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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Arbeitshypothese setzte Banks voraus, dass es sich bei dem Verbrechen eher um eine spontane Tat als um einen geplanten Mord handelte. Der Gebrauch des griffbereiten Messers und die mangelnde Absicherung dagegen, von Veronica gesehen oder erwischt zu werden, die ja wahrscheinlich jeden Moment nach Hause gekommen wäre, schien in diese Richtung zu deuten. Und wenn Caroline nicht in einen - noch - unbekannten kriminellen Vorgang verwickelt gewesen war, sah es ganz so aus, dass die Ursache ihres Todes in der einen oder anderen Form von Leidenschaft lag.
      Nach dem Mord war die Aufräumarbeit erfolgt: Die Mörderin hatte das Messer abgewaschen, jeden möglichen Fingerabdruck, den sie zurückgelassen haben könnte, abgewischt und entweder die Vivaldi-Platte auf den Plattenspieler gelegt oder die Wiederholungstaste gedrückt. Angesichts der Heftigkeit, mit der die Wunden zugefügt wurden, musste außerdem Blut auf die Kleidung der Mörderin gespritzt sein. Wenn sie vor der Tat ihren Mantel ausgezogen hatte, könnte sie danach ihre blutbespritzte Kleidung leicht damit verdeckt und jeden Beweis zerstört haben, sobald sie nach Hause gekommen war.
      Banks ging kurz hinaus, um seinen Kaffeebecher nachzufüllen, und kehrte dann in sein Büro zurück.
      Irgendetwas an Patsy Janowskis oberflächlicher Beschreibung der Frau ließ ihn nicht los, aber er wusste nicht, was es war. Er ging zum Aktenschrank und suchte die Protokolle der Befragungen von Caroline Hartleys Nachbarn heraus. Aber sie halfen ihm auch nicht besonders weiter. Da der Abend dunkel und verschneit gewesen war, gab es nur ungenaue Auskünfte und kaum Einzelheiten. Erneut las er sich die Beschreibung der geheimnisvollen Frau durch: Mr Farlowe hatte ausgesagt, dass sie einen mittellangen, leichten Trenchcoat mit geschlossenem Gürtel getragen hatte. Darunter hatte er ihre Beine gesehen und vielleicht auch den Saum eines Kleides. Um den Kopf hatte sie einen Schal gebunden, sodass er nichts über ihr Haar sagen konnte. Mrs Eldridge hatte wenig hinzuzufügen, ihre Erinnerungen stimmten jedoch mit Farlowes Darstellung überein.
      Trotz des Kaffees wurde Banks müde. Es war wirklich Zeit, nach Hause zu gehen. Wenn er weiter in seinem Büro auf und ab marschierte, würde er auch nichts erreichen. Er schlüpfte in seinen Kamelhaarmantel und nahm den Walkman aus seiner Tasche. Nachdem er die Treppe hinuntergegangen war und sich von Sergeant Rowe an der Anmeldung verabschiedet hatte, blieb er zögernd unter der blauen Laterne vor dem Revier stehen und schaute hinüber zum Queen's Arms. Aus den verrauchten Fenstern schien ein warmer, rosaroter Schimmer. Aber nein, entschied er, besser nach Hause gehen und ein bisschen Zeit mit Sandra verbringen. Es war eine klare, ruhige Nacht. Er würde den Wagen auf dem Parkplatz des Reviers stehen lassen und die etwa anderthalb Kilometer zu Fuß gehen.
      Er setzte den Kopfhörer auf, drückte die Starttaste und der Anfang von Poulencs »Gloria« ertönte. Als er über den verharschten Schnee ging, schaute er auf die Muster, die der Frost auf den Schaufenstern der Läden gebildet hatte, und wünschte, dass die eigenartigen, bruchstückhaften Erkenntnisse, die er bisher über den Hartley-Fall gewonnen hatte, ähnlich symmetrische Formen ergeben würden. Aber das taten sie nicht. Er begann, schneller zu gehen. Gott, waren seine Füße kalt. Er hätte mit Schaffell gefütterte Stiefel anziehen sollen - oder wenigstens Überschuhe. Aber bevor er sich spontan dafür entschieden hatte, hatte er ja auch gar nicht daran gedacht, zu Fuß nach Hause zu gehen. Als er in die Sackgasse bog und die einladenden Lichter seines Hauses vor sich sah, kam ihm schlagartig etwas in den Sinn, etwas, das ihm für die letzten hundert Meter seine kalten Füße vergessen ließ.
      Patsy Janowski hatte gesagt, dass die Frau komisch gegangen war. Besser konnte sie es nicht erklären. Doch Mr Farlowe hatte ausgesagt, sicher zu sein, dass es sich bei dem Besuch um eine Frau gehandelt hatte, weil er unter ihrem Mantel die Beine gesehen hatte. Wenn das der Fall war, dann waren ihre Beine nackt gewesen; entweder hatte sie überhaupt keine Stiefel angehabt oder nur sehr kurze. An jenem Abend hatte es seit ungefähr fünf Uhr ziemlich heftig geschneit, und der Schnee war bereits einen Abend früher vorhergesagt worden, sodass selbst eine Frau, die an jenem Morgen zur Arbeit gegangen war, gewusst hätte, dass sie besser ihre Stiefel mitnahm. Und auch bevor der

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