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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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bin mir nicht sicher, was Sie von mir wollen«, sagte Michelle. »Sie haben mir am Telefon nicht viel verraten.«
      »Ich bin mir auch nicht ganz sicher, Miss Chappel«, erwiderte Banks. »Ich hoffe einfach, dass ich es weiß, wenn ich es höre.«
      »Sagen Sie doch Michelle zu mir.«
      Banks nickte.
      »Sie sagten, Owen ist verhaftet worden?«
      »Das ist richtig.«
      »Wie lautet die Anklage?«
      »Sie wissen es nicht?«
      »Ich habe seinen Namen nicht in den Zeitungen gelesen und Sie haben es mir am Telefon nicht gesagt. Woher soll ich es wissen?«
      »Natürlich.« Banks schaute Susan an und nickte.
      »Die Sache ist leider sehr ernst, Michelle«, sagte Susan. »Owen steht unter Mordanklage. Es tut mir Leid.«
      »Mord? Aber wen ... Moment mal ... doch nicht dieses Schulmädchen?«
      »Deborah Harrison. Ja.«
      »Darüber habe ich gelesen.« Michelle schüttelte langsam den Kopf. »Verdammt nochmal! Also hat er ...« Sie schaute wieder Banks an. »Und was kann ich Ihrer Meinung nach für Sie tun?«
      »Wir würden gerne wissen, was Sie uns über ihn erzählen können. Er wollte weder zugeben, dass er Sie kennt, noch uns sagen, wer Sie sind.«
      »Das kann ich mir vorstellen.«
      »Ist zwischen Ihnen beiden etwas passiert?«
      Michelle runzelte die Stirn. »Was wissen Sie bereits?«
      »Nicht viel. Angesichts der Schwere des Verbrechens müssen wir wenigstens ein bisschen begreifen, was für ein Mensch er ist. Wir haben bereits gehört, dass er ein ziemlicher Einzelgänger ist, so etwas wie ein komischer Kauz in den Augen von manchen Leuten.«
      »Tatsächlich? Das war er nicht immer. Nicht am Anfang. Owen konnte auch lustig sein. Zumindest für eine Weile, dann ...« Ihr Blick verfinsterte sich.
      »Was dann?«
      »Ach ... dann ist er einfach anders geworden. Menschen verändern sich. Das ist alles.«
      »Aber Sie verstehen unser Problem, oder?«, sagte Banks. »Er hat keine Familie oder nahe Verwandtschaft und niemand in Eastvale scheint ihn besonders gut zu kennen. Wir haben gehofft, Sie könnten uns etwas über seinen Charakter erzählen.«
      »Wird er Unzurechnungsfähigkeit geltend machen?«
      »Nein, das nicht. Warum fragen Sie?«
      »Ich meine, warum wollen Sie etwas über ihn wissen?«
      »Schauen Sie, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir werden Sie nicht in den Zeugenstand bitten.«
      »Oh, das wäre mir egal.«
      »Was dann?«
      Michelle beugte sich vor und setzte die Ellbogen auf den Tisch. »Um die Wahrheit zu sagen«, begann sie mit gesenkter Stimme, »ich wäre alles andere als unglücklich darüber, vor Gericht zu gehen.«
      Banks runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht, Michelle. Was ist zwischen Ihnen beiden vorgefallen? Wir wissen nur, dass Sie sich im Sommer getrennt haben und dass Owen nicht zugeben wollte, dass er Sie kennt. Er hat behauptet, es wären Fotos eines anonymen Modells.«
      Michelle schnaubte. »Das kann ich mir vorstellen.«
      »Weshalb hat er das behauptet?«
      »Weshalb? Ich sage Ihnen, weshalb. Weil er auch versucht hat, mich umzubringen, deshalb.«
     
    * II
     
    Vom Polizeirevier zum Rathaus war es kaum einen Kilometer weit, und nachdem er während des ganzen Wochenendes in einer Zelle eingesperrt gewesen war, hätte Owen den Spaziergang dahin zu schätzen gewusst. Doch zwei Beamte eskortierten ihn geradewegs zu einem Bus, der direkt vor dem Revier stand. Bevor sie durch die Tür gingen, warf ihm einer der beiden einen muffigen, alten Regenmantel über den Kopf.
      Obwohl es von der Vordertür bis zum Bus keine Entfernung war, hatte Owen auf dem Weg das schreckliche Gefühl, von einem riesigen Mob verschluckt zu werden, und er hatte Mühe, nicht in die Hose zu machen.
      Er konnte hören, wie Leute Fragen schrien, Beleidigungen brüllten und ihn verfluchten. Eine Gruppe, dem Klang nach zu urteilen alles Frauen, stimmte einen Sprechchor an: »Hängt ihn auf! Hängt ihn auf!« Vor großen Menschenmassen hatte sich Owen schon immer gefürchtet, bei einem Fußballspiel oder einem Konzert fühlte er sich nie wohl. Für Owen waren solche Massen im Grunde nicht menschlich, es waren hirnlose Bestien mit der Kraft einer elementaren Gewalt. Der Regenmantel über seinem Kopf roch nach der Angst anderer Häftlinge.
      Zum Glück dauerte dieser Spießrutenlauf nicht lange. Bevor Owen tatsächlich die Kontrolle über seine Gedärme verlor und sich vollständig zum Idioten

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