Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Tom, und dann hat er sie geheiratet.«
»Wie ist das damals aufgenommen worden?«
Pratt hielt inne und nahm eine Büroklammer in die Hand. »Anfangs nicht so gut. Der alte Hatchard war stinksauer. Er hat die Sache natürlich erst einmal unter Verschluss gehalten, aber nachdem er Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, war er, glaube ich, froh, sie unter die Haube zu bringen. Allerdings konnte er kaum zulassen, dass sie einen einfachen Angestellten heiratet; deshalb kletterte Keith ziemlich schnell die Karriereleiter nach oben und wurde Teilhaber.«
Pratt verbog die Büroklammer. Anscheinend machte ihm dieses Spiel Spaß, dachte Susan. Er spielte mit ihr und gab nur so viel preis, wie er wollte. Sie hatte das Gefühl, dass sie die Antworten, die sie brauchte, nur dann bekommen würde, wenn sie die eindeutig richtigen Fragen stellte. Ihr Problem aber war, dass sie nicht wusste, was die richtigen Fragen waren.
Sie saßen in seinem Büro über Winston's Tabakladen und schauten hinaus auf die North Market Street, und durch die Doppelverglasung konnte Susan die gedämpften Geräusche des Verkehrs hören. »Hören Sie«, fuhr Pratt fort, »mir ist klar; dass ich hier derjenige bin, der befragt wird, aber können Sie mir sagen, wie es Mary geht? Und Alison? Ich betrachte mich als Freund der Familie, und wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann ...«
»Vielen Dank, Sir. Ich werde es die beiden wissen lassen. Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum Mr. Rothwell getötet wurde?«
»Nein, kann ich nicht. Nicht so, wie Sie es mir beschrieben haben.«
»Was meinen Sie damit?«
»Nun, ich schätze, ich könnte mir, sagen wir, einen Einbrecher vorstellen, der vielleicht jemanden tötet, der ihn überrascht. Von solchen Fällen liest man immer wieder in der Zeitung, besonders heutzutage. Oder einen Unfall, ein paar Jugendliche, die eine Spritztour mit einem gestohlenen Wagen machen. Aber so etwas ... ? Für mich klingt das wie ein Attentat.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Ungefähr vor einem Monat. Nein, es ist noch länger her. Im März, glaube ich. Kurz nach St. Patrick's. Meine Frau und ich waren zum Essen dort. Mary ist eine hervorragende Köchin.«
»Haben die Rothwells häufig Gäste eingeladen?«
»Nicht dass ich wüsste. Gelegentlich gaben sie kleine Dinnerpartys, nie mehr als sechs Leute. Keith mochte solche Gesellschaften nicht besonders, aber Mary liebte es, das Haus zu präsentieren, besonders wenn sie gerade ein neues Möbelstück angeschafft hatte. Also haben sie einen Kompromiss geschlossen. Beim letzten Mal mussten wir die Küche bewundern. Früher hatten sie eine Küche im ländlichen Stil, aber nachdem sich irgendjemand in der Zeitung über diesen künstlichen Bauernstil lustig gemacht hat, war Mary so verärgert, dass sie eine moderne Küche haben wollte.«
»Verstehe. Was ist mit ihrem Sohn, Tom? Was wissen Sie über ihn?«
»Tom? Soviel ich weiß, reist er gerade durch Amerika. Schön für ihn. Solange man jung und ungebunden ist, sollte man viel reisen. Tom war immer ein freundlicher und höflicher Junge, soweit ich das beurteilen kann.«
»Hat er nie Probleme gemacht?«
»Keine ernsthaften, nein. Er hatte auf jeden Fall nichts mit Drogen zu tun oder solchen wilden Sachen. Schlimmstenfalls, würde ich sagen, war er etwas unsicher darüber, was er mit seinem Leben anstellen sollte, und sein Vater war vielleicht ein wenig ungeduldig.«
»Inwiefern?«
»Er wollte, dass Tom Wirtschaft oder Jura studiert. Auf jeden Fall irgendetwas Solides und Anständiges.«
»Und Tom?«
»Tom ist ein künstlerischer Typ. Aber er ist ein kluger Junge. Mit seiner Persönlichkeit kann er es weit bringen. Im Moment weiß er einfach noch nicht, wohin. Nach dem Schulabschluss hat er sich ein bisschen treiben lassen. Und das macht er scheinbar immer noch.«
»Würden Sie sagen, dass es Reibereien zwischen den beiden gab?«
»Sie wollen doch nicht andeuten ...«
»Ich will gar nichts andeuten.« Susan lehnte sich zurück. »Hören Sie, Mr. Pratt, soweit wir wissen, hält sich Tom Rothwell irgendwo in den USA auf. Wir versuchen, ihn zu finden, aber das kann dauern. Der Grund, warum ich Ihnen all diese Fragen stelle, ist, dass wir alles über Keith Rothwell wissen müssen.«
»Ja, natürlich. Entschuldigen Sie. Aber mit dem Schock durch Keith' Tod und Ihren Fragen nach Tom ...«
Susan
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