Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel
ja.«
»Warum hielten Sie sich in der Gegend auf?«
»Ich bin einfach spazieren gegangen.«
»Ach, hören Sie doch auf! Glauben Sie, ich bin von gestern, Owen, oder was? Sie haben sich mit Deborah getroffen, richtig? Sie kannten sie.«
»Das ist doch lächerlich. Woher sollte ich ein Mädchen wie sie kennen?«
Banks griff in seine Aktentasche und schob das Foto über den Tisch. »Wer ist das?«, fragte er.
»Irgendein Modell.«
»Schauen Sie sich das Foto an, Owen. Schauen Sie es sich genau an. Sie kennen sie. Jeder Idiot kann das sehen.«
Banks beobachtete, wie Owen blass wurde und sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, entgegnete er dann. »Sie war nur ein Modell.«
»Nur ein Modell. Blödsinn! Haben Sie nicht ihre Ähnlichkeit mit dem ermordeten Mädchen bemerkt?« Banks legte ein Foto von Deborah Harrison daneben.
Owen schaute weg. »Nein, habe ich nicht.«
»Schauen Sie es sich noch einmal an.«
Owen betrachtete es und schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Und Sie behaupten weiterhin, dass Sie Deborah Harrison niemals getroffen haben?«
»Richtig.« Er schaute auf seine Uhr. »Hören Sie, wann ist diese Farce vorbei? Ich habe Arbeit zu erledigen.«
Banks schaute hinüber zu Susan und nickte. Sie beugte sich vor und legte zwei beschriftete Päckchen auf den Tisch.
»Die Sache ist die, Owen«, sagte Banks, »dass diese Beweise das Gegenteil verraten.«
»Beweise? Welche Beweise?«
»Haare, Owen, Haare.« Banks tippte auf den ersten Umschlag. »Um es kurz zu machen, dieser Umschlag enthält Haarproben, die wir an dem Anorak gefunden haben, den Sie am Montagabend bei Ihrem Spaziergang getragen haben und den wir mit Ihrer Erlaubnis untersucht haben. Eine Reihe dieser Haare stammen, so haben unsere Fachleute festgestellt, vom Kopfhaar Deborah Harrisons.«
Owen umklammerte die Tischkante. »Das kann nicht sein! Das muss ein Irrtum sein.«
Banks schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »Ich könnte Sie natürlich mit den wissenschaftlichen Details über die Medulla und den Kortex und so weiter langweilen, aber Sie können mir glauben. Die Haare stammen von Deborah Harrison.«
Owen sagte nichts. Susan schob das andere Päckchen nach vorn. »Und dieser Umschlag«, fuhr Banks fort, »enthält Haarproben, die von Deborah Harrisons Schulblazer genommen worden sind. Merkwürdigerweise sind einige dieser Haare eindeutig als Ihre identifiziert worden; sie entsprechen den Proben, die wir neulich mit Ihrer Genehmigung von Ihnen genommen haben.« Banks lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme. »Ich denke, Sie haben uns einiges zu erklären, finden Sie nicht, Owen?«
»Sie versuchen, mir die Sache anzuhängen. Diese Haare sind nicht meine. Das ist schlichtweg unmöglich. Sie lügen, damit ich gestehe, stimmt's?«
»Was gestehen, Owen?«
Owen lächelte. »So einfach legen Sie mich nicht herein.«
Banks beugte sich vor. »Lesen Sie es mir von den Lippen ab, Owen«, sagte er. »Wir lügen nicht. Diese Haare sind Ihre.«
Owen fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Moment mal. Es muss eine einfache Erklärung dafür geben. Bestimmt.«
»Das hoffe ich«, erwiderte Banks. »Die würde ich wirklich gerne hören.«
Owen biss sich auf die Unterlippe und konzentrierte sich. »Das Einzige, was mir einfällt«, sagte er nach einer Weile, »ist, dass mich jemand angerempelt hat, als ich auf der Brücke stand. Das ging alles ganz schnell. Ich hatte den Fluss hinabgeschaut, und als ich mich umgedreht habe, ist sie voll in mich reingerannt. Ich konnte sie nicht genau erkennen, weil sie gleich wieder im Nebel verschwunden ist und ich sie nur von hinten gesehen habe, aber ich glaube, sie hatte langes blondes Haar und trug einen dunklen Blazer und einen dunklen Rock. Das könnte sie gewesen sein, oder? So könnte es doch passiert sein, oder?«
Banks runzelte die Stirn und schaute in seine Notizen. »Das verstehe ich nicht, Owen. Als Sie mit Inspector Stott und Sergeant Hatchley gesprochen haben, haben Sie nichts davon gesagt.«
»Ich weiß.« Owen schaute weg. »Beim ersten Mal hatte ich es einfach vergessen. Und dann, äh ... als ich mich daran erinnerte, nachdem ich die Zeitung gelesen hatte und wusste, warum die beiden mich befragt hatten ... na ja, da ich zuerst nichts davon gesagt hatte, hatte ich Angst, dass es schlecht aussehen könnte, wenn ich
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