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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sich unterwegs einen schwarzen Kaffee. Die Büros der Kriminalpolizei waren ruhig, das Klappern einer Tastatur aus Richmonds Büro war das einzige Lebenszeichen. Er nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer, die Sergeant Rowe ihm gegeben hatte. Patsy Janowski meldete sich nach dem dritten Klingeln.
      »Sie haben eine Nachricht für mich?«, fragte Banks.
      »Ja. Wissen Sie noch, dass Sie sich bei mir erkundigt haben, ob ich mich erinnere, damals etwas Ungewöhnliches in der Gegend bemerkt zu haben?«
      »Ja.«
      »Nun, es ist eigentlich ... ich meine, es ist überhaupt nichts Eindeutiges, aber wissen Sie noch, dass ich sagte, da war eine Frau?«
      »Die die King Street überquert hat?«
      »Ja.«
      »Was ist mit ihr?«
      »Ich konnte sie nicht gut sehen. Ich bin mir nur sicher, dass ich sie nicht kannte. Aber ich erinnere mich jetzt daran, dass sie komisch gegangen ist.«
      »Inwiefern?«
      »Einfach ... komisch.«
      »Ist sie gehinkt, hatte sie eine Prothese?«
      »Nein, nein, das war es nicht. Glaube ich wenigstens nicht.«
      »Eine seltsame Art zu gehen? Das haben manche Leute. O-Beine, X-Beine?«
      »Das auch nicht. Sie hatte nur ein bisschen Mühe beim Gehen. Auf dem Boden lag Schnee. Oh, ich weiß, ich hätte Sie nicht anrufen sollen. Ich kann es nicht genau sagen, wahrscheinlich ist es nichts. Ich komme mir blöd vor.«
      Banks konnte sich vorstellen, wie ihre Blicke durch das Zimmer streiften und auf der Zange neben dem Feuer oder der alten Schnupftabakdose auf dem Kaminsims innehielten. »Sie haben richtig gehandelt«, versicherte er ihr.
      »Aber ich habe Ihnen eigentlich nichts gesagt.«
      »Es könnte etwas bedeuten. Wenn Ihnen sonst noch etwas in den Sinn kommt, werden Sie dann bitte aufhören, sich der Blödheit zu beschuldigen, und mich wieder anrufen?«
      Er konnte sie am anderen Ende der Leitung fast lächeln hören. »In Ordnung«, versprach sie. »Aber ich glaube nicht, dass ich Genaueres sagen kann.«
      Banks verabschiedete sich und unterbrach die Verbindung. Für einen Augenblick blieb er einfach auf der Kante seines Schreibtisches sitzen, den Kaffee in der Hand, und starrte auf den Kalender. Er zeigte eine Winterlandschaft in Aysgarth, Wensleydale. Schließlich zündete er sich eine Zigarette an und ging zum Fenster. Draußen, hinter den Jalousien, lag der verlassene Marktplatz. Die Lichter des Weihnachtsbaumes blinkten zwar noch, aber niemand ging vorüber, um sie anzuschauen. Es war die Zeit des Jahres, in der jeder zu viel ausgegeben und zu viel getrunken und zu viele Menschen getroffen hatte; jetzt hatten sich die meisten Eastvaler in die Wärme ihrer Häuser verkrochen, wo sie sich Wiederholungen im Fernsehen anschauten.
      Die Depression des Tages lag noch auf ihm und das Rätsel um Caroline Hartleys Tod war immer noch in Nebel gehüllt. Es musste eine Möglichkeit geben, alles miteinander in sinnvoller Weise zu verbinden, sagte sich Banks. Er musste etwas übersehen haben. Seine trostlose Stimmung konnte nur durch geistige Aktivität gehoben werden. Während er so am Fenster stand und auf die einsamen Weihnachtslichter hinabschaute, versuchte er, den Ablauf der Ereignisse aus einem neuen Blickwinkel zu sehen.
      Vor allem zog er in Betracht, dass es nach der geheimnisvollen Frau um halb acht noch einen Besuch gegeben haben könnte. Außerdem nahm er einmal an, dass Claude Ivers, während Patsy Janowski angeklopft und kurz mit Caroline Hartley an der Tür gesprochen hatte, tatsächlich auf den letzten Drücker seine Einkäufe im Einkaufszentrum erledigt hatte und kurz davor war, nach Redburn zurückzukehren, und dass Veronica Shildon ebenfalls beim Einkaufen gewesen war.
      Eine Frau, vielleicht dieselbe, von der Patsy Janowski sagte, sie wäre seltsam gegangen, hatte also an Carolines Tür geklopft und war ins Haus gelassen worden. Was war dann wohl vorgefallen? War die Frau eine ehemalige Liebhaberin oder eine verschmähte Interessentin gewesen? War sie vorbeigekommen, um Vorhaltungen zu machen, und hatte am Ende ihre Beherrschung verloren und Caroline umgebracht? Eventuell könnte Sex im Spiel gewesen sein. Denn Caroline war nackt gewesen, und der Sex, an dem sie interessiert war, ließ normalerweise keine Spermaspuren zurück, die die Kollegen der Gerichtsmedizin aufspüren konnten.
      Unmöglich, es zu wissen. Carolines Leben war voller Geheimnisse gewesen, ein ausgezeichneter Nährboden für Motive. Als

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