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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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zu regnen. Gerade als das Stück »Corona« zu Ende ging, hielt Banks am Ende der Auffahrt der Harrisons an.
      Lady Harrison hatte ihn wohl kommen hören, denn sie öffnete die große weiße Tür für ihn, kaum dass er aus dem Wagen stieg. Sie trug Jeans und einen blauen Kaschmirpullover. Während sie in der Eingangstür stand, legte sie gegen die Kälte die Arme um sich.
      Sie hatte ihr Bestes getan, um die Spuren der Trauer und des Schmerzes in ihrem Gesicht zu verdecken; aber wie entfernte Gestalten, die sich im Nebel abzeichnen, waren sie auch durch ihr Make-up sichtbar.
      Nachdem sie seinen Mantel aufgehängt hatte, führte sie ihn dieses Mal nicht in das weiße Zimmer, sondern in die Küche, die nach Banks' Dafürhalten in einer Art französischem Landhausstil eingerichtet war: Holzpaneele und gedrechselte Regale, Kupferpfannen und -töpfe an Wandhaken, Becher mit Blumenmuster auf Holzpflöcken, ein paar Topfpflanzen, eine rot-weiß karierte Decke auf dem Tisch und darauf eine Vase mit Chrysanthemen. Die Küche roch nach Kräutern und Gewürzen, am hervorstechendsten waren Zimt und Rosmarin. Auf dem Herd begann gerade ein Wasserkessel zu kochen.
      »Nehmen Sie Platz«, sagte sie.
      Banks setzte sich auf einen Holzstuhl am Küchentisch. Die Stuhlbeine kratzten über den Terrakottaboden.
      »Tee? Ich wollte gerade welchen machen.«
      »Gerne«, erwiderte Banks.
      »Ceylon, Darjeeling, Earl Grey oder Lapsang Souchong?«
      »Lapsang, wenn es Ihnen recht ist.«
      Sie lächelte. »Genau die Sorte, die ich mir machen wollte.«
      Ihre Bewegungen waren teilnahmslos, und Banks fiel auf, dass ihr Lächeln ihre Augen nicht erreichte. Es würde wahrscheinlich noch lange dauern, bis das wieder der Fall sein würde.
      »Sind Sie sicher, dass Sie allein klarkommen, Lady Harrison?«, fragte er.
      »Ja. Im Grunde war es meine Idee, ich habe Geoffrey weggeschickt. Er begann, mir auf die Nerven zu gehen. Ich brauchte etwas Ruhe, um ... um mich an all das zu gewöhnen. Es macht ja auch keinen Sinn, wenn wir beide mit Jammermiene durchs Haus laufen, oder? Er ist ein Mensch der Tat und gewohnt, immer in Bewegung zu sein. Und bitte«, fügte sie mit einem flüchtigen Lächeln hinzu, »sagen Sie Sylvie zu mir.«
      »Gut«, stimmte er zu. »Dann Sylvie.«
      Sie gab die Teeblätter in eine vorgewärmte Kanne, ein ziemlich unförmiges Stück mit einem blauen krakeligen Muster und einem dicken, geraden Ausguss. Dann setzte sie sich Banks gegenüber und ließ den Tee ziehen.
      »Es tut mir Leid, Sie in Ihrer Trauer stören zu müssen«, sagte Banks, »aber es gibt immer noch eine Menge Fragen, die beantwortet werden sollten.«
      »Selbstverständlich«, sagte Sylvie. »Aber Geoffrey hat mir heute Morgen erzählt, dass sie bereits einen Verdächtigen haben. Stimmt das?«
      Interessant, dachte Banks. Ihm war nicht klar gewesen, dass es in der vergangenen Nacht noch ein vertrauliches Treffen gegeben hatte. Sobald Stott Owen Pierce aufgespürt und seinen Anorak zur Analyse ins Labor geschickt hatte, hatte Banks natürlich Chief Constable Riddle von den Vorgängen unterrichtet und Riddle hatte anscheinend keine Zeit verschwendet und sogleich Sir Geoffrey Bericht erstattet. Ach, privilegiert müsste man sein!
      »Wir sind in unseren Ermittlungen auf jemanden gestoßen, ja«, gab er zu und bereute diese abgedroschene Phrase sofort. »Ich meine, wir haben gestern Abend mit jemandem gesprochen, der Montagabend in der Gegend gesehen wurde. Detective Inspector Stott vernimmt ihn gerade erneut.«
      »War es nicht der Mann aus der Kirche, der, der entlassen wurde?«
      »Wir glauben nicht, behalten ihn aber im Auge.«
      »Glauben Sie, dass es diese andere Person getan hat?«
      »Ich weiß es nicht. Noch habe ich nicht mit ihm gesprochen. Wir gehen sehr vorsichtig vor, sehr behutsam. Wenn er der Täter ist, dann wollen wir sicher sein, dass wir keinen Fehler machen, der auf uns zurückfällt, wenn der Fall vor Gericht kommt.«
      »Manchmal hat man den Eindruck«, sagte Sylvie nachdenklich, »das System behandelt die Kriminellen besser als die Opfer. Finden Sie nicht auch?«
      Wem sagen Sie das, dachte Banks. Wenn die Ermittler der Meinung sind, den Richtigen geschnappt zu haben, müssen sie als Nächstes die Staatsanwaltschaft davon überzeugen, dass es einen Fall gibt und Anklage erhoben wird, was nicht immer eine leichte Aufgabe ist. Und nachdem sie dann alle Hürden überwunden

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