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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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beugte sich wieder vor. »Gibt es irgendeinen Grund«, fragte sie, »warum Sie denken könnten, ich ziehe Tom als Verdächtigen in Betracht?«
      »Hören Sie auf, zwischen den Zeilen zu lesen. Da gibt es nichts zu lesen. Mich hat nur die Art stutzig gemacht, wie Sie nach ihm gefragt haben, das ist alles. Zwischen Tom und seinem Vater gab es die normalen Vater-Sohn-Konflikte, aber mehr nicht.«
      »Woher hatte Tom das Geld für seine Reise nach Amerika?«
      »Was? Keine Ahnung. Er hat gespart, nehme ich an.«
      »Sie sagten, Sie sahen Keith Rothwell zum letzten Mal im März, richtig?«
      »Ja.«
      »Haben Sie seitdem noch einmal mit ihm gesprochen?«
      »Nein.«
      »War er damals in irgendeiner Weise anders als sonst? Hat er sich um irgendetwas Sorgen gemacht? War er nervös?«
      »Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Es war ein völlig normaler Abend. Mary hat Ente ä !'orange gekocht. Tom kam kurz rein und war ganz aufgeregt wegen seiner Reise. Alison war die ganze Zeit in ihrem Zimmer.«
      »Hat sie das immer getan?«
      »Alison ist ein liebes Kind, aber sie ist eine echte Einzelgängerin und sehr verschlossen. Sie schlägt ihrem Vater nach. Außerdem ist sie eine Leseratte.«
      »Worüber haben Sie sich an diesem Abend unterhalten?«
      »Ach herrje, daran kann ich mich nicht mehr recht erinnern. Über ganz normale Dinge. Politik. Europa. Die Wirtschaft. Urlaubspläne.«
      »Wer war sonst noch dort?«
      »Nur wir, diesmal.«
      »Und Mr. Rothwell hat nichts gesagt, was Ihnen Grund zur Sorge gegeben hat?«
      »Nein. Er war still.«
      »Ungewöhnlich still?«
      »Er war immer still.«
      »Verschlossen?«
      Pratt drehte seinen Stuhl und schaute durch das Fenster auf die erste Etage des viktorianischen Gemeindezentrums. Susan folgte seinem Blick. Sie war überrascht, eine Reihe verschnörkelter Wasserspeier an der Fassade zu sehen, die ihr noch nie aufgefallen waren.
      Als er wieder zu sprechen begann, schaute er Susan nicht an. Sie konnte nur sein Profil sehen. »Ja, das Gefühl hatte ich immer bei ihm«, sagte er. »Deswegen habe ich auch gezögert, ihn als engen Freund zu bezeichnen. Er war stets etwas reserviert.« Er wandte sein Gesicht wieder Susan zu und legte seine Hände flach auf den Schreibtisch. »Vor Jahren haben wir es mal für eine Weile krachen lassen, haben uns einfach besoffen und uns um nichts geschert. Manchmal sind wir zusammen Angeln gegangen. Aber mit der Zeit ist Keith irgendwie ruhiger geworden und hat sich immer mehr eingeigelt. Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll. Es war nur so ein Gefühl. Keith war ein sehr introvertierter Mensch. Gut, das sind viele, aber bei ihm hatte ich keine Ahnung, wofür er eigentlich lebte.«
      »Hat er unter Depressionen gelitten? Glauben Sie ...«
      Pratt winkte ab. »Nein. Nein, Sie verstehen mich falsch. Er war nicht selbstmordgefährdet. Das habe ich nicht gemeint.«
      »Können Sie versuchen, es mir zu erklären?«
      »Ich kann es versuchen. Aber es ist schwer. Ich meine, es wäre schon schwer genug, zu sagen, wofür ich eigentlich lebe. Da sind natürlich meine Frau und die Kinder, mein ganzer Stolz. An günstigen Wochenenden gehen wir gerne zum Drachenfliegen nach Semerwater. Ich sammele Antiquitäten, ich liebe Kricket und wir entdecken in unseren Urlauben gerne neue Orte. Verstehen Sie, was ich meine? Für nichts von alledem lebe ich wirklich, aber es gehört alles dazu.« Er nahm seine Brille ab, rieb sich mit dem Handrücken über Augen und Nase und setzte sie dann wieder auf. »Ich weiß, das wird jetzt alles ein wenig zu philosophisch. Aber ich sagte ja, dass es schwer zu erklären ist.«
      Susan lächelte. »Ich höre noch zu.«
      »Gut, all das sind nur Dinge, nicht wahr? Besitztümer und Aktivitäten. Dinge, die wir tun und die uns etwas bedeuten. Aber hinter all diesen Dingen steht etwas, was sie verbindet, und das macht mein Leben aus. Das verkörpert, wer ich bin und was ich bin. Bei Keith wusste man das nie. Er war ein Rätsel. Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass er seine Familie liebte, aber er hat das eigentlich nie gesagt oder viel darüber gesprochen. Ich habe keine Ahnung, was ihm wirklich etwas bedeutet hat. Er hat nie von Hobbys oder so etwas gesprochen. Was er in seiner Freizeit gemacht hat, weiß ich nicht. Das ist mehr als wenn jemand introvertiert oder verschlossen ist; das ist so, als würde da eine Dimension fehlen, ein Mensch mit

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