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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wohl dachten, es gäbe tausend Dinge in ihrem Leben, die sie lieber tun würde, als mit ihnen zusammen zu sein - und sie hatten Recht. Deshalb hatte sie zu viele Abende allein in ihrer anonymen Wohnung verbracht. Aber gleichzeitig hatte sie deshalb auch alle ihre Prüfungen mit Bravour bestanden und ihre Karriere vorangetrieben.
      Sie fand James zweifellos attraktiv; zudem war er charmant, in seiner Gegenwart lebte man auf. Er war ein großer Komödiant und hatte ein feines Gespür für Dramatik. Aber da war noch mehr: Eine Intensität und eine Art männlicher Selbstsicherheit umgaben ihn. Er würde wahrscheinlich einen guten Liebhaber abgeben. Warum also ging sie dem Unvermeidlichen aus dem Weg? Ihre Ausrede dafür war der Fall, der wahre Grund war jedoch Angst. Angst wovor, fragte sie sich. Noch hatte er nicht einmal versucht, sie zu berühren, obwohl sie sicher war, das Verlangen in seinen Augen gesehen zu haben. Hatte sie Angst davor, sich zu amüsieren? Die Kontrolle zu verlieren? Nichts zu fühlen? Sie wusste es nicht, aber wenn sie ihr Leben ändern wollte, dann musste sie es herausfinden. Und das hieß, sich der Sache zu stellen. Wenn also der Fall abgeschlossen war ...
      Auf der Oberfläche ihres Kakaos hatte sich eine Haut gebildet. Schon als Kind hatte sie sich davor geekelt. Diese süße und klebrige Haut hatte ihr einen Schauer über den Rücken gejagt, wenn sie versehentlich, ohne vorher zu gucken, einen Schluck getrunken hatte und sie wie ein warmes Spinnennetz an ihren Lippen geklebt war. Unter Zuhilfenahme ihres Löffels schob sie die Haut vorsichtig an den Rand des Bechers, zog sie heraus und legte sie auf die Untertasse.
      Aus irgendeinem Grund kam ihr das Foto von Marcia Cunninghams Mann mit seiner verwegen im Mund hängenden Pfeife in den Sinn. Er erinnerte sie ein wenig an James. Nicht in seinem Aussehen, sondern in seinem Ausdruck. Sie merkte, wie sie zum Kaminsims schaute. Jetzt, wo der Weihnachtsmann fort war, wirkte er so leer. Sie würde gerne ein paar Fotos dort aufstellen, aber von wem? Nicht von ihrer Familie, so viel war klar. Von James? Dazu war es noch viel zu früh. Von sich selbst, das Foto von der Abschlussfeier an der Polizeihochschule? Es wäre immerhin ein Anfang.
      Dann musste sie an das Kleid denken, das Marcia ihr unbedingt hatte zeigen wollen. Es stellte auf jeden Fall ein Rätsel dar. Zweifellos würden die Einbrecher eine Erklärung dafür haben, wenn und falls sie geschnappt werden sollten. Dennoch war es eine seltsame Tat. Vielleicht hatten die Jugendlichen ein paar Stoffstreifen mitgenommen, um sie sich wie Rambo als Stirnbänder umzubinden. Was heutzutage in den Köpfen der Jugend vor sich ging, konnte niemand sagen.
      Susan stellte ihren Becher ab. Die Platte war zu Ende, und obwohl es noch nicht spät war, beschloss sie, ins Bett zu gehen und früh zu schlafen. Im Bett konnte sie noch etwas in dem amerikanischen Wälzer über Mordermittlungen lesen. Oder sollte sie bereits in den Gesammelten Werken von Shakespeare schmökern, die sie zu einem herabgesetzten Preis bei W. H. Smith bekommen hatte?
      In ein paar Tagen war die zwölfte Nacht, der sechste Januar, die Premiere des Stückes. Sie hoffte nur, dass keine Polizeiangelegenheit sie daran hindern würde, die Vorstellung zu besuchen. James hoffte anscheinend sehr, dass sie dabei sein konnte, obwohl ihre Shakespeare-Kenntnisse noch eine Menge zu wünschen übrig ließen. Und sie freute sich sehr auf diesen Abend. Zum Glück war nicht zu erkennen, wie einer der derzeitigen Fälle ihr im Wege stehen sollte. Im Mordfall Caroline Hartley konnten sie nicht viel tun, bis sie neue Beweise hatten oder bis Banks seinen Kopf aus dem Sand nahm und Veronica Shildon einem langen, harten und objektiven Verhör unterzog. Außerdem war Susan nur eine Helferin - in diesem Fall eine, die Notizen machte. Und was die Einbrecher betraf, konnte man auch kaum etwas tun, ehe sie nicht auf frischer Tat ertappt wurden. Sie nahm die schweren Gesammelten Werke aus ihrem Bücherregal und ging damit ins Bett.
     
    * V
     
    »Eine Nachricht für Sie, Sir!«, rief Sergeant Rowe, als Banks nach seinem Besuch bei Veronica Shildon ins Polizeirevier kam. Er reichte ihm einen Zettel. »Von einer Frau namens Patty Jarouchki, glaube ich. Klang nach einer Amerikanerin. Sie hat auf jeden Fall ihre Nummer hinterlassen. Sie sollen sie so schnell wie möglich anrufen.«
      Banks dankte ihm, hastete die Treppen hoch in sein Büro und holte

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