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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Von den Experten erwarten sie es natürlich, aber nicht von unserem Wald-und-Wiesen-Kneipier.« Er stand auf, ging zur Kaffeemaschine auf dem Aktenschrank und füllte seinen Becher nach. »Was mir aber wirklich Kopfzerbrechen macht«, fuhr er fort, »ist dieses andere Zeug hier.« Er langte wieder in den Aktenhaufen und zog ein paar weitere Papiere hervor. »Sie haben eine Aussage von einer gewissen Michelle Chappel aufgenommen, einer Exfreundin von Pierce. Das ist natürlich alles völlig korrekt, aber die ganze Sache ist bedenklich.« Er schnalzte mit der Zunge und legte eine Hand auf die Papiere, als wollte er auf die Bibel schwören. »Extrem bedenklich.«
      »Inwiefern?«, fragte Banks.
      Oakes setzte sich wieder in seinen Sessel, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und zitierte in Richtung der rissigen Decke: »>Ein Richter in einem Strafprozess kann jederzeit nach eigenem Ermessen einen Beweisantrag ablehnen, wenn nach seiner Auffassung die vorverurteilende Wirkung des Beweismaterials größer ist als sein Nutzen für das Verfahren<. Lord Diplock, Regina v. Sang, 1979.«
      »Und das ist Ihrer Meinung nach bei Michelle Chappels Aussage der Fall?«, fragte Banks.
      »Ich sage nur, es könnte ein Problem sein. >Die Geschworenen sollten keine Informationen über den Angeklagten erhalten, die sie möglicherweise nachteilig in Bezug auf den Angeklagten beeinflussen, da dies in keinem Verhältnis zu dem wahren Nutzen des beantragten Beweismaterials, welches diese Informationen enthält, für das Verfahren steht.< Gleiche Quelle. Und das bezieht sich normalerweise auf analoges Beweismaterial. Sie unterstellen hier, indem Sie versuchen, die Aussage der Frau als Beweismaterial einzuführen, dass Pierce genau der Mensch ist, der ein solches Verbrechen begehen würde. Das ist freudianischer Schnickschnack und außer im Fernsehen mögen die Geschworenen das nicht. Und, viel wichtiger, eine Menge Richter mögen es auch nicht.«
      Banks zuckte mit den Achseln. »Das Analogieverbot kenne ich«, sagte er, »aber wir versuchen mit dieser Aussage zu beweisen, dass in Pierce' Vergangenheit schon einmal Gewalt gegen Frauen vorkam. Und zwischen den beiden Opfern gibt es eine auffallende äußerliche Ähnlichkeit. Wir versuchen, ein Motiv zu ermitteln.«
      Oakes' Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ja, ja, das ist alles schön und gut, Banks. Aber Sie sind ja auch ein fantasievoller Kerl, einer, der eine Menge Romane liest, nicht wahr? Wenn Sie das Analogieverbot verstehen, dann müssen Sie auch verstehen, dass das, was Sie hier tun, lediglich aussagt, dass Pierce ein Mensch ist, der schon einmal auf ähnliche Weise gehandelt hat wie derjenige, der das betreffende Verbrechen begangen hat. Und darüber hinaus handelt es sich bei der mutmaßlichen Vergewaltigung um eine nicht zur Anzeige gebrachte Tat, von der wir allein aufgrund der Aussage einer Frau wissen, die den Mann möglicherweise nur deshalb verachtet, weil er sie zurückgewiesen hat.« Er schnalzte erneut mit der Zunge und trank einen Schluck Kaffee. »Andererseits«, sinnierte er, »sind schon merkwürdigere Dinge passiert.«
      »Zu welcher Schlussfolgerung kommen Sie also?«, fragte Banks.
      »Meine Schlussfolgerung?« Er schlug mit der flachen Hand auf den Stapel kaffeebefleckter Akten. »Ach, sei's drum, wir versuchen es. Warum nicht? Schlimmstenfalls wird ihre Aussage nicht als Beweismaterial zugelassen.« Er lachte leise. »Früher konnte es ein Pluspunkt für die Verteidigung sein, wenn Beweisanträge der Anklage abgewiesen wurden. Aber das war einmal. Abhängig vom Richter, hat man in diesen Dingen manchmal einen gewissen Spielraum, besonders in einem so ernsten Fall wie diesem. Ich habe mehr als einmal erlebt, das vergleichendes Beweismaterial zugelassen wurde. Das Verbot besagt eigentlich nur, dass die bloße Tatsache, dass der Angeklagte schon einmal ein ähnliches Verhalten gezeigt hat wie die kriminelle Tat, für die er vor Gericht steht, nicht relevant ist. Wenn es jedoch eine derart auffällige Ähnlichkeit gibt, welche die beiden Ereignisse in überzeugender Weise in ein ganzes System von Taten einbindet und ein deutliches Muster erkennen lässt, das über den reinen Zufall hinausgeht, dann könnte ein solches Beweismaterial zugelassen werden. - Können Sie mir folgen?«
      »Ich glaube schon«, sagte Banks.
      »Wenn wir versuchen zu zeigen, dass die beiden Übergriffe Teile eines solchen Musters sind«, fuhr Oakes fort,

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