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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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angespannt, bedrohlich und feindselig, was angesichts der Umstände nicht verwunderte. Sein kraftvoller Oberkörper war nackt und ermöglichte einen Blick auf die Muskelpakete und Tätowierungen. AFFA – »Angels Forever, Forever Angels« –, diese vier Großbuchstaben liefen entlang seiner Wirbelsäule über den gesamten Rücken. Nach den strengen Tattoo-Regeln der Hells Angels durfte dieser Bereich erst nach zehn Jahren Vollmitgliedschaft mit den Insignien des Clubs verziert werden. Auf seinem rechten Unterarm prangte der Schriftzug »Hells«, auf seinem linken »Angels« in Großformat. Den restlichen freien Platz seiner Arme und des Rückens bedeckten schwarze Flammen und Tribals, die Tätowierung, die George Clooney in From Dusk Till Dawn trug und populär machte. Ein wahrlich imposanter und beeindruckender Anblick. Der Kommissar schätzte den Hells-Angels-Boss auf gut durchtrainierte 125 Kilogramm und eine Größe von um die zwei Meter, ein echter Koloss.
    Christian atmete tief ein, lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und schaltete das polizeiliche Informationssystem INPOL aus. Denn dort waren die Bilder von Frank H. erschienen, die infolge einer Festnahme durch ein Spezialeinsatzkommando im Rahmen der anschließenden erkennungsdienstlichen Behandlung angefertigt worden waren. Diese Aufnahmen waren nicht als geheim klassifiziert und somit für jeden Polizisten deutschlandweit abrufbar.
    Im Steintorviertel in Hannover reihen sich Bordelle, Pornokinos und Bars aneinander, und beinahe alle stehen angeblich unter dem Einfluss des Präsidenten des Hannoveraner Hells-Angels-Charters. Einer der Boxtrainingspartner des Polizisten boxte gelegentlich auch in dem Boxclub des Kiez-Königs direkt am Steintor und wusste einiges über dessen Zeit als Profiboxer im Schwergewicht zu berichten. Sein Sparringspartner berichtete von dem interessanten Mitgliedermix des Boxvereines: Hells-Angels-Mitglieder, Türsteher und Security-Kräfte, Männer aus dem Milieu und attraktive Frauen, die in der Nachbarschaft ihr Gewerbe ausübten. Sein Trainingskumpel, der seine Kohle ebenfalls im Rotlichtmilieu erkämpfte, bot ihm an, ihn einmal dorthin mitzunehmen und ein paar Runden Sparring im Boxring zu drehen. Obwohl seine Neugier mehr als geweckt war, verzichtete der Beamte in ihm lieber auf dieses Angebot. Das war ihm dann doch zu heikel, oder sollte er trotzdem darauf eingehen?
    Der Polizeikommissar bewunderte beinahe den Lebenslauf des ehemaligen Profiboxers, der aus einer bürgerlichen Familie stammte. Sein Vater war Schulrektor und die Mutter Chefsekretärin.
    Nach einer Handwerkslehre als Zimmermann zog es ihn bereits mit 18 Jahren ins Steintorviertel. Seit seinem 12. Lebensjahr betriebt er Kampfsport und verprügelte Sandsäcke. Später widmete er sich dem Krafttraining und durchlief eine Spezialausbildung zum Personenschützer in Israel. Den Umgang mit Schusswaffen erlernte er im Schützenverein, in dem er es bis zum Schützenkönig brachte.
    Sein erstes Geld am Steintor verdiente Frank H. in Personalunion als Barmann eines Nachtclubs und als schlagfertiger Rausschmeißer. Durch sein kompromissloses Einschreiten im Milieu erwarb er sich schnell den Ruf des harten Aufräumers. Seine nächste berufliche Station führte ihn als Wirtschafter in ein Bordell. Dort geriet der damals 21-Jährige bereits im ersten Jahr seiner Tätigkeit wegen typischer Türsteherdelikte mit dem Gesetz in Konflikt. Die Eltern engagierten den Rechtsanwalt Götz v. F., der bekannte Kriminelle aus dem Milieu vertrat. » Boxer-Frank « lernte durch seinen Rechtsbeistand deutsche Kiez-Größen kennen, und aus der Bekanntschaft der zwei so unterschiedlichen Männer entstand eine Freundschaft, die bis heute anhält. Hinweise auf eine Begeisterung für das Motorradfahren sucht man im frühen Lebenslauf des Rocker-Präsidenten jedoch vergeblich.
    Die Vorherrschaft auf der Rotlichtmeile der niedersächsischen Landeshauptstadt war Anfang der 90er-Jahre schwer umkämpft. Neben albanischen, türkischen und russischen Gruppierungen kämpfte auch eine deutsche Vereinigung um Macht und Geld im Milieu. Diese Männer organisierten sich damals im städtischen Ableger des Bones MC Germany, an dessen Spitze der Präsident Frank H. stand. Besonders die Albaner verbreiteten mit ihren brutalen Methoden, sich ihren Anteil an Schutzgeld, Glücksspiel, Drogenhandel und Prostitution zu sichern, Angst und Schrecken und setzten sich zunehmend gegen kurdische Konkurrenten durch. Es

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