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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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machte, wurde er in den Bus gestoßen, dann hörte er die Tür zuknallen. Die Rufe und Sprechchöre waren jetzt abgedämpft und der Motor des Busses übertönte sie bald völlig.
      Am Ziel der kurzen Reise war es nicht ganz so schlimm. Er wurde durch eine kleinere Menge geschoben und dann in ein Vorzimmer geführt. Als Owen endlich wieder den Regenmantel abnehmen konnte, war die erste Person, die er sah, Gordon Wharton. Nicht der schönste Anblick der Welt, aber unter diesen Umständen ein willkommener.
      Wharton lehnte sich in seinem Sessel zurück, zupfte die Bügelfalte seiner Nadelstreifenhose zurecht und schlug die Beine übereinander. Eine affektierte Geste, fand Owen, und eine, die zu seinem hochnäsigen Gesichtsausdruck, den geröteten Wangen und der Art passte, wie er die paar übrig gebliebenen, fettigen Haarsträhnen quer über seinen glänzenden Schädel kämmte. Obwohl er wahrscheinlich ungefähr im gleichen Alter war wie Owen, sah er wesentlich älter aus. Zum Teil lag es an seiner Fettleibigkeit, dachte Owen, zum Teil an seiner Kahlköpfigkeit und vielleicht auch an den Zeichen von Überarbeitung. Warum musste der einzige Anwalt, den er kannte, gerade dieser Wharton sein?
      Er war der Streber der Uni gewesen, hatte nie Zeit für einen Drink im Pub oder einen Kinobesuch gehabt und Owen hatte ihn nie besonders gemocht. Er hatte das Gefühl, dass diese Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte. Der einzige Grund, warum sie überhaupt Kontakt miteinander gehabt hatten, war, dass sie im ersten Jahr das gleiche Nebenfach belegt hatten. Und dann waren beide aus beruflichen Gründen in Eastvale gelandet und sich damals im Pub nur zufällig über den Weg gelaufen.
      Da er am Samstag nicht in der Stadt gewesen war, war Wharton schließlich am Sonntagmorgen aufs Revier gekommen, um Owen zu treffen. Ihn auf Kaution herauszuholen, hatte er allerdings nicht vermocht.
      »Alles klar?«, fragte Wharton.
      Owen holte ein paar Mal tief Luft. »Geht so. Was wollen die machen, mich vierteilen?«
      Wharton zuckte mit den Achseln.
      »Was niemand zu kapieren scheint, ist, dass ich unschuldig bin.«
      Wharton legte seine Fingerspitzen aneinander und schaute hinab. »Owen, du bist nicht der erste Unschuldige, der für das eine oder andere Verbrechen verhaftet wurde, und du wirst auch nicht der letzte sein. Aus diesem Grund haben wir das Gesetz. Jeder ist so lange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist. Die Polizei interessiert nur, ob sie genug Beweise für eine Anklage hat. Jetzt muss das Gericht entscheiden. Vertraue der Justiz.«
      Owen schnaubte. »Der britischen Justiz? Die hat mich bisher nicht besonders gut behandelt, oder?«
      »Du kannst so viel schimpfen, wie du willst, aber es ist das beste Rechtssystem der Welt. In vielen anderen Ländern wärst du schon längst auf dem Weg zum Henker oder würdest in irgendeiner stinkigen Zelle schmachten. Am besten akzeptierst du einfach deine Situation. Unter den jetzigen Umständen bringt dir das ganze Lamentieren nichts. Das führt nur zu Selbstmitleid. Und jetzt lass uns mal überlegen, was wir noch berücksichtigen müssen.«
      Dieser aufgeblasene Affe!, dachte Owen. »Du hast gut reden«, sagte er. »Du sitzt ja auch nicht im Gefängnis. Werde ich heute auf Kaution freigelassen?«
      Wharton schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Nicht bei einer solchen Anklage.«
      »Hör zu, wenn du die Polizei davon überzeugen könntest, ein bisschen mehr herumzuschnüffeln, dann würden sie mit Sicherheit den wirklichen Mörder finden.«
      Wharton beugte sich vor und legte seine Hände auf den Tisch. Owen fiel auf, wie die goldenen Manschettenknöpfe im Licht funkelten. »Owen«, sagte er und machte eine dramatische Pause, »dir scheint der Ernst deiner Lage immer noch nicht klar zu sein. Du bist für das schlimmste Verbrechen verhaftet worden, das es gibt: Mord. Niemand wird dich einfach so gehen lassen.«
      »Auf welcher Seite stehst du eigentlich?«
      Wharton hob seine Hand. »Lass mich ausreden. Soweit es die Polizei betrifft, haben sie bereits ihren Mann. Warum sollten sie ihre Zeit damit verschwenden, nach einer Alternative zu suchen? Du musst den Tatsachen ins Auge sehen, Owen. Du bist wegen Mordes verhaftet worden, du sitzt in Untersuchungshaft, in ein oder zwei Wochen wird die Staatsanwaltschaft Anklage gegen dich erheben und du wirst vor Gericht kommen. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dir zu helfen; unter

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