Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
John Spinks und Constable Susan Gay.
     
    * II
     
    »Das Problem ist nicht Ihre fachliche Kompetenz, Owen. Die haben Sie uns über die Jahre recht deutlich bewiesen.«
      »Dann verstehe ich es nicht«, sagte Owen. »Warum kann ich meine Stelle nicht zurückhaben?« Sie saßen in dem mit Büchern gesäumten Büro des Schulleiters. Peter Kemp saß mit hochgekrempelten Hemdsärmeln, seinen Sommersprossen und kupferrotem Haar, das wie Büschel aus einer Kokosnuss spross, hinter seinem unaufgeräumten Schreibtisch. »Kemp der Ungekämmte« wurde er im Kollegium genannt. Auf der einen Seite summte ein Computer, auf dessen leerem, blauem Bildschirm ungeduldig ein weißer Cursor aufblinkte.
      Kemp lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände hinter seinem Kopf. Unter beiden Achseln konnte Owen dunkle Schweißflecken sehen. »Genau genommen, Owen«, sagte Kemp, »können Sie keine Stellung zurückfordern, die Sie nie gehabt haben. Denken Sie daran, Sie hatten lediglich Semesterverträge, ohne Garantien. Und im nächsten Semester haben wir einfach keine Verwendung für Sie.«
      Seine Augen unter dem Brillengestell aus Schildkrötenpanzer blickten auf Owen wie ein Insektenkundler, der einen besonders interessanten, aber hässlichen, neu entdeckten Käfer betrachtete. Das Büro roch nach Pfefferminzbonbons und Farbe. Owen sehnte sich nach frischer Luft, aber er wusste aus Erfahrung, dass sich keines der Fenster öffnen ließ.
      »Ich habe mich auf Sie verlassen«, wandte Owen ein. »Bisher haben Sie meinen Vertrag immer verlängert.«
      Kemp beugte sich vor und legte seine behaarten Unterarme auf den Schreibtisch. »Ja. Aber dieses Mal haben Sie uns ein gewisses Chaos hinterlassen, nicht wahr? Wir mussten eine neue Dozentin einstellen, um Ihre Kurse zu Ende zu führen. Sie hat gute Arbeit geleistet, sehr gute Arbeit unter diesen Umständen. Wir können sie jetzt nicht ohne weiteres einfach wieder rauswerfen, oder?«
      »Warum nicht? Mit mir scheinen Sie es doch auch tun zu können und ich gehöre dem Kollegium schon viel länger an. Außerdem war es nicht meine Schuld, dass ich verhaftet worden bin.«
      Kemp kicherte. »Nun, meine Schuld war es erst recht nicht. Aber das ist unwichtig. Bei Zeitverträgen spielt es keine Rolle, wie lange Sie schon dem Kollegium angehören, Owen. Das wissen Sie. Es tut mir Leid, aber mir sind die Hände gebunden.« Und als wollte er das beweisen, hielt er seine Hände zusammen und legte die Finger aneinander.
      »Was ist mit nächstem Januar? Bis dahin komme ich gerade noch so durch.«
      Kemp schürzte seine Lippen und schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dann eine Stelle frei wird. Der Etat ist knapp heutzutage. Sehr knapp.«
      »Hören Sie mal zu«, sagte Owen und beugte sich vor. »Ich habe langsam die Nase voll. Seit ich in Ihrem Büro sitze - und ich musste übrigens ziemlich lange warten, bevor Sie überhaupt Zeit hatten -, habe ich nichts als Geschwafel gehört. Sie wissen verdammt gut, dass Sie Kurse für mich finden könnten, wenn Sie wollten, aber Sie wollen nicht. Wenn es nichts mit meinen fachlichen Kompetenzen zu tun hat, dann sollten Sie mir vielleicht besser sagen, was wirklich das Problem ist.« Owen wusste ganz genau, was er hören würde - schließlich hatte er den Brief gelesen -, aber er wollte Kemp in die Verlegenheit bringen, es aussprechen zu müssen.
      »Ich habe Ihnen gesagt ...«
      »Sie haben mir nur Schwachsinn gesagt. Geht es um den Prozess? Ist es das?«
      »Nun, Sie werden sich vorstellen können, dass Sie so etwas bei der Schulbehörde nicht gerade beliebt macht, oder? Aber wir verstehen alle, dass Sie irrtümlicherweise angeklagt worden sind, und wir bedauern zutiefst, was Sie erlitten haben.«
      Owen lachte. »Irrtümlicherweise angeklagt? Das gefällt mir. Das ist eine nette Art, es auszudrücken.«
      Kemp schürzte seine Lippen. »Owen, wir wissen, wie schwer Sie es hatten, glauben Sie mir.«
      »Tun Sie das?« Owen spürte, wie er rot vor Wut wurde. Er umklammerte die Lehne des Stuhls. »Glauben Sie auch an meine Unschuld?«
      »Man muss Vertrauen in die Justiz haben, Owen, und sich an das Urteil der Geschworenen halten.«
      »Und glauben Sie, dass die Geschworenen Recht hatten?«
      »Das Gericht hat Sie für unschuldig befunden.«
      »Das ist nicht das Gleiche.«
      »Worauf sollen unsere Einschätzungen sonst beruhen?«
      »Worauf sonst? Auf

Weitere Kostenlose Bücher