Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
Verletzungen sind. Ist jemand vom Revier aus Eastvale bei Ihnen? Jemand bei Bewusstsein, meine ich.«
»Einen Moment.«
Dr. Partridge kam mit Constable Tolliver zurück, der Susan Gay im Krankenwagen begleitet hatte.
»Hör genau zu, Junge«, sagte Banks. »Wir haben hier alle Hände voll zu tun, also musst du die Sache im Krankenhaus allein regeln.«
»Ja, Sir.«
»Sobald ich jemanden entbehren kann, schicke ich euch weitere Leute, aber bis dahin gib dein Bestes. Niemand, der am Tumult heute Abend beteiligt war, darf verschwinden, hast du verstanden?«
»Ja, Sir.«
»Das schließt auch unsere Leute mit ein. Ich kann mir denken, dass einige von ihnen unbedingt nach Hause wollen, nachdem sie verarztet wurden, aber ich brauche Aussagen und ich brauche sie, solange in den Köpfen noch alles frisch ist. Okay?«
»Ja, Sir. Hier sind noch zwei, drei Kerle ohne ernsthafte Verletzungen. Wir werden uns darum kümmern.«
»Gut. Hast du von Gill gehört?«
»Ja, Sir. Der Doktor hat es mir erzählt. Ich kannte ihn nicht.«
»Es wäre besser, wenn du jemanden findest, der ihn offiziell identifizieren kann. Hatte er Familie?«
»Keine Ahnung, Sir.«
»Finde es heraus. Wenn er eine hatte, weißt du, was zu tun ist.«
»Ja, Sir.«
»Und lass Dr. Glendenning kommen. Er muss die Leiche untersuchen. Wir müssen in der Sache schnell handeln, bevor alle Spuren kalt werden.«
»Ich verstehe, Sir.«
»Gut. Dann mal los.«
Banks legte auf und drehte sich zu Richmond, der nervös in der Tür stand und über seinen Schnurrbart strich. »Gehen Sie bitte runter, Phil, und sagen Sie jedem, der im Dienst ist, dass er die Leute beruhigen und darauf aufpassen soll, dass niemand abhaut. Dann rufen Sie in York an und fragen, ob die für heute Nacht noch ein paar Kollegen entbehren können. Wenn nicht, versuchen Sie es in Darlington. Und außerdem kümmern Sie sich darum, dass die Straße vom Marktplatz bis zur Stadthalle abgesperrt wird.«
»Was ist los?«, wollte Richmond wissen.
Banks seufzte und fuhr mit einer Hand durch sein kurzgeschorenes Haar. »Sieht so aus, als hätten wir einen Mord am Hals und hundert oder mehr Verdächtige.«
* ZWEI
* I
Das Windspiel klapperte, und der Regen prasselte auf das wilde Heidegras. Mara Delacey hatte gerade die Kinder zu Bett gebracht und ihnen aus den Geschichten des Eichhörnchens Nutkin von Beatrix Potter vorgelesen. Jetzt konnte sie sich entspannen, konnte die Ruhe und Einsamkeit genießen, das Zusammenspiel der Stille und der Geräusche der Natur. Es erinnerte sie an frühere Zeiten, als sie noch nach ihrem Mantra meditierte.
Wie immer war es ein anstrengender Tag gewesen: Wäsche waschen, das Essen kochen, auf die Kinder aufpassen. Dazwischen hatte sie noch ein paar Stunden Zeit gefunden, im Hinterraum von Elsbeths Kunstgewerbeladen zu töpfern. Wenn es ihr Lebensschicksal war, eine Erdenmutter zu sein, dachte sie mit einem Lächeln, dann war es besser, dies hier zu sein, weit entfernt von den strengen Regeln und der selbstgerechten Spiritualität des Ashrams, wo sie nach dem Essen nicht einmal eine Zigarette rauchen durfte. Sie war froh, diesen ganzen Mist hinter sich gelassen zu haben.
Jetzt hatte sie wenigstens etwas Zeit ganz für sich, ohne immer das Gefühl zu haben, sie müsste unter die Leute, um sie zu bekehren oder Lobeshymnen auf ihren Guru zu singen. Seit er wegen Betrugs und Steuerhinterziehung im Gefängnis saß, taten das sowieso nicht mehr viele. Seine Anhänger waren in alle Winde verstreut: Manche, einsam und verlassen, waren losgezogen, um sich neue Führer zu suchen; andere, wie Mara, hatten sich anderen Lebensinhalten zugewandt.
Seth Cotton hatte sie ein Jahr, nachdem er einen Hof in der Nähe von Relton gekauft hatte, kennen gelernt. In dem Moment, in dem er ihr den Hof, den er Maggie's Farm getauft hatte, das erste Mal zeigte, wusste sie, dass er ihr Zuhause werden musste. Es war ein typisches Bauernhaus der Dales aus dem achtzehnten Jahrhundert, der inmitten einiger Morgen Land in der Heide über dem Tal lag. Die Mauern waren aus Kalkstein errichtet, die Ecken mit Sandstein verkleidet und das Dach war mit Steinschindeln bedeckt. Nischenfenster gingen nach Norden über das Tal, und in die schweren, von Mauerwerk gestützten Türbalken waren die Initialen T.J.H., die für den ursprünglichen Besitzer standen, sowie die Jahreszahl 1765 geritzt. Der
Weitere Kostenlose Bücher