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Inside Occupy

Inside Occupy

Titel: Inside Occupy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Graeber
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abwärts zu halten (Ablehnung) oder seitwärts (Enthaltung), nur um ein Gespür für das Meeting zu bekommen, um zu sehen, ob es überhaupt einen Sinn hat, etwas weiterzuverfolgen. In diesem Fall hatte es keinen. Über zwei Drittel waren entschieden sowohl gegen Verbindungsleute als auch irgendeine Art Demooffizieller. Es war dies ein eindeutiges Bekenntnis zu horizontalen Strukturen.
    Zu erbitterten Kontroversen kam es hinsichtlich der Website und zu periodischen kleineren Krisen hinsichtlich der Teilnahme diverser Randgruppen, etwa von Anhängern Lyndon LaRouches oder auch einer Frau, die einer zwielichtigen Gruppe namens US Day of Rage angehörte und von der wir uns zuweilen des Eindrucks nicht erwehren konnten, dass sie das einzige Mitglied sei. Jedenfalls blockierte sie systematisch jeden unserer Versuche, auf die Gewerkschaften zuzugehen, weil wir ihrer Ansicht nach ausgerechnet für Dissidenten aus der Tea Party attraktiv bleiben sollten.
    Einmal wurde die Debatte in der VV so hitzig, dass wir sogar unsere Handzeichen ändern mussten. Unser Zeichen für »direkte Antwort« war ein Auf und Ab zweier erhobener Hände gewesen, wobei man mit den Fingern auf den letzten Sprecher wies - eine Bitte an den Moderator, außer der Reihe sprechen zu dürfen, weil man eine wichtige Information hatte wie »Nein, die Aktion findet nicht am Dienstag, sondern am Mittwoch statt!« Es dauerte nicht lange, und die Leute benutzten das Signal in der Bedeutung »die Gruppe soll wissen, wie sehr ich gegen diese letzte Aussage bin«, was zu einer Art Kurzschluss führte, wenn einige Dickschädel dasaßen und in einem endlosen Hin und Her mit dem Zeigefinger aufeinander wiesen, bis der Rest ihnen zu verstehen gab, jetzt müsse aber Schluss sein. Ich machte schließlich den Vorschlag, die »direkte Antwort« ganz abzuschaffen und sie durch einen gehobenen Finger für »Information« zu ersetzen – was ich sicher nicht erfunden habe; ich muss es irgendwo gesehen haben –, jedenfalls verlieh es, einmal angenommen, unserer Debatten eine ganz andere Qualität.
    Der Tag
    Ich machte nicht bei der Aktionsgruppe mit. Ich weiß also nicht so recht, wann und wie sie zu ihren Entscheidungen kam. Aber es bildete sich schon ziemlich bald ein Konsens darüber heraus, einen Park zu besetzen; es war einfach die einzige praktikable Option.
    Wie in Ägypten wusste auch bei uns jeder, dass alles, was wir bei einem öffentlichen Meeting sagten oder über eine öffentliche Mailingliste schrieben, garantiert auch bei der Polizei landen würde. Als wir uns denn für die Chase Plaza entschieden - ein großes Areal mit einer wunderschönen Picasso-Skulptur vor der Chase Manhattan Bank zwei Blocks von der Börse entfernt, das der Öffentlichkeit theoretisch rund um die Uhr zugänglich ist -, gingen wir entsprechend davon aus, dass die Stadt die Gegend einfach abriegeln würde. Ich hatte am 16. September fast den ganzen Tag lang in Brooklyn einen Kurs über zivilen Ungehorsam unter der Leitung von Lisa Fithian mitgemacht, auch sie eine Global-Justice-Veteranin und eingefleischte Organisatorin, die sich mittlerweile darauf spezialisiert hatte, Gewerkschaftlern kreativere Taktiken beizubringen. Gegen Mitternacht sahen einige von uns – ich, Marisa, Lisa und Mike McGuire, ein gammelig-bärtiger Veteran der Anarchistenszene, der eben aus Baltimore zu uns gestoßen war – in der Wall Street vorbei, um etwas Feindaufklärung zu betreiben – und siehe da, die gesamte Plaza war, ohne dass man einen Grund genannt hätte, auf unbestimmte Zeit für die Öffentlichkeit gesperrt.
    »Das ist schon okay«, meinte Marisa. »Ich bin mir ziemlich sicher, die Aktionsgruppe hat eine ganze Reihe von Ausweichmöglichkeiten.« Wie die aussehen sollten, wusste sie auch nicht – sie war bis dahin hauptsächlich mit Training und in der Video-Live-Streaming-Gruppe beschäftigt gewesen –, aber sie war sich sicher, dass es die eine oder andere geben würde. Wir sahen uns etwas um, spekulierten über die Brauchbarkeit verschiedener anderer freier Areale und nahmen schließlich die U-Bahn nach Hause.
    Der Plan für den nächsten Tag sah vor, dass sich alle ab Mittag an der Bullenstatue auf dem Bowling Green einfinden sollten, aber wir vier trafen uns bereits ein, zwei Stunden früher, und ich lief einige Zeit herum und schoss mit meinem iPhone Fotos von der Polizei, die rund um die Börse Barrikaden aufzustellen begann. Die Bilder schickte ich über Twitter ins Web. Was eine

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