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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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eine Frau, gleich welcher Statur, zu Mike Tyson in den Ring zu stellen.
    Aber Polizistinnen können jederzeit in eine Situation geraten, in der sie körperlich hoffnungslos unterlegen sind. Die Betroffenen sind dann sie selbst und ihr begleitender Kollege. Einsätze, die schieflaufen, werden der Öffentlichkeit verschwiegen und versickern in den Fluren von Ämtern und Behörden. Eine ernsthafte Debatte darüber findet nicht statt. Mit welchem Ende auch?
    Die Polizeibehörden sind dringend auf weibliche Bewerber angewiesen, allein mit Männern sind die erforderlichen Einstellungsquoten schon lange nicht mehr zu erreichen.
    Wie soll eine Lösung aber dann aussehen? Paul wusste es auch nicht. Er wusste jetzt aber, wie es sich anfühlte, Leidtragender dieser politischen Regelung zu sein. Es fühlte sich beschissen an, und er war wütend und zornig.
    Politik und hohe Polizeiführer brachten sich durch eine weitere Regelung noch zusätzlich in die Bredouille. Denn sie sperrten den Polizeidienst für alle Bewerber mit Realschulabschluss. Abitur war nun zwingende Einstellungsvoraussetzung für den Dienst. Diese Anhebung der Qualifikation war einem Gutachten einer Unternehmungsberatung geschuldet. Diese stellte in einer aufwendig verfassten Studie fest, dass die Anforderungen im heutigen Polizeidienst gestiegen seien, und leitete daraus die Notwendigkeit einer höheren schulischen Qualifikation der Bewerber ab.
    Für Paul und viele seiner Kollegen war dies eine krasse Fehlentscheidung. Größtenteils waren sie selbst mit einem Realschulabschluss in den Polizeijob gestartet und hatten erst nach einem internen Studium den Aufstieg in den gehobenen Dienst erreicht.
    Diese Realschüler stellen aber bis heute das Rückgrat ganzer Einheiten und Dienststellen dar, ein gut funktionierendes Rückgrat. Der Ausschluss von vielen motivierten Jungs der Realschulen ist für die Betroffenen eine lebensfremde Entscheidung von Schreibtischhengsten. Der schwierige Aufnahmetest und die anspruchsvolle Ausbildung sorgen schon von ganz allein für eine Auslese und lassen nur geeignete Bewerber diese Tortur überstehen. Warum also die völlig überzogene Ausgrenzung von vielen dringend benötigten und akzeptablen Kandidaten?
    Paul verscheuchte seine Gedanken und seinen Unmut, schließlich hatte er genug eigenen Ärger, um den er sich kümmern musste.
    Er schnappte sich Karin und suchte einen leeren Raum, weit abseits von den Kollegen. Er nahm sich vor, nicht zu laut zu werden, was ihm meistens auch gelang. Eindringlich führte er ihr vor Augen, was heute alles hätte passieren können und dass sie beide mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davongekommen waren, doch man sollte sein Glück nicht zu sehr herausfordern. Das reinigende Gewitter tat Paul gut, den angestauten Ärger und Frust konnte er so verarbeiten und abbauen. Dann ließ er ihr Gelegenheit, sich zu erklären und zu rechtfertigen.
    Karin versuchte vergeblich, ihre Tränen zu unterdrücken, denn sie wusste ja, dass er recht hatte. Sie gab ihr Fehlverhalten auch unumwunden zu und erklärte Paul, dass sie sich in der Situation total überfordert gefühlt habe. Die übelste Ecke der Stadt, nachts, betrunkene Russen und dann diese Gewalt, das war alles zu viel für sie gewesen. Sie entschuldigte sich bei Paul und versprach, dass sie ab sofort versuchen werde, ihre Angst zu überwinden, und dass ihr Verhalten ein einmaliger Ausrutscher bleiben werde. Er schüttelte ihre ausgestreckte Hand, sah ihr in die verheulten Augen und nahm die Entschuldigung an.
    Paul erzählte nur seinen engsten Freunden bei der Polizei von diesem Vorfall. Daher machte diese Geschichte, die Karins Ansehen in der Polizei nachhaltig beschädigt hätte, innerhalb der Dienststelle nie die Runde. Es war, als hätte es diese verhängnisvolle Nachtschicht nie gegeben. Pauls Ehrenkodex und Korpsgeist schlossen, trotz allen Ärgers und Grolls, auch weibliche Kolleginnen mit ein.
    Einen Tag später holte sich der Dienstgruppenleiter Karin zum Rapport. Kein Wort der zwanzigminütigen Unterhaltung verließ jemals sein Büro.
    Am nächsten Tag fuhr Karin wieder Streife und tut das bis heute ...

4. Hells Angels –
Die Jagd auf Frank H.
    »Sonna cosa nostra, these are our affairs.
We will manage our world for ourselves,
because it is our world, cosa nostra.«
    Mario Puzo, The Godfather
    Polizeikommissar Christian schaute Frank H. direkt in die Augen, sie trennte nur ein halber Meter. Der Blick des Hells-Angels-Präsidenten war

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