Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
Meinung nach hat er es nicht verdient, tot auf der Straße zu enden. Und was finde ich heraus? Sie rufen ihr privates Deppenkommando aus London her, und das bricht hier in die Häuser ein.«
»Mit Ihnen über Moral zu diskutieren bringt nichts, Banks ...«
»Genau, da fehlen Ihnen nämlich die Argumente.«
»Aber darf ich Sie daran erinnern, dass ich für diesen Fall verantwortlich bin?!«
»Das gibt Ihnen noch lange kein Recht zu tun, was Sie getan haben. Können Sie das nicht verstehen, verdammt noch mal? Sie und Ihr ständiges Gerede vom Image der Polizei. Mit dieser Bürgerwehrtaktik stehen wir am Ende wie die Bösen da. Und außerdem wie die Vollidioten.«
Burgess lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarre an. »Nur wenn die Leute davon erfahren. Womit wir wieder bei meiner Frage wären. Was haben Sie jetzt vor?«
»Nichts. Sie werden dafür sorgen, dass die Akten zurückgegeben und die betroffenen Leute von nun an in Ruhe gelassen werden.«
»Ach, wirklich? Was macht Sie da so sicher?«
»Weil ich meine Erkenntnisse andernfalls an Superintendent Gristhorpe weiterleiten werde. Der stellvertretende Polizeipräsident schätzt seine Meinung.«
Burgess lachte. »Sie haben keine besonders guten Beziehungen, wissen Sie. Ich glaube nicht, dass Sie damit etwas erreichen werden.«
»Vergessen wir die Presse nicht. Die stürzt sich auf so pikante Geschichten. Außerdem hat Dennis Osmond ein Recht darauf zu erfahren, was geschehen ist. Egal, was Sie davon halten, ich glaube nicht, dass diese Geschichte Ihren zukünftigen Beförderungsaussichten sehr dienlich wäre.«
Burgess klopfte seine Zigarre auf den Rand des Aschenbechers.
»Sie sind so eine verdammt ehrliche Haut, nicht wahr, Banks? Ein echter Kreuzritter. Besser als wir alle.«
»Hören Sie auf damit. Sie haben Ihre Kompetenzen überschritten und Sie wissen es. Sie dachten, Sie könnten einfach so davonkommen.«
»Das kann ich immer noch.«
Banks schüttelte den Kopf.
»Sie vergessen, dass ich Ihr Vorgesetzter bin. Ich kann befehlen, dass Sie mir jedes Beweismittel übergeben, das Sie haben.«
»Schwachsinn«, sagte Banks. »Warum schicken Sie nicht Cranby und Stickley herein, um es zu stehlen?«
»Hören Sie«, sagte Burgess, rot vor Zorn, »wollen Sie mich wirklich ärgern? Ich kann ein sehr unangenehmer Gegner sein. Bilden Sie sich tatsächlich ein, dass irgendjemand Ihren Anschuldigungen Beachtung schenken wird? Was wird man Ihrer Meinung nach tun? Mich aus der Polizei werfen? Träumen Sie weiter!«
»Interessiert mich überhaupt nicht. Ich weiß nur, dass sich die Presse mit Wollust auf die Sache stürzen wird.«
»Sie sägen an dem Ast, auf dem Sie sitzen. Denken Sie mal darüber nach, wem Sie sich eigentlich verpflichtet fühlen. Unser Job ist schon so schwer genug, da müssen wir nicht erst noch jeden gegen uns aufwiegeln. Haben Sie mal darüber nachgedacht? Welche Auswirkungen würde es auf Sie und Ihre Kollegen hier oben haben, wenn die Geschichte rauskommt? Ich muss hier nicht leben, Gott sei Dank. Sie schon.«
»Verdammt richtig«, sagte Banks. »Und das ist genau der Punkt. Sie kommen hierher und veranstalten ein beschissenes Chaos und hauen dann wieder ab nach London. Ich aber muss mit diesen Menschen arbeiten und leben. Und es gefällt mir hier. Es hat lange genug gedauert, bis ich so akzeptiert wurde, wie ich es jetzt bin, und dann kommen Sie an und werfen die Verhältnisse wieder um Jahre zurück. Also entscheiden Sie sich. Geben Sie die Akten zurück, schicken Sie Ihre Trottel nach Hause und wir vergessen die Sache. Ein weiterer unaufgeklärter Einbruch.«
»Ach, was sind wir für ein großartiger Held! Und was ist, wenn ich noch etwas mehr Druck ausübe und ein paar Leute ganz oben dazu bewege, Ihnen die Herausgabe Ihrer Beweise zu befehlen? Was dann, Herr Großkotz?«
»Wie gesagt«, erwiderte Banks, »machen Sie sich keine Sorgen wegen mir, sondern wegen der Presse, Osmond und den Studenten.«
»Mit denen komme ich klar.«
»Es liegt an Ihnen.«
»Das war's?«
»Das war's. Sie haben die Wahl.«
»Wer wird schon ein paar bekloppten Linken glauben? Und jeder weiß, dass die Presse voreingenommen ist.«
Banks zuckte mit den Schultern. »Vielleicht glaubt ihnen tatsächlich niemand. Aber warten wir's ab.«
Burgess sprang auf. »Das werde ich nicht vergessen, Banks«, knurrte er. »Wenn ich
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