ Sie senkte die Augen. Justin hob mit einem Finger ihr Kinn an.
„Warum glaube ich dir das heute nicht?“
Sie wich seinem forschenden Blick aus.
„Es ist alles in Ordnung.“
„Bullshit! Jade, ich kenne dich schon länger, okay? Irgendetwas betrübt dich. Du weißt, dass ich gut zuhören kann.“
„Ich weiß. Nun, es stimmt, dass es mir gut geht, aber mein Leben ist seit einiger Zeit etwas durcheinander.“
Fragend zog er eine Augenbraue hoch. Sie erzählte ihm von dem Überfall. Und von Colin. Es tat ihr gut, mit jemand anderem als mit Sandy darüber zu sprechen. Und Justin war ein guter Freund.
„Nun, das Problem mit dem Sex hast du mit mir Gott sei Dank nicht. Da bin ich ja direkt froh, dass du dich mit mir triffst. Aber glaubst du wirklich, du kannst das so einfach durchziehen. Mit deinen Kunden schlafen, und deinen Mister C lieben?“ Jade hatte Colins Identität nicht erwähnt. Das war ihr Ehrenkodex.
Jade zuckte mit den Schultern. „Ich muss es versuchen.“
„Viel Glück dabei.“ Er sah sie zweifelnd an.
Das Essen kam, eine köstliche französische Zwiebelsuppe. Und danach gebratenes Lamm mit Kartoffeln. Während des Essens unterhielten sie sich über Justins Liebesleben, was nicht viel anders verlief, als bei ihrem
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