Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Miene verfinsterte sich. »Jetzt weiß ich es nicht mehr.«
      »Aber Sie würden nicht zu ihm zurückgehen?«
      »Zu Claude? Das kann ich nicht. Selbst wenn er wollte.« Sie schüttelte langsam ihren Kopf. »Nein, egal was die Zukunft für mich bereithält, es wird bestimmt nicht schlimmer werden als meine fehlgeleitete Vergangenheit.«
      In der darauf folgenden Stille schaute Banks aus dem Fenster und stellte erstaunt fest, dass der Zug gerade durch Petersborough fuhr. Die Wahrzeichen der Stadt waren ihm so vertraut: die steil aus dem Boden wachsenden, hohen Schornsteine der Trockenöfen der Ziegelei; das weiße Schild an der kohlengrauen Steinfassade des Great Northern Hotels; der gekappte Turm der Kathedrale.
      »Was ist los?«, fragte Veronica. »Sie schauen so gebannt. Haben Sie etwas gesehen?«
      »Meine Heimatstadt«, erklärte Banks. »Kein besonderer Ort, aber mein eigener.«
      Veronica lachte.
      »Und wo kommen Sie her?«, wollte Banks wissen.
      »Aus Crosby, in der Nähe von Liverpool, aber eigentlich Lichtjahre weit weg. Eine grässliche, versnobte Vorstadt, auf jeden Fall damals.«
      »Petersborough würde ich kaum als versnobt bezeichnen«, sagte Banks. »Hat nicht auch Ihr Dichter, Larkin, etwas über die Orte der Kindheit geschrieben?«
      »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht, wie ich sehe. Ja, hat er. Und er lässt es auf einer Zugreise wie dieser spielen. Es ist sehr lustig und gleichzeitig sehr traurig und endet mit der Zeile: >Nichts, wie alles, kann überall passieren.<«
      »Lesen Sie viel Gedichte?«
      »Ja. Eine ganze Menge.«
      »Lesen Sie irgendwelche Zeitschriften?«
      »Ein paar. Gelegentlich die Poetry Review. Hauptsächlich lese ich altes Zeugs. Ich ziehe Reim und Metrum vor, deshalb mache ich um zeitgenössische Texte einen Bogen, außer natürlich um Larkin, Seamus Heaney und ein paar andere. Das ist ein Gebiet, wo Caroline und ich verschiedener Meinung waren. Sie mochte freie Verse, und ich habe nie verstanden, was man daran finden kann. Was hat Robert Frost noch gleich gesagt: >Das ist wie Tennis spielen ohne Netz<.«
      »Aber Sie sind nie auf etwas Gedrucktes von Ruth Dünne oder auf ihre Arbeiten gestoßen?«
      Veronica schloss angespannt ihre Lippen und schaute aus dem Fenster. Es schien sie zu ärgern, dass Banks den Bann gebrochen hatte und zu einer Art der Kommunikation vorgestoßen war, die ihr wie ein Verhör vorkommen musste.
      »Nein, ich kann mich nicht daran erinnern. Warum?«
      »Ich habe mich nur gefragt, was sie so schreibt und warum Caroline Ihnen nichts von ihr erzählt hat.«
      »Weil es ihre Art war, ihre Vergangenheit für sich zu behalten. Oder nur bruchstückhaft davon zu erzählen. Außerdem vermute ich, dass ihr daran lag, mich nicht eifersüchtig zu machen.«
      »Haben sich die beiden noch getroffen?«
      »Soweit ich weiß, ist Caroline nie nach London gereist, während wir zusammen waren. Ich selbst war in den letzten drei Jahren nicht dort. Nein, ich meine eifersüchtig auf eine frühere Liebhaberin. Manche Leute sind ja sogar eifersüchtig auf verstorbene Liebhaber. Und da ich in einer so neuen und beängstigenden Beziehung lebte, war ich besonders verletzlich.«
      »Beängstigend?«
      »Ja, natürlich. Besonders am Anfang. Glauben Sie, dass es bei meiner Vergangenheit und meinem behüteten Leben einfach war, mit einer Frau ins Bett zu gehen, meine Ehe aufzugeben und mit ihr zu leben?«
      »Gab es sonst noch jemanden, der auf ihre Beziehung zu Caroline eifersüchtig gewesen sein könnte?«
      Veronica hob ihre Augenbrauen. »Sie vergessen Ihren Beruf auch nie, oder? Das macht es mir schwer, Ihnen zu vertrauen und mich Ihnen zu öffnen. An Ihrem Gesichtsausdruck kann ich nie ablesen, was Sie gerade denken.«
      Banks lachte. »Das kommt davon, dass ich so ein guter Pokerspieler bin. Aber ernsthaft, auch wenn vieles für das Gegenteil spricht, bin ich ein menschliches Wesen. Und ich wäre ein Lügner, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich zuallererst immer daran denke, Carolines Mörder zu fassen. Ich kann die Arbeit nicht vergessen. Denn jemand hat etwas getan, wozu er kein Recht hatte.«
      »Und Sie glauben tatsächlich, es bringt etwas, den Kriminellen zu fangen und zu bestrafen?«
      »Keine Ahnung. An dem Punkt wird es mir zu abstrakt. Wie gesagt, ich mag konkrete Dinge. Sagen wir es mal so: Mir gefällt der Gedanke nicht, dass die Person, die Caroline erstochen hat, für

Weitere Kostenlose Bücher