Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
Nächsten geht. Schau, was Boyd getan hat. Wenn er den Mord wirklich nicht begangen hat, dann hat er verteufelt viel riskiert. Und erinnere dich daran, wie sich Mara verhalten hat. Egal, von welcher Seite man die Sache jetzt betrachtet, alles läuft auf Seth, Rick oder Zoe hinaus. Und Mara, Tim, Abha und dein Dennis kommen gleich danach.«
»Na gut. Meine berufliche Meinung ist, dass Dennis es nicht getan hat.«
»Aber was weißt du überhaupt von ihm?«
»Wie meinst du das?«
»Vergiss es.«
»Was? Komm schon. Heraus damit. Wenn ich etwas wissen sollte, dann sag es mir.«
Banks holte tief Luft. »Würdest du sagen, dass Osmond jemand ist, der Frauen schlägt?«
»Was?«
Stockend erzählte er ihr von Ellen Ventner. Je mehr er sagte, desto bleicher wurde sie. Selbst beim Reden war sich Banks seiner Beweggründe nicht sicher. Erzählte er es ihr, weil er sich Sorgen wegen ihres Umgangs mit Osmond machte, oder tat er es aus purer Eifersucht?
»Das glaube ich nicht«, wisperte sie.
»Glaube es. Es stimmt.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Ich wollte es dir nicht erzählen. Du hast mich dazu gedrängt.«
»Du hast mich dazu veranlasst, dich zu drängen. Du musst gewusst haben, wie furchtbar demütigend das für mich ist.«
Banks zuckte mit den Achseln. Er konnte spüren, wie sich ihre Wut allmählich gegen ihn richtete. »Es tut mir Leid, das war nicht meine Absicht. Er könnte gefährlich sein, Jenny. Ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber ich habe Probleme, Menschen zu verstehen, die in der Öffentlichkeit schutzlose Frauen vor der Brutalität der Polizei retten und sie im Privaten verprügeln.«
»Du hast gesagt, es ist nur einmal passiert. Es besteht kein Grund, gleich ein Monster aus ihm zu machen. Was erwartest du jetzt von mir? Soll ich mit ihm Schluss machen, nur weil er einen Fehler gemacht hat?«
»Ich erwarte von dir, dass du vorsichtig bist, mehr nicht. Osmond hat einmal eine Frau geschlagen und sie ins Krankenhaus gebracht. Außerdem ist er ein Verdächtiger in einer Mordermittlung. Obendrein scheint er zu glauben, dass die CIA oder der KGB hinter ihm her sind. Ich würde sagen, das rechtfertigt ein bisschen Vorsicht, oder nicht?«
Jennys Augen funkelten. »Du hast Dennis von Anfang an nicht gemocht, stimmt's? Du hast ihm nicht einmal eine Chance gegeben. Und kaum, dass du ein bisschen Dreck über ihn herausfindest, wirfst du ihn mir vor die Füße. Was zum Teufel willst du nur damit erreichen, Alan? Du bist nicht mein Aufpasser. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich brauche keinen großen Bruder, der mich beschützt.«
Sie nahm ihren Mantel, stieß ihr Glas beim Aufstehen um und rauschte aus dem Pub. Jeder drehte sich um und starrte die beiden an. Banks spürte, wie er rot wurde. Gut gemacht, Alan, sagte er zu sich, das hast du ja wirklich großartig hingekriegt.
Er folgte ihr nach draußen, aber sie war nirgendwo mehr zu sehen. Fluchend ging er zurück in sein Büro und versuchte, sich mit Arbeit abzulenken.
Nach ein paar Fehlversuchen erhielt er schließlich eine Verbindung mit Ricks Schwägerin in ihrer Wohnung in Camden Town. Sie war ausweichend, und Banks musste ihr erst versichern, dass sein Anruf nichts mit dem Vormundschaftskampf zu tun hatte. Selbst danach klang sie nicht so, als würde sie ihm glauben.
»Ich benötige nur ein paar Informationen über Ricks Frau, das ist alles«, sagte er. »Kamen Sie immer gut mit Ihrer Schwester aus?«
»Ja«, antwortete sie. »Unser Altersunterschied ist nicht groß, deshalb haben wir uns immer unterstützt, selbst nachdem sie Rick geheiratet hat. Übrigens möchte ich nicht den Eindruck erwecken, ich hätte irgendwas gegen ihn. Er ist durch und durch egoistisch, aber das sind die meisten Männer. Künstler umso mehr. Und ich bin mir sicher, dass er ein guter Vater ist. Als sie sich getrennt haben, war Pam sicherlich unfähig, sich um Julian zu kümmern.«
»Und jetzt?«
»Sie kommt voran. Aber der Weg aus dem Alkoholismus ist weit.«
»Hatte Pam jemals Bekannte im Norden?«
»Im Norden? Guter Gott, nein. Ich glaube, sie war nie weiter nördlich als Hendon.«
»Nicht mal für einen Besuch?«
»Nein. Was kann man dort auch schon besuchen? Da gibt es doch nur Kanäle und Schlackenhalden, oder?«
»Also hat sie den größten Teil ihres Lebens entweder in London oder Cornwall verbracht?«
»Genau. Vor einigen
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