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Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord

Titel: Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Sie sich wohl nicht um die Welt, oder? Keine Zeitungen, kein Fernsehen?«
      Elizabeth schüttelte den Kopf. »Nein. Hier gibt es einen Fernseher, gleich nebenan. Aber ich schaue nicht fern. Ich lese Bücher. Alte Bücher. Charles Dickens, den lese ich gerade. Wussten Sie, dass in Edwin Drood Opium genommen wird?«
      Banks nickte. Vor einigen Jahren hatte er eine Dickensphase durchgemacht.
      »Sind Sie wegen der Beschwerde gekommen?«, fragte Elizabeth.
      »Welche Beschwerde?«
      »Das war vor Jahren. Ich beschwerte mich über einen Polizisten, weil er bei einer Demonstration mit seinem Knüppel auf die Leute eingeschlagen hat. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist. Ich habe nie etwas gehört. Damals war ich anders, da schien es sich noch zu lohnen, für etwas zu kämpfen. Jetzt lasse ich sie einfach machen. Sie werden alles in die Luft jagen, Mr. Banks. Oh, da besteht kein Zweifel, sie werden uns alle in die Luft jagen. Oder wollen Sie über Drogen sprechen?«
      »Teilweise bin ich tatsächlich wegen der Beschwerde gekommen, stimmt. Ich wollte mit Ihnen über Seth Cotton sprechen. Über Seth und Alison.«
      »Der gute Seth. Der arme Seth. Ich möchte nicht über Seth sprechen. Ich muss nicht mit Ihnen sprechen, oder?«
      »Warum wollen Sie nicht über ihn sprechen?«
      »Weil ich nicht will. Das geht nur Seth etwas an. Ich werde Ihnen nichts erzählen, was er nicht erzählen würde, also fragen Sie lieber nicht.«
      Banks beugte sich vor. »Elizabeth«, sagte er sanft, »Seth ist tot. Das tut mir Leid, aber es stimmt.«
      Zuerst dachte er, dass sie überhaupt nicht reagieren würde. Nur ein leiser Seufzer entwich ihr, wie eine Windböe, die gegen ein dunkles Fenster stößt. »Na, dann ist es in Ordnung, oder?«, sagte sie mit weicherer, dünner Stimme. »Dann hat er schließlich Frieden gefunden.« Sie schloss ihre Augen, und ihr Gesicht nahm einen solch entrückten, heiligen Ausdruck an, dass Banks nicht wagte, die Stille zu unterbrechen. Es wäre ihm wie Blasphemie vorgekommen. Als sie die Augen wieder öffnete, waren sie klar. »Mein kleines Gebet«, sagte sie.
      »Was meinten Sie mit armer Seth?«
      »Er war so ein ernsthafter Mensch und musste so viel Schmerz erleiden. Wie ist er gestorben, Mr. Banks? War es ein friedlicher Tod?«
      »Ja«, log Banks.
      Elizabeth nickte.
      »Das Problem ist«, sagte Banks, »dass niemand viel über seine Gefühle oder seine Vergangenheit wusste. Sie waren ziemlich eng mit Seth und Alison befreundet, nicht wahr?«
      »Das war ich, ja.«
      »Können Sie mir etwas über ihn erzählen, über seine Vergangenheit, das mir helfen könnte, ihn besser zu verstehen? Ich weiß, dass ihn Alisons Unfall sehr mitgenommen ...«
      »Unfall?«
      »Ja. Sie werden doch bestimmt davon wissen. Der Auto...«
      »Alison ist nicht durch einen Unfall gestorben, Mr. Banks. Sie wurde ermordet.«
      »Ermordet?«
      »O ja. Es war eindeutig Mord. Ich habe es Seth erzählt. Und er hat mir geglaubt.«
      »Wann?«
      »Ich habe es herausbekommen. Ich war nämlich mal Krankenschwester.«
      »Ich weiß. Was haben Sie herausbekommen?«
      »Sind Sie sicher, dass Seth tot ist?«
      Banks nickte.
      Erst sah sie ihn argwöhnisch an, dann lächelte sie. »Dann kann ich es Ihnen wohl sagen. Sitzen Sie bequem?«
      Und dann begann sie, eine der traurigsten und merkwürdigsten Geschichten zu erzählen, die Banks je gehört hatte.
     
    * II
     
    Liz Dales Erzählung bestätigte, was er zu vermuten begonnen hatte. Doch obwohl sich seine Theorien nun nicht mehr gegenseitig ausschlossen, war er keineswegs so begeistert wie sonst, wenn er einen Fall gelöst hatte.
      Langsam fuhr er zurück nach Eastvale, nahm die längste, verzweigteste Route, die im Westen an den größeren Ortschaften und Städten vorbeiführte. Er hatte keine Eile. Unterwegs hörte er sich seine verkratzten Aufnahmen der alten Bluessänger an. Spieler, Mörder, Geistliche, Alkoholiker und Drogenabhängige sangen Lieder über Armut, Sex, den Teufel und das Pech im Leben. Und die Ortsschilder sausten vorbei: Mytholmroyd, Todmorden, Cornholme. In Lancashire umging er das Stadtgebiet von Burnley auf einer Reihe von Nebenstraßen, die am Wald von Trawden vorbeiführten, und kam dann bei Skipton in die Landschaft von Craven, wo das Gras saftig grün und die Erde fruchtbar war.
      In Grassington machte er eine Pause und aß in einem Pub, überquerte dann bei Pateley

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