Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
drauf.«
»Jemals von einem PC Gill, 1139, aus Scarborough gehört?«
»Nur das, was ich in den Zeitungen gelesen habe, Sir. Ich hoffe, Sie schnappen das Schwein, das es getan hat.«
»Das hoffe ich auch. Wie sieht es mit Elizabeth Dale aus, einer Freundin der Cottons? Mal von ihr gehört?«
»O ja. Liz Dale hing die ganze Zeit mit den Cottons zusammen. Dicke Freunde. Mir persönlich tat es Leid um sie. Ich meine, wenn man das Zeug immerzu braucht, ist das irgendwie eine Krankheit, oder?«
»War sie aktenkundig als Abhängige?«
»Ja. Aber sie hat uns nie Probleme gemacht. Wir haben die Drogentypen nur im Auge behalten, mehr nicht, damit sie nicht die Hälfte von dem, was sie auf Rezept kriegen, verkaufen.«
»Was war sie für ein Mensch?«
»Launisch«, sagte Brooks. »Sie kam von den Drogen los, aber danach war sie nie wieder ganz normal. Einen Tag war sie oben, den nächsten unten. Wie ein Jo-Jo. Aber sie war ein Mädchen mit festen politischen Überzeugungen.«
»Liz Dale war politisch aktiv?«
»Ja. Zumindest eine Weile lang. Bis die Sache für sie gegessen war. Wie gesagt, die sind alle auf den fahrenden Zug gesprungen.«
»Aber sie war stärker interessiert als die anderen?«
»Würde ich sagen, ja. Also Seth war immer nur teilweise interessiert. Der hat lieber an einem Stück Holz rumgewerkelt. Und Alison, wie gesagt, tja, sie besaß eine Menge Energie und sie musste irgendwo hin damit. Aber sie war mehr der private, künstlerische Typ. Doch Liz Dale mischte damals voll mit.«
»Standen sich Liz Dale und Alison Cotton besonders nahe?«
»Wie Schwestern.«
Banks dachte an die Beschwerde, die Liz Dale gegen Constable Gill eingelegt hatte. Dadurch wusste er bereits, dass sie wenigstens an einer Demonstration teilgenommen hatte und ihm über den Weg gelaufen war. Vielleicht hatte es noch andere Gelegenheiten gegeben. Alison Cotton könnte sie begleitet haben. Vielleicht war das die Verbindung, die er suchte. Aber was brachte sie ihm? Alison war tot; Reginald Lee hatte sie überfahren, ein Unfall. Es fügte sich immer noch nicht zusammen, es sei denn, sie logen alle und Liz Dale war auf Maggie's Farm und auf der Demonstration in Eastvale gewesen. Banks kannte sie nicht, aber wenn sie drogenabhängig gewesen war, bestand die Möglichkeit, dass sie auch mal durchdrehen könnte.
»Vielen Dank«, sagte Banks. »Sie waren mir eine große Hilfe.«
»Wirklich? Na dann ...«
»Nur noch eine Sache. Wissen Sie, wo Liz Dale wohnt?«
»Tut mir Leid, da muss ich Sie enttäuschen, Sir. Sie ist vor ein paar Jahren von hier weggezogen. Ich habe überhaupt keine Ahnung.«
»Macht nichts. Trotzdem danke.«
Banks beendete das Gespräch und ging hinüber zum Fenster. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, genau vor der National Westminster Bank, war ein rostiger, blauer Mini hinten auf einen BMW geknallt, und die beiden Fahrer stritten miteinander. Automatisch rief Banks im Erdgeschoss an und bat Sergeant Rowe, jemanden hinüberzuschicken. Dann zündete er sich eine Zigarette an und begann nachzudenken.
Er musste auf jeden Fall mehr über Liz Dale erfahren. Wenn er beweisen könnte, dass sie zur Zeit der Demo in der Gegend gewesen war, dann hatte er noch jemand anderen mit einem Motiv, Gill zu schaden. Liz Dale könnte problemlos einen Tag vorher in jener Woche die Farm besucht und das Messer genommen haben. Mara sagte, in der Regel verschwendete niemand irgendeinen Gedanken an das Messer. Wenn sie von niemandem gesehen worden war, dann war sie vielleicht in das Haus gegangen und hatte es eingesteckt, als gerade alle unterwegs waren. Aber war sie überhaupt bei der Demo? Und warum sollte sie Seths Messer benutzen?
Hatte sie ein anderes Motiv als Rache? Es lag auf der Hand, dass diese Fragen am besten geklärt werden könnten, wenn man Liz Dale selbst ausfindig machte. Das dürfte sich als nicht besonders schwierig erweisen.
Als sich Constable Craig auf dem Marktplatz den beiden Autofahrern näherte, ging Banks hinüber zu seinem Aktenschrank.
* IV
Mara stand mit Rick und Zoe unter dem Vordach und winkte zum Abschied Dennis Osmond und den anderen hinterher. Im Westen verdunkelte sich der Himmel, die Glut der Abenddämmerung, die sie so sehr liebte, verzauberte das Tal und breitete sich wie ein Mantel der Stille über der Landschaft aus. Am Himmel zogen Vogelschwärme vorüber, und in den Häusern
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