Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Unwägbarkeiten, aber ich dachte, ich hätte genug falsche Fährten gelegt und meine Spuren gut verwischt. Ich hatte alles sehr sorgfältig geplant.«
»Haben Sie eigentlich eine Vorstellung, was Sie Ihrer Familie angetan haben?«
Rothwells Lippen wurden zu einem geraden Strich. »Es war keine Familie. Es war reine Heuchelei. Eine Lüge. Eine Fassade. Wir haben die glückliche Familie gespielt. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Es gab keine Liebe in dem Haus. Mary und ich hatten seit Jahren nicht mehr miteinander geschlafen und Tom ... tja ...«
Banks ging im Moment nicht weiter auf Tom ein. »Warum haben Sie sich nicht scheiden lassen wie jeder andere? Wozu dieser ausgetüftelte Plan?«
»Da Sie hier sind, wissen Sie das meiste, nehme ich an?«
»Erzählen Sie es mir trotzdem.«
Roth well warf Banks einen kurzen Blick zu. »Hören Sie«, sagte er. »Es sieht zwar nicht danach aus, aber Sie sind doch nicht >verkabelt<, wie die Amerikaner sagen, oder?«
Banks schüttelte den Kopf. »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
»Es ist eine Sache zwischen uns beiden? Im Vertrauen?«
»Für den Moment. Aber ich bin offiziell hier.«
Rothwell trank einen Schluck Pepsi und rieb dann die Dose zwischen seinen Händen. »Vielleicht hätte ich Mary irgendwann um die Scheidung gebeten«, sagte er; »aber das war alles noch neu für mich, die Freiheit und dieses Gefühl eines anderen Lebens. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie mich so einfach hätte gehen lassen. Aber so wie sich die Dinge entwickelt hatten, musste ich den Eindruck erwecken, tot zu sein. Wenn er glauben würde, dass ich noch lebe, gäbe es keine Ruhe und keinen sicheren Fluchtort.«
»Martin Churchill?«
»Ja. Er hat herausgefunden, dass ich mir mehr genommen habe, als mir zustand.«
»Und wie haben Sie herausgefunden, dass er es wusste?«
»Dank einer zuverlässigen Quelle. Wenn man solche Spiele spielt, wie ich es getan habe, Mr. Banks, dann zahlt es sich aus, so viele Informationen zu haben, wie man kriegen kann. Sagen wir, jemand von der Insel hat mir verraten, dass Churchill es gewusst hat und dass er Daniel Clegg unter Druck gesetzt hat, etwas dagegen zu unternehmen.«
»Und so ist es dann passiert?«
»Ja. Es war nur folgerichtig. Mir war aufgefallen, dass sich Daniel in der letzten Zeit seltsam benommen hatte. Irgendetwas hat ihn nervös gemacht. Er konnte mir nicht mehr in die Augen schauen. Da hatte ich eine Erklärung. Der Scheißkerl plante, mich hinrichten zu lassen.«
»Stattdessen haben Sie ihn umbringen lassen?«
Rothwell schaute für einen Moment stumm durch das Fenster auf das Meer und den Berghang. »Ja. Entweder er oder ich. Ich bin ihm einfach zuvorgekommen, das ist alles. Jemand musste auf brutale Weise sterben, jemand, der unter bestimmten Umständen für mich gehalten werden konnte. Wir sahen uns einigermaßen ähnlich.«
»Ohne Gesicht, meinen Sie?«
»Ich ... ich habe es mir nicht angesehen ... in der Garage ... Ich konnte es nicht.«
»Das kann ich mir vorstellen. Fahren Sie fort.«
»Wir waren ungefähr gleich alt, ähnlich gebaut und hatten die gleiche Haarfarbe. Ich wusste, dass er keinen Blinddarm mehr hatte. Ich wusste sogar, dass seine Blutgruppe 0 war, genau wie meine.«
»Woher wussten Sie das denn?«
»Er hat es mir erzählt. Wir sprachen einmal über Blut, das mit dem HI-Virus verseucht ist. Er fragte sich, ob die Möglichkeit einer Infektion durch eine Bluttransfusion bei ihm größer war, weil er die gleiche Blutgruppe hatte wie vierzig Prozent der männlichen Bevölkerung.«
»Was haben Sie getan, nachdem Sie die Idee hatten, ihn für sich auszugeben?«
»Wenn wir uns beide zusammen sonntagmittags im Eagle die Ed O'Donnell Band angehört haben, haben wir ab und zu einen Mann getroffen, der damit geprahlt hat, Söldner zu sein und für Geld alles zu machen. Arthur Jameson war sein Name. Ein wandelnder Widerspruch, der Mann. Er liebte die Natur und die Tiere, aber er jagte auch gerne und schoss Enten. Ein Menschenleben schien ihm keinen Pfifferling wert zu sein. Ich fand ihn faszinierend. Faszinierend und ein bisschen beängstigend.
Es war perfekt. Daniel kannte ihn natürlich auch, und er hat mir erzählt, dass Jameson ihn sogar einmal um Rechtsbeihilfe gebeten hatte, kurz nachdem wir ihn kennen gelernt hatten. Ich dachte, wenn Sie überhaupt etwas herausfinden, dann das. Vielleicht hatte Daniel sogar
Weitere Kostenlose Bücher