Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
...«
Banks stürzte hinüber und hielt ihn zurück. »Jim, nicht. Wir verhören ihn noch ...«
»Ist das der Scheißperverse oder nicht?«
Hatchley versuchte, sich an Banks vorbeizudrücken, der Poole rückwärts zur Tür drängte. »Machen Sie, dass Sie rauskommen, Les!«, rief Banks. »Bevor es zu spät ist. Ich halte ihn auf. Na los, gehen Sie!«
Sie wichen in den Flur zurück, wo zwei uniformierte Beamte Hatchley zu fassen kriegten, der immer noch Obszönitäten herausschrie. Banks legte schützend einen Arm um Poole und führte ihn wieder ins Verhörzimmer. Auf dem Weg dahin kam ihnen Susan Gay entgegen, die Poole anschaute und errötete. Banks folgte ihrem Blick. »Machen Sie lieber Ihren Hosenstall zu«, meinte er, »sonst müssen wir Sie auch noch wegen Exhibitionismus anklagen.«
Poole tat, wie ihm geheißen, und Banks komplimentierte ihn zurück in das Zimmer. Hatchley, von den zwei Männern festgehalten, fluchte und brüllte hinter ihnen her.
»Was zum Teufel ist denn da los?«, wollte Gristhorpe wissen.
»Das ist Jim«, erklärte Banks, während er Poole wieder zu seinem Platz geleitete. »Du weißt ja, wie er ist, seit sich dieser Kerl an seinem Mädchen vergangen hat.«
»Ja«, sagte Gristhorpe, »aber können wir ihn nicht an die Leine nehmen?«
»Das ist nicht so leicht. Er ist ein guter Mann. Nur ein bisschen aus der Bahn geworfen zurzeit.«
Poole folgte dem Gespräch und wurde dabei immer bleicher.
»Hören Sie«, stammelte er, »ich bin kein Perverser. Sagen Sie ihm das. Halten Sie ihn mir vom Leib.«
»Das versuchen wir ja«, erklärte Banks, »aber es könnte schwer werden, ihn zu überzeugen.«
Poole fuhr mit einer Hand durch sein fettiges Haar. »In Ordnung«, keuchte er. »In Ordnung. Ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß. Okay? Aber halten Sie mir diesen Kerl vom Leib.«
Banks starrte ihn an.
»Dann können Sie allen sagen, dass ich kein Perverser bin und dass ich nichts damit zu tun habe, okay?«
»Falls sich das herausstellen sollte, falls ich Ihnen glauben sollte. Und nach dem Schwachsinn, den Sie uns letzte Woche aufgetischt haben, steht dahinter ein großes Fragezeichen.«
»Ich weiß, ich weiß.« Poole benetzte seine Lippen. »Hören Sie, zuerst einmal müssen Sie mir glauben, dass ich nichts damit zu tun habe, was mit Gemma passiert ist. Gar nichts.«
»Überzeugen Sie mich.«
Draußen konnten sie Hatchley brüllen hören, was er mit Perversen anstellen würde, wenn man ihn nur ließe: »Ich schneide dir die Eier mit einem stumpfen Taschenmesser ab, verdammte Scheiße! Und dann stopfe ich sie dir in deine Scheißfresse!« Er war so nah herangekommen, dass er gegen die Tür hämmern und am Griff rütteln konnte, bevor er, unaufhörlich brüllend, den Flur hinab weggezerrt wurde. Banks konnte das Lachen kaum unterdrücken. Es hörte sich so an, als hätten Jim und die Beamten draußen einen Heidenspaß.
»Um Gottes willen«, stammelte Les zitternd. »Halten Sie ihn mir bloß vom Leibe, mehr will ich nicht.«
»Sie hatten also nichts mit Gemmas Verschwinden zu tun?«, fragte Banks.
»Nein. Verstehen Sie, ich habe ab und zu bei einem Bier im Pub von dem Kind gesprochen. Ich gebe zu, dass ich nicht besonders nett zu ihr war, aber Gemma war auch wirklich komisch. Sie hatte so einen Blick drauf, irgendwie anklagend, damit konnte sie einen schon auf die Palme bringen. Da kam man sich wie der letzte Dreck vor.«
»Sie haben sich also über das Kind Ihrer Freundin beklagt. Das ist an sich nicht merkwürdig, oder, Les?«
»Ja, eben, das ist ganz normal, oder? Wie ich gesagt habe. Das waren nur Kneipengespräche, mehr nicht. Ich habe sie nie angerührt, Mr Banks. Ehrenwort. Aber als Gemma die Tusche über mein Wettformular geschüttet hat, da hatte Brenda die Schnauze voll und hat sie ordentlich durchgeschüttelt. Das war das erste Mal, dass ich das gesehen habe, und es hat mir Angst gemacht - ehrlich. Das Kind hatte danach große blaue Flecken auf dem Arm. Es tat mir Leid für Gemma, aber ich bin nicht ihr Vater, was hätte ich denn tun sollen?«
»Kommen Sie zur Sache, Les. Die Jungs da draußen können Sergeant Hatchley nicht ewig festhalten.«
»Ja, okay, ich habe Ihnen vorher nicht ganz die Wahrheit gesagt. Also, ich habe diesen Chivers und seine Tussi ein paar Mal gesehen, im Pub mit Carl. Ihn konnte ich nie leiden. Aber sie sah nicht übel aus. Ein
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