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Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord

Titel: Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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waren noch ziemlich beständig. Wie Sie selbst sehen konnten, ist eine Menge Blut ausgetreten. Und der Leukozytwert war hoch. Das sind die weißen Blutkörperchen, die kleinen Reparaturmänner des Körpers. Wenn der Schlag gegen den Kopf einige Zeit nach dem Tod stattgefunden hätte, dann hätte es dafür natürlich eindeutige Hinweise gegeben. Die beiden Verletzungen sind jedoch so kurz aufeinander erfolgt, dass man unmöglich sagen kann, welche zuerst kam. Als er mit dem Kopf aufschlug, war Cotton bestimmt noch am Leben. Wie lange er aber nach dem Schlag noch gelebt hat, kann ich nicht sagen. Selbstverständlich wird die Kopfwunde zur Bewusstlosigkeit geführt haben, und dass es sehr schwer ist, sich im bewusstlosen Zustand die Knöchel aufzuschlitzen, dürfte Ihnen bewusst sein.«
      »Könnte er mit dem Kopf aufgeschlagen sein, als er sich runterbeugte, um sich die Knöchel aufzuschlitzen?«
      Glendenning schürzte seine Lippen. »Würde ich nicht sagen, nein. Sie haben das Blut auf der Werkbank gesehen. Davon ist nichts auf den Boden getropft. Angesichts des Winkels der Wunde und der scharfen Kanten des Schraubstockes würde ich sagen, dass sein Kopf genau dort liegen geblieben ist, wo er nach dem Schlag gelandet ist.«
      »Könnte jemand von hinten gekommen sein und seinen Kopf auf den Schraubstock gestoßen haben?«
      »Jetzt wollen Sie, dass ich spekuliere, Mr. Banks. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass ich weder Kratzspuren noch Druckstellen am Hals oder Kopf gefunden habe.«
      »Heißt das nein?«
      »Nicht unbedingt. Wenn man von hinten an jemanden herantritt und seinem Kopf einen schnellen Stoß gibt, bevor er reagieren kann, dann glaube ich nicht, dass es Spuren geben würde.«
      »Dann muss es also jemand gewesen sein, den er kannte. Wenn sich jemand anderes an ihn herangeschlichen hätte, dann hätte er das merken müssen. Der Täter muss bereits in der Werkstatt gewesen sein, es muss jemand gewesen sein, dessen Anwesenheit ihn nicht daran störte, mit seiner Arbeit weiterzumachen.«
      »Theorien, nichts als Theorien«, sagte Glendenning. »Ich verstehe nicht, warum Sie sich mit Selbstmord nicht zufrieden geben. Es gibt absolut keinen Beweis für das Gegenteil.«
      »Keinen medizinischen vielleicht.«
      »Tut mir Leid«, sagte Glendenning. »Ich würde Ihnen gerne weiterhelfen, aber das sind die Fakten. Die Kopfverletzung war in keiner Weise verantwortlich für Mr. Cottons Tod, hätte aber sehr wohl zu Komplikationen führen können, wenn er am Leben geblieben wäre.«
      »Komplikationen? Welche Komplikationen?«
      Glendenning runzelte die Stirn und zog eine Zigarette aus dem Kästchen auf seinem Schreibtisch. Es sah antik aus, und auf der Oberseite bemerkte Banks ein paar in kunstvoller Kursivschrift eingravierte Worte: »Für Dr. C.W.S. Glendenning, zum erfolgreichen Abschluss ...« Mehr konnte er nicht lesen. Er nahm an, dass es sich um eine Art Geschenk zum Universitätsabschluss handelte.
      »Alle möglichen«, antwortete Glendenning. »Wir wissen nicht viel über das menschliche Gehirn, Mr. Banks. Wesentlich mehr als früher natürlich, aber noch nicht genug. Bestimmte Kopfverletzungen können weit schlimmere Auswirkungen haben, als die Kraft des Schlages und das Ausmaß des sichtbaren Schadens glauben machen. Knochensplitter können im Gewebe stecken bleiben, und selbst Druckstellen können zu Problemen führen.«
      »Zu welchen Problemen?«
      »Zu fast allen. Zeitweiliger oder ständiger Gedächtnisverlust, Hör- und Sehprobleme, Gleichgewichtsstörung, Persönlichkeitsveränderung, vorübergehende Bewusstseinsspaltung. Muss ich fortfahren?«
      Banks schüttelte den Kopf.
      »Aber im Fall von Mr. Cotton werden wir das natürlich nie erfahren.«
      »Nein.« Banks stand auf. »Trotzdem, vielen Dank, Doktor.«
      Glendenning neigte würdevoll das Haupt.
      Auf dem Weg zurück zum Revier nahm Banks Muddy Waters kaum wahr. Glendenning zufolge könnte Cotton ermordet worden sein, und das reichte Banks. Natürlich würde sich der Doktor nicht festlegen, das tat er nie, aber schon ein Eingeständnis der Möglichkeit bedeutete bei ihm eine Menge. Wenn Burgess Recht hatte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass Boyd der Täter war. Und damit würde Seths Blut an Banks' Händen kleben.
      Als wäre das noch nicht genug, ließ ihm eine andere Sache keine Ruhe. Es war eines dieser frustierenden Gefühle, die man nicht richtig benennen konnte, so

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